Hühnchen im Dom und Tanz am Altar: Die Kirche verliert den Glauben

vor 13 Tagen

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Bildquelle: NiUS

Was machen drei kopflose Hühnchen im Dom? Diese Frage beschäftigt nicht nur Christen. Mitte Mai gab eine Künstlergruppe im Paderborner Dom eine Performance zum Besten.

Die Bilder der szenischen Entgleisung sickern allmählich in das allgemeine Bewusstsein und wirken verheerend: Was ist von einer Kirche zu halten, die ein solch geistloses, sinnloses, geschmackloses Spektakel duldet? Im Zentrum des Zentrums eines Bistums, im Dom, zwischen Altar, Kreuz und Tabernakel?

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Mit einiger Verspätung zeigt sich: Der Skandal ist größer als gedacht – und symptomatisch. Hier sieht man die Endstufe einer Kirche, die den Glauben schreddert, weil er ihr abhandenkam.

Ehe wir uns den Gaga-Auftritt im Paderborner Dom genauer anschauen, müssen wir uns fragen: Warum haben die drei Tänzer dort überhaupt mit kopflosen Hühnchen in Windeln gespielt? Es handelte sich um einen Beitrag im Rahmen der Eröffnung einer Sonderausstellung namens „775 - Westfalen“ durch den Bundespräsidenten. Veranstalter waren der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) und dessen Kulturstiftung.

Eine weltliche Veranstaltung im Kirchenschiff: Das darf schon sein. Ist es aber klug? Werden Kirchen erst einmal zu Veranstaltungsräumen, verlieren sie ihren Charakter als Gotteshäuser. Die römisch-katholische Kirche sagt: Die sichtbaren Kirchen bezeichnen und bezeugen „die Wohnung Gottes“. Es sind sakramentale Gebäude.

Zweitens: Wenn schon weltliche Veranstaltungen auf geweihtem Grund – warum dann dieser Ausflug ins dadaistische Fach, dieser ungelenke Versuch, eine Avantgarde von vorgestern als geistige Provinz wiederzubeleben? Nichts anderes war dieses Hühnerballett: eine dreiste Geschmacklosigkeit. Eine Beleidigung für jeden erwachsenen Menschen.

Die Hausherren reden sich heraus. Um Entschuldigung bitten wollen sie nicht. Der Bischof schweigt. All das bildet den dritten und größten Anlass, einer solchen Kirche zu misstrauen. Das Metropolitankapitel erklärt: Die „konkrete inhaltliche Ausgestaltung“ der Performance sei unbekannt gewesen. Man bedauere ausdrücklich – und jetzt wird es bizarr –, „dass die Performance religiöse Gefühle verletzt hat.“

Religiöse Gefühle sind die Krümel des Glaubens der anderen. Wer gläubig ist, hat einen Glauben, aber keine religiösen Gefühle. Das Metropolitankapitel schreibt über den christlichen Glauben wie der Betreiber einer Stadthalle über schamanische Riten: Irgendwie interessant, irgendwie wertvoll, aber halt nicht die eigene Sache.

So entsorgt eine Kirche den Glauben und schiebt ihn ab ins bloß Subjektive, Emotionale. Drei Tage nach der Performance fand im Paderborner Dom übrigens ein „Gottesdienst der Queeren“ statt.

Und Bischof Bentz, der der Hühnchendressur beiwohnte? Er will sich nicht äußern, auch heute nicht, auch auf meine Nachfrage nicht. Stattdessen verweist das Erzbistum auf die Erklärung mit den religiösen Gefühlen und setzt hinzu: „Haben Sie bitte Verständnis, dass wir darüber hinaus keine weiteren Auskünfte geben.“

Offen gesagt: Ich habe kein Verständnis. Der Oberhirte eines Bistums sollte in der Lage sein, säkularen Unsinn zu erkennen, einzuordnen und zu bewerten. Wo es an der Fähigkeit fehlt, die Geister zu scheiden, da dankt Kirche ab. Das Paderborner Schweigen ist Ausdruck kirchlicher Feigheit, die Dinge beim Namen zu nennen.

In vielen Kirchen wird abends getanzt. Nicht immer ist es so plump wie in Paderborn. In der evangelischen Kirche St. Michael in Schwäbisch Hall sieht es bei der „geschlechtsneutralen Zusammenarbeit der Tanzenden“ anders aus. Aber auch dort stellt sich die Frage: wieso, weshalb, warum?

Wer im Kerngeschäft versagt, weicht auf Nebengleise aus. Irgendwie will man die alten Gemäuer füllen – und sei es, wie in der evangelischen Wunderblutkirche im brandenburgischen Bad Wilsnack, mit einem Techno-Rave. Inhaltliche Leere wird erst recht offenbar, wenn man sie mit frei drehender Geschäftigkeit füllt.

Die Kirchen haben einen Kater ohne Rausch. Sie genieren sich an vielen Stellen für das Geistliche und fliehen ins Weltliche. Ist es da ein Wunder, wenn die Welt achselzuckend vorbeigeht?

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