Hurrelmann fordert Pflichtdienst für Senioren: „Junge Menschen leisten viel“

vor etwa 6 Stunden

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Der Soziologe Klaus Hurrelmann spricht sich für eine stärkere Beteiligung älterer Menschen an gesellschaftlichen Aufgaben aus. „Wir sollten darüber diskutieren, wie gesellschaftliche Aufgaben wie die Stärkung der Verteidigungsfähigkeit von allen Generationen getragen werden können“, sagte er dem Spiegel. Er forderte: „Am Ende des Arbeitslebens, ja.“ Auch ältere Menschen müssten einen Beitrag leisten.

Er hält es für ungerecht, diese Verantwortung allein den Jüngeren aufzubürden. „Von den Jungen zu erwarten, dass sie im Ernstfall allein das Land verteidigen, ist nicht gerecht.“ Die junge Generation habe sich in der Pandemie solidarisch verhalten und trage heute sowohl das Rentensystem als auch die wachsende Staatsverschuldung. „Sie müssen auch diese immensen Schuldenberge abtragen, die wir ihnen gerade aufbürden.“

Neben einem Pflichtdienst schlägt Hurrelmann eine Reform des Rentenalters vor. Die Gesellschaft könne es sich nicht leisten, das Rentenalter starr zu handhaben. „Wer fit ist, könnte durchaus länger arbeiten“, sagte er. Kritik übte er an der gängigen Praxis, mit Anfang 60 in den Ruhestand zu gehen: „Mit 65 – oder oft genug schon mit 63 – sind die Leute plötzlich nur noch Privat- und Urlaubsmenschen. Was ist denn das für ein Konzept?“

Hurrelmann sieht die junge Generation unter erheblichem Druck. Die Zahl der psychischen Erkrankungen sei deutlich gestiegen. „Der Anteil hat sich verdoppelt.“ Er nannte als Gründe unter anderem eine empfundene Ohnmacht angesichts multipler Krisen sowie wachsende Unsicherheit über die eigene berufliche Zukunft. „Es ist schwieriger geworden, eine Arbeit zu finden, die es auch in zehn Jahren noch sicher geben wird.“ Den Austausch zwischen den Generationen hält Hurrelmann für zunehmend eingeschränkt. „Ältere und jüngere Menschen haben immer weniger Berührungspunkte, jeder bleibt in seiner Blase.“

Eltern seien häufig nicht in der Lage, den digitalen Alltag ihrer Kinder zu begleiten. „Viele Eltern hinken den technischen Möglichkeiten ihrer Kinder hinterher.“ Verbote hält Hurrelmann für wirkungslos. „Kindern die Nutzung zu verbieten, halte ich für kontraproduktiv.“

Dass sich Bewegungen mit traditionellen Rollenbildern derzeit wieder stärker verbreiten, überrascht Hurrelmann. „Einen so starken Rollback, wie wir ihn heute beobachten […] das habe ich so nicht für möglich gehalten.“ Er nennt ausdrücklich die „Tradwife“-Bewegung, bei der sich Frauen auf Haushalt und Erziehung konzentrieren.

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