
Deutschland kämpft weiterhin mit einer tiefgreifenden Wirtschaftskrise. Bereits im vergangenen Jahr verzeichnete das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) einen Rückgang von 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Auch für 2024 sehen die Aussichten düster aus: Die Bundesregierung rechnet mit einem weiteren Rückgang des BIP um 0,2 Prozent. Damit rutscht Deutschland wohl das zweite Jahr in Folge in eine Rezession.
Der Arbeitsmarkt steht folglich vor großen Herausforderungen. Unternehmen agieren angesichts der anhaltenden Krise zunehmend zögerlich in ihrer Personalplanung. So fiel das entsprechende Beschäftigungsbarometer im Dezember auf 92,4 Punkte, nachdem es im November noch bei 93,3 Punkten lag, wie das Münchner Ifo-Institut im Rahmen seiner Managerumfrage bekanntgab.
Laut Ifo-institut basiert das Beschäftigungsbarometer auf ca. 9.500 monatlichen Meldungen von Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes, des Bauhauptgewerbes, des Groß- und Einzelhandels und des Dienstleistungssektors. Die Unternehmen wurden gebeten, ihre Beschäftigtenplanungen für die nächsten drei Monate mitzuteilen.
Das Ifo-Beschäftigungsbarometer erreichte mit seinem siebten Rückgang in Folge den niedrigsten Wert seit Mitte 2020, als die Corona-Politik die Wirtschaft stark beeinträchtigte. „Immer weniger Unternehmen stellen neues Personal ein“, erklärte Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen. „Stattdessen nimmt der Anteil der Betriebe zu, die Arbeitsplätze abbauen wollen.“
Nach einer Analyse der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young wurden bereits 2024 in der deutschen Industrie rund 50.000 Arbeitsplätze abgebaut. Dies entspricht einem Rückgang der Beschäftigung um 0,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Aufgrund des starken Rückgangs des Beschäftigungsbarometers, wird in Deutschland wohl ähnlich wie in diesem Jahr auch 2025 mit einem massivem Stellenabbau gerechnet werden müssen. Viele Unternehmen rechnen nicht mit einer Verbesserung der Lage und reduzieren ihre Investitionsbereitschaft für den Standort Deutschland in alarmierendem Tempo. Laut Ifo-Institut rechnen 31,3 Prozent der Unternehmen mit einer Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Lage. Des Weiteren geht aus einer Erhebung des IW Köln hervor, dass 40 Prozent der Unternehmen 2024 weniger in den Standort Deutschland investieren wollen.
Die Entwicklungen geben kaum Anlass zur Hoffnung für die Zukunft des deutschen Standorts. „Nahezu alle Branchen ziehen einen Arbeitsplatzabbau in Betracht“, hieß es dazu von Seiten des Ifo-Instituts. Am stärksten betroffen sind die Metallbranche sowie die Autobauer und ihre Zulieferer. Auch der Handel plant, eher Stellen zu reduzieren, als sie neu zu besetzen. Bei den Dienstleistern setzte sich die negative Dynamik der letzten Monate ebenfalls fort.
Die Automobilindustrie, einst das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, hat sich zunehmend zu einem Problemfeld entwickelt. Eine ausgeprägte „Technologieverschlossenheit‟ und die einseitige Fokussierung auf die Elektromobilität hat deutsche Hersteller ihre einstige Marktführerschaft gekostet. Hinzu kommen die unzumutbaren Standortfaktoren der deutschen Wirtschaft: Horrende Energiepreise, verursacht durch die grüne Energiewende, eine überbordende Bürokratie in Form von Regulierungen und Vorschriften sowie hohe Steuersätze. All diese Faktoren führen zu einer spürbaren Überforderung der Branche.
Die Aussichten für die großen deutschen Automobilhersteller sind für die kommenden Jahre trüb. Nachdem Volkswagen kürzlich die Beschäftigungssicherung aufgekündigt hat und nun in Verhandlungen mit der IG Metall steht, wurde bekannt, dass bis 2030 etwa 35.000 Stellen in Deutschland abgebaut werden sollen – rund ein Drittel der Belegschaft. Auch bei Mercedes könnte sich ein ähnlicher Schritt anbahnen. Zwar sollen dort bis 2029 keine betriebsbedingten Kündigungen erfolgen, doch falls sich die Krise weiter verschärft, könnten ab 2030 ähnlich massive Entlassungen folgen.
Ebenso massiv trifft die Krise die Zuliefererindustrie, die eng mit den Autobauern verknüpft ist. Einer der größten Zulieferer Deutschlands, Continental, trennt sich nun offiziell komplett vom Zulieferergeschäft, ZF Friedrichshafen kündigte an, bis 2028 etwa 14.000 deutsche Arbeitsplätze zu streichen, während Bosch voraussichtlich mindestens 3.800 Stellen abbauen wird.
Ganz besonders leiden jedoch die kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) der Branche. Zahlreiche dieser Unternehmen mussten in diesem Jahr Insolvenz anmelden oder drastische Einschnitte verkünden. Dies ist besonders alarmierend, da die deutsche Wirtschaft in hohem Maße von KMUs abhängt. Ganze 99,3 Prozent aller Unternehmen in Deutschland gehören zu diesem Sektor. Sie beschäftigen mit 19 Millionen sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmern mehr als die Hälfte (51,3 Prozent) aller Angestellten in Deutschland (Quelle: IfM Bonn, Stand: 2023).
Mit Blick auf die Hersteller und Zulieferer, die zunehmend unter dem Druck wirtschaftspolitischer Fehlentscheidungen leiden, prognostizieren der Verband der Automobilindustrie (VDA) und das Forschungsinstitut Prognos, dass bis 2035 in der deutschen Automobilbranche bis zu 190.000 Stellen verloren gehen könnten. Dies entspräche etwa 20 Prozent der aktuellen Beschäftigung in der Branche.
Die Krise in der Metall- und Elektroindustrie (M+E) ist ebenfalls verheerend. Der größte Industriezweig Deutschlands beschäftigt knapp vier Millionen Mitarbeiter. Die Produktivität befindet sich in einem massiven Abschwung. Im Juli dieses Jahres lag die Produktivität 15 Prozent unter dem Niveau von 2018. Der Auftragseingang ist stark zurückgegangen.
Wie auch die Automobilindustrie leidet die „M+E‟ unter den widrigen Standortbedingungen in Deutschland, die durch eine desaströse Wirtschaftspolitik ausgelöst wurden. Gesamtmetall-Präsident Stefan Wolff sieht die Branche in enormer Gefahr. Hunderttausende Arbeitsplätze könnten in den nächsten Jahren wegfallen. „Ich erwarte, dass wir in der Metall- und Elektroindustrie in den nächsten fünf Jahren 250.000 bis 300.000 Arbeitsplätze verlieren könnten“, verkündete Wolff Ende Oktober den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Besonders in der Stahlsparte stehen Industriegiganten wie Thyssenkrupp, Salzgitter und ArcelorMittal vor Herausforderungen. Die Herstellung von grünem Stahl gleicht einer Mammutaufgabe. Für dieses Vorhaben sind Direktreduktionsanlagen (DRI) notwendig, die für den Betrieb enorme Mengen an Wasserstoff benötigen. Das Problem: Deutschland verfügt über unzureichende Wasserstoffkapazitäten, was letztlich zu enormen Produktionskosten für den „klimafreundlichen‟ Stahl führt.
Bis Deutschland ausreichend günstigen Wasserstoff produzieren kann, könnten Jahrzehnte vergehen. Die Infrastruktur, Verteilernetze und Elektrolyseurkapazitäten lassen derzeit stark zu wünschen übrig. Die Wettbewerbsfähigkeit der grünen Stahlproduktion wird dadurch folglich massiv eingeschränkt. Außerdem gehen die Errichtung solcher DRI-Anlagen und der notwendige Umbau der Produktionsinfrastruktur mit enormen Investitionskosten einher.
Thyssenkrupp hat 1,8 Milliarden Euro in eine DRI-Anlage und zwei Einschmelzer am Standort Duisburg investiert. Der Bau sollte bis 2027 abgeschlossen sein. Nun jedoch überprüft der Konzern seine Pläne. Obwohl Thyssenkrupp betont, weiterhin zur grünen Transformation zu stehen, werden „technologie- und ergebnisoffen“ wirtschaftlich tragfähige Lösungen gesucht. Ein mögliches Szenario könnte sogar den Stopp des Bau-Vorhabens umfassen.
Fakt ist, es bedarf klarer Maßnahmen und einer Abkehr vom grünen Stahl, denn die Lage wird für Thyssenkrupp zunehmend untragbar. Um die Krise zu bewältigen, will das Management die Stahlproduktion von 11,5 Millionen Tonnen auf 8,7 bis 9 Millionen Tonnen pro Jahr reduzieren. Mittlerweile ist zudem bekannt, dass Thyssenkrupp Steel bis 2030 plant, mehr als 11.000 Stellen abzubauen. Derzeit arbeiten in der Stahlsparte von Thyssenkrupp 27.000 Mitarbeiter, davon 13.750 allein in Duisburg.
ArcelorMittal steht vor ähnlichen Herausforderungen. Aufgrund des Mangels an einer effizienten und kostengünstigen Wasserstoffversorgung in Deutschland betreibt der Benelux-Konzern seine DRI-Anlagen hierzulande mit Erdgas. Der durch den Wasserstoff-Betrieb von DRI-Anlagen angestrebte Klimavorteil wird dadurch zunichtegemacht, da weiterhin erhebliche CO2-Emissionen entstehen. Ähnliches zeigt sich bei der Salzgitter AG: Auch hier wird auf Erdgas gesetzt, um die Direktreduktionsanlagen (DRI) zu betreiben. Welchen Sinn hat dieses desaströse Vorhaben also nun noch? Alle Argumente sprechen dagegen.
Die großen Unternehmen der Branche müssen sich daher klar gegen die grüne Transformation positionieren, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Eine Rückkehr zu Hochöfen könnte eine plausible Lösung sein, um wieder Stabilität zu erreichen und Hunderttausende Arbeitsplätze vor dem Aus zu bewahren.
Solange keine Abkehr von ideologisch geprägten Ansätzen wie der E-Mobilität oder dem grünen Stahl erfolgt, die Energiekosten nicht spürbar gesenkt werden und weder die Bürokratie noch das Steuerrecht grundlegend reformiert werden, bleibt eine weitere Entlassungswelle im nächsten Jahr und darüber hinaus mehr als wahrscheinlich.
Die politische Zukunft Deutschlands lässt ebenfalls wenig Raum für Optimismus. Sollte die CDU bei der nächsten Bundestagswahl die meisten Stimmen erhalten, was mittlerweile höchst wahrscheinlich ist, sind grundlegende wirtschaftspolitische Verbesserungen kaum zu erwarten. Eine Koalition mit den Grünen wird nämlich von der Union nicht ausgeschlossen, während die „Brandmauer“ zur AfD bestehen bleibt.
Doch auch wenn es ein Großteil der Bevölkerung bislang noch nicht merkt, das Voranschreiten der Klima-Agenda erweist sich für Deutschland als ruinös. Eine frühere Studie des Ifo-Instituts schätzte die Kosten für die angestrebte „Klimaneutralität“ bis 2050 auf rund 1.800 Milliarden Euro. Millionen Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel. Das Land droht weiter in Verarmung und ein wirtschaftliches Desaster zu stürzen.