
In fast allen größeren Städten gehören sie inzwischen zum Straßenbild, so wie die Tauben und die Regenbogenfahnen: ältere Menschen mit großen Plastiktüten – oder oft auch mit diesen riesigen Ikea-Einkaufstaschen.
In den Mülleimern unserer angeblichen Wohlstandsgesellschaft suchen diese Senioren nach Pfandflaschen, mit denen sie sich ihr spärliches Monatseinkommen aufbessern. Sicher gibt es viele Mitbürger, die das inzwischen schon normal finden und gar nicht weiter beachten. Doch ich, jedenfalls, mag mich an den Anblick nicht gewöhnen.
Der Umgang dieses Landes mit seinen Alten ist erbärmlich.
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Im vergangenen März waren 742.410 Rentner auf die „Grundsicherung im Alter“ angewiesen. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Anstieg von 3,2 Prozent, und auch die Tendenz steigt steil nach oben.
Der Regelsatz bei der Grundsicherung im Alter liegt für Alleinstehende bei 563 Euro pro Monat (Stand 2024). Zusätzlich werden „angemessene Kosten“ für Unterkunft und Heizung übernommen.
Von den „reichsten Rentnern aller Zeiten“ reden nur satte Idioten.
Solche, die von Statistik – wie auch von Wirtschaft – keine Ahnung haben. Denn die statistische Rentenentwicklung in Deutschland sagt nichts aus über die Lebensbedingungen der Deutschen im Alter. Wenn ich mit einem Bein in einer Schüssel mit Eiswürfeln stehe und mit dem anderen Bein in einem Topf mit kochendem Wasser, dann habe ich statistisch wohltemperierte Füße.
Wer für den Staat arbeitet, darf sich auf einen sehr kommoden Lebensabend freuen. Die durchschnittliche Beamtenpension lag im Jahr 2023 monatlich bei 3.240 Euro brutto bei etwa 1,4 Millionen pensionierten Beamte.
Wer dagegen in der freien Wirtschaft tatsächliche ökonomische Werte geschöpft hat, bekam im Jahr 2023 durchschnittlich ein Drittel dieses Betrags: gerade mal 1.102 Euro brutto.
Vor allem jüngere Politiker beklagen wortreich und laut, wie gut es den älteren Generationen bei uns angeblich geht. In Wahrheit stimmt das Gegenteil. Die Politik hat in den vergangenen Jahrzehnten die Rentner immer mehr zum Sparschwein der Nation gemacht.
Von den 1970er-Jahren bis in die 1990er lag das Rentenniveau bei über 55 Prozent des Bruttoverdienstes. Von 1995 bis 2010 sank es auf 50 Prozent. Seit 2012 liegt es darunter, mit einem Tiefpunkt von 47,7 Prozent im Jahr 2015. Seit 2016 sichert eine gesetzliche Haltelinie ein Mindestniveau von 48 Prozent.
Im internationalen Vergleich ist das erschütternd wenig. Andere Länder gönnen ihren Senioren einen erheblich höheren Anteil vom Durchschnittseinkommen als Altersruhegeld:
• Dänemark – 80 Prozent • Luxemburg – 76 Prozent • Portugal – 75 Prozent • Italien – 74 Prozent • Österreich – 74 Prozent • Frankreich – 60 Prozent.
Der deutsche rechnerische „Eckrentner“ mit 45 sozialversicherungspflichtigen Arbeitsjahren bei Durchschnittsentgelt bekommt auf dem Papier 1.835,55 Euro brutto. Doch das ist eine Schimäre. Alle auch nur halbwegs seriösen Modellrechnungen gehen davon aus, dass sich der Abstand zwischen Durchschnittsrente und Durchschnittseinkommen bei uns zügig und massiv weiter vergrößern wird.
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Natürlich ist es ein großes Problem, dass der Staat durch immer dreistere Steuerforderungen immer mehr Menschen in die Schwarzarbeit treibt – denn Letztere erzeugt nun mal keine Rentenansprüche.
Ein noch größeres Problem ist es, dass die SPD – die in den vergangenen 27 Jahren für volle 25 Jahre den Arbeits- und Sozialminister stellte – durch die immer großzügigere Verteilung von „Bürgergeld“ das Nicht-Arbeiten immer attraktiver gemacht hat. Weil das Jobcenter keine Beiträge an die Rentenkasse zahlt, erwirbt auch der Bürgergeldempfänger keine Rentenansprüche.
Im Ergebnis werden immer mehr Menschen alt, die entweder viel zu wenig gearbeitet oder in ihrer Arbeitszeit zu wenig Rentenansprüche angesammelt haben.
Da ist die Altersarmut vorprogrammiert.
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Eine zentrale Lösung des Problems wäre es also, Menschen aus dem Bürgergeld oder der Schwarzarbeit zu holen. Eine höhere Mindestrente für alle – also auch für jene, die kaum oder gar nie gearbeitet haben – wäre dagegen ein weiterer Schlag ins Gesicht all jener, die viele Jahre fleißig waren.
Was ebenfalls nicht hilft, ist eine abschlagfreie Frührente. Denn von der profitieren fast nur gutverdienende Facharbeiter, die sich einen vorzeitigen Ruhestand leisten können. Und ganz sicher nicht hilft die Belastung der Sozialkassen durch immer mehr Menschen, die dort nie eingezahlt haben.
Vor zehn Jahren hatte uns Angela Merkel gesagt, dass die Flüchtlinge die Rentner finanzieren werden. Heute sagt uns Friedrich Merz, dass die Rentner länger arbeiten sollen, um die Flüchtlinge zu finanzieren.
Im Ergebnis bekommen immer mehr Fremde, die hier nie gearbeitet haben, immer mehr Geld – und immer mehr Menschen, die hier oft ein Leben lang gearbeitet haben, müssen in Mülleimern nach Pfandflaschen suchen.
Die marktfernen Sozialisten in allen Parteien werden es nicht gerne hören, aber: Nur eine wachsende Wirtschaft ist das beste Mittel gegen Altersarmut.