
Am unfreundlichsten fasste es Viktor Orbán, Trump habe von der Leyen beim Zoll-Kränzchen in Trumps Golfclub in Schottland zum Frühstück verspeist. Unter den bisherigen Audienzen des POTUS kam vdL gut weg, was Trumps Umgang mit dem jeweiligen Gast angeht. Ob es Ukraines Volodymyr Zelenskyj oder Südafrikas Cyril Ramaphosa am schlechtesten erging, kann man dahingestellt sein lassen.
Auch schon im Oval Office im Weißen Haus waren Israels Benjamin Netanyahu, Indiens Narendra Modi, Frankreichs Emmanuel Macron, Irlands Micheál Martin, Britanniens Keir Starmer, Italiens Giorgia Meloni, El Salvadors Nayib Bukele, Kanadas Mark Carney, Deutschlands Friedrich Merz und Mark Rutte, NATO. Neu ist, der Imperator lädt nicht nur ins Oval Office und nach Mar a Lago ein, sondern nun auch in einen seiner Golf Clubs, diesmal in Balmedie, Aberdeenshire im Nordosten Schottlands. In Schottland hat Trump noch einen weiteren, einen in Irland und einen in Dubai. Imperator Donald könnte auch sie nutzen, um Würdenträger der zweiten Kategorie zum Rapport antreten zu lassen.
Die der ersten Kategorie, ganz oder halb Imperatorklasse, wird er nicht neben sich in seine Presserunden laden, in denen seine Botschaften nicht für den Gast, sondern die Medien bestimmt sind, die Bilder angehübscht durch den Gast. Imperatorklasse trifft ohnedies nur für Xi Jingping zu, für Wladimir Putin halb. Dann gibt es aber noch die Herrscher in den Emiraten und Saudi-Arabien. Sie behandelt der Imperator als wichtige Verbündete mit ausgesuchtem Respekt. Mit ihnen versteht sich Trump als Chef-Einkäufer der USA besonders gut, sie sind Geschäftsleute wie er, Geschäfte sind wichtig, Politik als Hilfsmittel.
In Riad ehrte Imperator Donald die arabischen Fürsten am 13. Mai mit der feierlichen Abkehr der USA von ihrer jahrzehntelangen Demokratie-Mission:
«„Letztendlich haben die sogenannten ‚Nation Builder‘ weit mehr Nationen zerstört als aufgebaut, und die Interventionisten haben in komplexe Gesellschaften eingegriffen, die sie selbst nicht einmal verstanden.“ „Nein, die strahlenden Wunder von Riad und Abu Dhabi wurden nicht von den sogenannten ‚Nation Buildern‘, Neokonservativen oder liberalen Non-Profit-Organisationen geschaffen, wie jenen, die Billionen und Aberbillionen von Dollar ausgegeben haben, ohne dass es ihnen gelang, Bagdad und so viele andere Städte zu entwickeln.“ Stattdessen haben die Menschen der Region selbst die Geburt eines modernen Nahen Ostens herbeigeführt, Menschen, die hier leben, die ihr ganzes Leben lang hier gelebt haben. Sie haben ihre eigenen souveränen Länder entwickelt, ihre eigenen einzigartigen Visionen verfolgt und ihr eigenes Schicksal auf ihre eigene Weise bestimmt.«
Bei Trumps Zoll-Waffe geht es zwar auch um die US-Zolleinnahmen, sie sind im zweiten Quartal 2025 auf 64 Milliarden US-Dollar gestiegen, fast 50 Milliarden mehr als im gleichen Zeitraum 2024. Aber geopolitisch nutzt Trump die Androhung hoher Zölle zur Durchsetzung politischer Forderungen auf praktisch jedem Politikfeld. Das und sein Deal-Stil überhaupt trifft die alten Politiker-, Diplomaten- und Managertypen völlig unvorbereitet. Sie kämpfen bei jeder Begegnung schon allein mit seinem Stil und buchen es selbst wie die ebenso paralysierten Journalisten als Erfolg, wenn sie die Audienz bei Imperator Donald überstehen, ohne Selenskyj gewesen zu sein. Wer in das glückselige von der Leyen-Gesicht sieht, weiß, wovon die Rede ist.