„Informationsintegrität“: Wie unliebsamen Medien jetzt ihre Einnahmequellen entzogen werden sollen

vor 4 Monaten

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Bildquelle: Apollo News

Werbung ist die entscheidende Einnahmequelle für die allermeisten Online-Medien. Auf der diesjährigen Digitalkonferenz re:publica in Berlin stellte jetzt eine Allianz aus Werbeagenturen vor, wie man genau diese Quelle ins Visier nimmt, wenn die entsprechenden Medien vermeintliche „Desinformation“ verbreiten. Grundlage dafür sind die UN-Richtlinien für „Informationsintegrität“. Aber von vorn.

Im vergangenen Jahr hatten die Vereinten Nationen (UN) „Globale Prinzipien für Informationsintegrität“ präsentiert, deren Umsetzung man in Form von „rechtlichen Verpflichtungen der Staaten über die Verantwortung des Technologiesektors bis hin zu Best Practices für Medien und Zivilgesellschaft“ empfahl. Mit dem schwammigen Begriff „Informationsintegrität“ ist damit vor allem auch der Kampf gegen „Misinformation, Desinformation und Hate Speech“ gemeint. Wer dies verbreite, dürfe nicht „massive Profite“ durch Werbung auf seinen Websites generieren, so die UN-Haltung.

Genau das griff Harriet Kingaby vom „Conscious Advertising Network“ auf. Ihre Gruppe aus Werbeagenturen wendet sich gegen vermeintliche „Informationsverschmutzung“. Über ihren Vortrag bei der re:publica 2025 berichtete unter anderem Netzpolitik.org. Darin beschrieb sie, wie aktuell Medien, die „Clickbait“ und „Desinformation“ verbreiten, von Werbeeinnahmen profitieren würden und man ihnen diese Quelle entziehen müsse.

Ihre Allianz sortiert basierend auf Listen, die NGOs oder mitunter sogar EU-Behörden erstellt haben, Medien aus, bei denen keine automatisierte Anzeige geschaltet wird. Konkret betrifft dies Medien, die vermeintlich Desinformation, antifeministische Inhalte oder Klima-Falschinformationen verbreiten würden. Als Letzteres sieht man dabei etwa schon Inhalte, die „dringende [Klima-]Maßnahmen gemäß dem wissenschaftlichen Konsens des IPCC und im Einklang mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens“ untergraben würden.

Das Vorgehen rechtfertigt Kingaby damit, dass Verbraucher sich gegen Marken wenden würden, die zur Finanzierung von Inhalten mit Klimawandel-Leugnung beitragen. Ähnliches gelte für Hate Speech und Desinformation, auch diese würden dem Werbeumfeld schaden.

Bei moderner Online-Werbung ist es dabei meist so, dass Anzeigen nicht auf die Webseite, die ein Leser besucht, sondern auf den Leser selbst angepasst sind. Der ganze Prozess läuft vollautomatisiert ab: Werbetreibende schalten – oft über Agenturen wie diese im „Conscious Advertising Network“ – Online-Anzeigen über Systeme wie Google Ads. Webseiten räumen diesen dabei Platz ein und die automatisierte Werbung wird über das System eingespielt.

Wenn jetzt aber Agenturen bestimmte Medien großflächig über Listen von ihren Anzeigen ausschließen, entgehen diesen wertvolle Einnahmen. Und das, obwohl das ganze System eben von Anfang an eigentlich gar nicht an das Umfeld der Ausspiel-Webseiten, sondern an die Interessen der Nutzer angepasst sein sollte.

UN und „Conscious Advertising Network“ sind dabei auch recht transparent, was der Hintergrund ist: Das Ziel ist nicht nur eine vermeintliche Umsatzsteigerung bei den eigenen Kunden, sondern auch eine politische Mission – nämlich bestimmten Seiten schlichtweg die Einnahmequelle zu entziehen. All das basierend auf automatisierten Vorgängen und vorgefertigten Listen, die man unter diffusen Definitionen zusammenstellt – ganz ohne, dass ein Werbetreibender sich je über eine Website beschweren muss, bei der seine Anzeigen erscheinen. Diese Entscheidung übernehmen andere als digitale Mittelsmänner.

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