
Auf dem Gelände bei Magdeburg, wo eigentlich modernste Mikrochips vom Band laufen sollten, wächst künftig wieder Getreide. Wie der US-Konzern Intel mitteilte, wurde die Stiftung Kulturlandschaft mit der landwirtschaftlichen Nutzung der Flächen beauftragt. Konkrete Vorgaben zur Bewirtschaftung gebe es laut Unternehmen nicht – einzig ein Maisgürtel sei geplant, um Feldhamster vom Acker fernzuhalten.
Ursprünglich wollte Intel auf dem 400 Hektar großen Areal mehrere Fertigungsanlagen für High-End-Chips errichten. Der Produktionsstart war für das vierte Quartal 2027 anvisiert. Neben rund 3.000 Arbeitsplätzen versprach das Projekt tausende weitere Jobs in Bau und Zulieferindustrie. Die geplante Chipfabrik war ein zentraler Bestandteil der europäischen Halbleiterinitiative. Ihr Ziel: die Abhängigkeit von asiatischen Produzenten zu verringern und Europas Versorgungssicherheit bei Schlüsseltechnologien zu stärken. Tatsächlich ist Europa im Halbleitersektor bislang kaum wettbewerbsfähig – Taiwan, Malaysia und China dominieren den Weltmarkt.
Der Standort Magdeburg galt daher als strategisch bedeutend – gerade angesichts der enormen Relevanz von Halbleitern in nahezu allen Lebensbereichen. Ob in Smartphones, Computern, der Rüstungsindustrie, Medizintechnik, im Automobilbau oder in Haushaltsgeräten – Chips bilden das technologische Rückgrat der Moderne. Auch Schlüsseltechnologien wie künstliche Intelligenz wären ohne sie undenkbar.
Was als Prestigeprojekt der Ampelkoalition begann, entpuppt sich als planwirtschaftliches Experiment. Intel plante in Magdeburg eine Investition von 30 Milliarden Euro – die größte Einzelinvestition eines ausländischen Konzerns in Deutschland seit Jahrzehnten. Dafür griff die Bundesregierung tief in die Steuerkasse: 9,9 Milliarden Euro an staatlichen Zuschüssen wurden dem US-Konzern zugesagt – fast ein Drittel der Gesamtsumme. Das Geld stammt direkt aus dem Bundeshaushalt, also aus den Taschen der Steuerzahler. Mit dem Baustopp steht nun nicht nur das Projekt, sondern auch ein erheblicher Teil der Subventionen auf der Kippe.
Die Höhe der staatlichen Hilfen war von Beginn an das zentrale Druckmittel in den Verhandlungen. Ohne milliardenschwere Anreize hätte Intel den Standort Deutschland wohl nie in Betracht gezogen. Denn der Standort, wirtschaftlich zugrunderegiert durch die Ära Merkel und die Ampel, bietet kaum Attraktivität: Bürokratische Hürden, Rekordsteuern und explodierende Energiekosten schrecken Investoren ab.
Ausschlaggebend für den endgültigen Baustopp und die Freigabe des Geländes ist die angespannte wirtschaftliche Lage des US-Konzerns. Intel steckt in erheblichen finanziellen Schwierigkeiten und ringt seit Jahren um den Anschluss an die Konkurrenz.
Bereits im August 2024 kündigte das Unternehmen an, weltweit rund 15.000 Stellen zu streichen, um wieder profitabel zu werden. Für das laufende Jahr sollten mindestens 10 Milliarden US-Dollar eingespart werden.
Aufgrund dessen hatte Intel im September auch die Pläne für die Magdeburger Chipfabrik vorerst auf Eis gelegt. Der damalige CEO Pat Gelsinger erklärte, der Baubeginn werde sich um rund zwei Jahre verzögern – am Projekt halte man jedoch weiterhin fest. Auch die Landesregierung von Sachsen-Anhalt betonte damals noch, der Bau werde umgesetzt werden. Zwar keimte zwischenzeitlich Hoffnung auf, doch schon damals deutete sich an, dass das Vorhaben wohl nicht realisiert werden würde.
Die finanzielle Schieflage von Intel ist das Ergebnis jahrelanger strategischer Fehlentscheidungen. Der Konzern hat den Anschluss an die Weltspitze des Halbleitergeschäfts längst verloren. Gegen Konkurrenten wie TSMC, NVIDIA oder AMD wirkt Intel heute wie ein Nachzügler – nicht zuletzt, weil man zentrale Entwicklungen verschlafen hat. Besonders schwer wiegt das Versäumnis, rechtzeitig auf den KI-Boom zu reagieren: In einem der zukunftsträchtigsten Märkte fehlt es Intel an konkurrenzfähigen Produkten.
Der Absturz ist kein Zufall, sondern die Folge einer Führungskrise, die sich über Jahre erstreckte. Unter früheren CEOs wie Brian Krzanich und Bob Swan wurden Investitionen in Forschung und Entwicklung zurückgefahren, technisches Know-how abgebaut – stattdessen konzentrierte man sich auf Aktienrückkäufe und finanzielle Kosmetik. Auch im Smartphone- und Tablet-Segment hatte Intel bereits zuvor den Marktzugang verträumt.
Besonders deutlich zeigte sich der Abwärtstrend in den letzten Jahren: Der Nettogewinn sank laut MarketScreener von 19,86 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021 auf nur noch 8,01 Milliarden im Jahr 2022 – und schließlich auf 1,69 Milliarden im Jahr 2023. Der Konzern ist heute ein Sanierungsfall.
Trotz der Krise, in der sich der US-Konzern befand, entschied sich die Ampelregierung im Juni 2023 für die milliardenschwere Subvention des geplanten Intel-Werks in Magdeburg und unterzeichnete einen entsprechenden Vertrag mit dem angeschlagenen Chipriesen.
Das Scheitern des Projekts war von Anfang an vorprogrammiert. Wie konnte man ernsthaft davon ausgehen, dass ausgerechnet Intel die Zukunft der europäischen Halbleiterindustrie sichern würde?
Die Subventionspolitik steht exemplarisch für die ökonomischen Fehlentscheidungen der Ampelregierung – insbesondere für ihr mangelndes Verständnis marktwirtschaftlicher Dynamiken. Statt auf innovative und wachstumsstarke Unternehmen wie NVIDIA oder TSMC zu setzen, fiel die Wahl auf einen Konzern im Strukturverfall.
Doch das Intel-Debakel steht nicht für sich allein. Auch bei der Förderung einer Batteriefabrik in Heide, durch das schwedische Unternehmen Northvolt, wurde großzügig mit Steuergeld hantiert. Northvolt befindet sich inzwischen in einer vergleichbaren Schieflage wie Intel und steckt sogar in einem Insolvenzverfahren fest. Sollten die Sanierungsbemühungen scheitern, drohen auch hier die öffentlichen Mittel endgültig verloren zu gehen. Die scheidende Bundesregierung hinterlässt ein wirtschaftspolitisches Trümmerfeld – geprägt von Subventionsillusionen und fehlendem Realitätssinn.
Das Aus für Intels Chipfabrik in Magdeburg ist weit mehr als ein geplatztes Industrieprojekt – es ist das Sinnbild einer planwirtschaftlichen Politik ohne Kompass. Milliarden an Steuergeld wurden in ein kriselndes Unternehmen gepumpt, dessen Niedergang seit Jahren absehbar war.
Dass nun auch bei Northvolt ein ähnliches Szenario droht, unterstreicht das Ausmaß der wirtschaftspolitischen Fehleinschätzungen. Anstatt den deutschen Standort durch Steuervergünstigungen oder Senkung der Energiepreise zu stärken, setzte die Ampel auf ideologische Planwirtschaft, in Form von nutzlosen Subventionen, die sich als Nullnummer entpuppten.