Iraker floh vor 20 Jahren nach Schweden und kehrt jetzt wieder zurück – weil es im Irak für ihn sicherer ist

vor 6 Monaten

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Bildquelle: NiUS

Ein irakischer Gastronom, der 2003 aus dem Kriegsgebiet seines Heimatlandes nach Schweden flüchtete, verlässt nach zwei Jahrzehnten Europa, weil er sich im Irak inzwischen sicherer fühlt als in Schweden. Wie die Zeitung Dagens Nyheter berichtet, hat ein Mann mit dem Pseudonym Amin, der mit großen Hoffnungen nach Schweden gekommen war und sich in einer Vorstadt von Stockholm eine Existenz als Restaurantbetreiber aufgebaut hatte, das Land inzwischen wieder verlassen – aus Sicherheitsbedenken. Sein Traum von einem sicheren und erfolgreichen Leben, heißt es in dem Bericht, sei unter dem Druck von kriminellen Banden zerbrochen, die ihn täglich bedrohten.

„Im Irak ist es ist viel sicherer als in Schweden“, so der Amin, der mittlerweile in den Irak zurückgekehrt ist. Jahrelang soll er Drohungen und Gewalt durch kriminelle Netzwerke ertragen haben, die die Vororte Stockholms fest im Griff hatten. Demnach hätten Banden Schutzgeld gefordert. Als Amin sich geweigert habe zu zahlen, wurde er mehrfach angegriffen und physisch misshandelt. „Stell dir vor, du arbeitest zehn Stunden am Tag und dann kommt jemand und droht dir und sagt abscheuliche Dinge“, schildert Amin seine Erlebnisse.

Die Polizei sichert einen Tatort in Göteborg, wo Sprengsätze im Zuge eines Bandenkonflikts hochgingen.

Der Gastronom kam dabei kurz nach der US-Invasion 2003 nach Schweden und suchte dort nach einem Neuanfang, weit weg von Gewalt und Armut in seinem Heimatland. Die ersten zehn Jahre in Schweden seien für ihn die besten seines Lebens gewesen. So gründete ein erfolgreiches Restaurant, heiratete und bekam Kinder. Doch während seine Restaurantkette prosperierte, wuchsen auch die kriminellen Strukturen in seiner Nachbarschaft. Ein örtliches Drogenkartell, das anfangs nur den Handel im Zentrum der Stadt kontrollierte, begann zunehmend, auch die Geschäftsleute der Region zu erpressen.

Die Drohungen sollen im Zuge davon häufiger vorgefallen sein und immer gewalttätiger geworden sein. „Ich werde dein ganzes verdammtes Gesicht zerstören. Deine Familie wird dich nicht mehr erkennen“, soll etwa ein Bandenmitglied in einer der zahlreichen Tonaufnahmen gesagt haben, die Amin als Beweismaterial gesammelt hatte. Die Forderung: Schutzgeld zu zahlen oder die Konsequenzen tragen. Doch Amin weigerte sich, nachzugeben. Immer wieder wurde er geschlagen und bedroht.

Amins Erfahrungen stehen beispielhaft für die zunehmende Unsicherheit in schwedischen Vororten, wo Bandenkriminalität das tägliche Leben vieler Bürger beeinflusst. Laut Amin mussten viele Geschäftsinhaber „Schutzgeld“ zahlen – ein Phänomen, das auch in Deutschland in migrantisch geprägten Großstädten verbreitet ist –, um weiterarbeiten zu können. Die Kriminellen gingen dabei geschickt vor: „Sie sind besser als das Finanzamt. Sie wissen genau, wie viel du zahlen kannst und trotzdem noch weiterarbeiten kannst“, sagt Amin.

Polizisten bei einer Demonstration in Schweden – immer wieder kommt es dort zu Bandengewalt.

Trotz seiner Weigerung, den Banden nachzugeben, konnte Amin dem zunehmenden Druck nicht standhalten. Nachdem Morde und Schießereien immer häufiger direkt vor seinem Restaurant stattfanden, gab er auf. „Ich habe verstanden, dass das Bandenmitglied sehr wohl die Kapazität hat, mich zu töten, wenn sich eine Gelegenheit ergibt“, erklärt Amin seine Entscheidung. Die Unsicherheit hatte nicht nur sein Geschäftsleben, sondern auch sein Privatleben zerstört. Seine Ehe zerbrach, und er verlor den Kontakt zu seinen Kindern.

Die Polizei war zwar zunächst hilfsbereit, doch letztlich konnte sie nicht verhindern, dass Amin und viele andere Geschäftsleute weiterhin in Angst leben mussten. Amin schildert, wie er oft bis zum Morgengrauen in seinem Restaurant ausharrte, bevor er es wagte, nach Hause zu gehen. „Ich konnte meiner Frau nicht erklären, dass ich so viel Angst hatte, dass ich das Restaurant nicht verlassen konnte“, sagt er.

In Bagdad will sich der Mann, der für den Artikel Amin genannt wird, eine neue Existenz aufbauen.

Amin hat sich mittlerweile im Irak ein neues Leben aufgebaut. Er betreibt dort wieder eine erfolgreiche Restaurantkette, fährt einen neuen Wagen und genießt sein Leben. Doch trotz seines materiellen Erfolges bleibt die Trauer über den Verlust seiner Familie. „Ich vermisse meine Kinder. Ich habe meine Frau und meine Kinder wegen der Unsicherheit in Schweden verloren“, sagt er. Er kehrt zwar gelegentlich nach Schweden zurück, aber nur noch selten. Den Großteil seiner Zeit verbringt er nun im Nahen Osten. Er fasst seine Erfahrung mit den Worten zusammen: „Ich bin nach Schweden gezogen, weil es ein sicheres Land war. Jetzt ziehe ich weg, weil es nicht mehr sicher ist.“

Über sechs Jahre hinweg sprach Amin immer wieder zögerlich mit schwedischen Medien über seine Situation, doch ein ausführlicher Bericht kam nie zustande. Die Risiken waren zu groß. Schließlich sah er keinen anderen Ausweg mehr und schloss seine Restauranttüren für immer. „Ich habe diese Zeit vergessen! Jetzt lebe ich wie ein König!“, sagt er gegenüber Dagens Nyheter über sein neues Leben im Irak, wo er eine erfolgreiche Restaurantkette aufgebaut hat und sich sicher fühlt.

Auch bei NIUS: Das Ende von Bullerbü: In Schweden herrschen Islamismus und Clankriminalität

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