Iron Beam – Der eiserne Strahl

vor etwa 4 Stunden

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Bildquelle: Tichys Einblick

Gegenwärtig und in der Vergangenheit wurde Israel vom „Iron Dome“, der eisernen Kuppel, zuverlässig, wenn auch nicht hundertprozentig gegen angreifende Drohnen, Raketen oder Granaten geschützt. Die Kosten dieses Systems sind gewaltig. Eine feindliche tausend Dollar teure Drohne mit einer oder gar mehreren 20.000 Dollar teuren Raketen aus der Iron Dome Batterie abzufangen, das ist kein gutes Geschäft – wenn auch mehr als gerechtfertigt, falls dadurch Menschenleben gerettet werden.

Dennoch stellt sich die Frage, ob diese asymmetrische Form der Verteidigung durch Einsatz anderer Methoden vermieden werden könnte. Könnte man die eindringenden Flugkörper mit billigerer Munition abschießen?

Könnte man technisch verwirklichen, was in Filmen wie „Star Wars“ schon längst gang und gäbe ist? Da werden gegnerische Raumfahrzeuge mit tödlichen Laserstrahlen beseitigt, und sogar im Zweikampf Mann gegen Mann kommt diese Waffe zum Einsatz. Die verwendete Munition ist hier nichts anderes als Licht, das die gleiche Zerstörung im feindlichen Objekt anrichten kann wie ein Geschoss, wenn man ihm nur genügend Schmackes gibt.

Der israelischen Firma Rafael ist das gelungen. In ihrem System „Iron Beam“ (eiserner Strahl) wird ein Laserstrahl von vielleicht 100 Kilowatt auf das feindliche Objekt geschickt. 100 Kilowatt, das wäre auch die Wärme, die 100 Kochplatten von sich geben. Würde der Strahl solch eines Lasers auf einen Flecken der Größe einer Untertasse fallen, dann würde alles in ein paar Sekunden schmelzen oder verdampfen. Genau das kann man in diesem Video beobachten. Es ist gelungen, einen Laser mit solcher Leistung zu bauen und seinen Strahl auf eine Drohne zu lenken, die nach ein paar Sekunden abstürzt.

Man kann durch das Zielfernrohr beobachten, wie der Strahl stets auf ein und dieselbe Stelle der Drohne auftrifft, nämlich auf das Ende eines Tragflügels. Wenn das Objekt einige Kilometer entfernt ist und sich mit vielleicht 100 Meter pro Sekunde bewegt, ist es während des Beschusses ein paar hundert Meter geflogen, und es hat sich noch dazu gedreht. Ein bewegtes Objekt dieser Abmessung auf diese Entfernung zu treffen, dürfte auch die besten Scharfschützen vor eine unlösbare Aufgabe stellen.

Wie kann der Iron Beam den Strahl auf denselben physischen Punkt dieses sich schnell bewegenden Ziels fixieren? Er verwendet elektrooptische und Infrarot-Sensoren in Kombination mit Radar. Diese Sensoren erfassen das Ziel visuell oder thermisch mit einer Rate von einigen tausende Mal pro Sekunde. Der Laserstrahl wird dann über eine Kombination aus drehbar aufgehängten Spiegeln gelenkt, die sich der Bewegung des Ziels anpassen. Dabei reagiert das System nicht auf die aktuelle Position, sondern berechnet die zukünftige für die nächsten Millisekunden. Iron Beam schießt also wie der Jäger, der dem Hasen einen Meter vorhalten muss.

Es gibt da noch eine andere militärische Anwendung von elektromagnetischen Wellen, allerdings im Bereich von circa 10 Zentimeter Wellenlänge. Diese Mikrowellen könnten aber niemals so eng und auf große Distanz gebündelt werden, wie das mit den Laserstrahlen ist, deren Wellenlänge nur ein Hunderttausendstel ist. Auch die können über geringere Entfernung zur Abwehr von Drohnen eingesetzt werden, deren elektronische Hardware oder sogar Software sie stören.

Beide Systeme haben etwas gemeinsam: Ihre Munition ist vergleichsweise preiswert.

Dieser Artikel erscheint auch im Blog des Autors Think-Again.

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