Iron Beam – Israels Krieg mit Laserlicht

vor etwa 5 Stunden

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Bildquelle: Tichys Einblick

Zum ersten Mal in der Geschichte moderner Waffentechnik ist ein Hochenergielaser nicht nur als Prototyp getestet, sondern unter realen Kriegsbedingungen operativ eingesetzt worden: In den vergangenen Tagen kam das israelische Lasersystem „Iron Beam“ in einer abgespeckten Version gegen Drohnenangriffe des Iran zum Einsatz.

Es traf und zerstörte Dutzende anfliegende Drohnen. Damit ist Iron Beam die erste Laserwaffe weltweit, die nachweislich im Gefecht Ziele neutralisiert hat. Dies ist ein spektakulärer Schritt, der künftige Luftverteidigung komplett revolutionieren dürfte.

Die konventionelle Flugabwehr wurde erstmals punktuell durch Licht ersetzt. Wo früher Abfangraketen starteten, greift heute ein gebündelter Laserstrahl an. Dessen Energie konzentriert sich auf wenige Quadratzentimeter der Zielhülle und bringt diese in Sekunden zum Schmelzen. Der Effekt ist spektakulär: Die Drohne wird instabil, verliert Tragflächen – oder explodiert, wenn sie Sprengstoff enthält. Der Laser hat eine Leistung von über 100 KW und konzentriert Licht auf eine Fläche, die kleiner als ein Bierdeckel ist. Diese gigantische Energiedichte wirkt wie ein Schweißbrenner in Lichtgeschwindigkeit. Zum Vergleich: Das entspricht 50 Wasserkochern oder der halben Leistung eines Tesla bei „Vollgas“.

Verteidigungsminister Yoav Gallant bestätigte, dass Iron Beam nicht nur in Tests funktioniert, sondern „im aktiven Kriegsumfeld bereits eine Vielzahl feindlicher Flugobjekte zerstört“ habe. Es handele sich um ein entscheidendes System zur kosteneffizienten Luftverteidigung. Pro „Schuss“ fallen Kosten von nur noch wenigen Dollar an, während andere Systeme wie „Iron Dome“ eine Rakete für 50.000 Dollar oder mehr starten.

Auch Staaten wie USA, China, Russland und Südkorea arbeiten an Laserwaffen; doch Israel ist das erste Land, das erstmals hochenergetische Laserwaffen erfolgreich eingesetzt hatte – im Herbst 2024 gegen Drohnen von der Hisbollah an der libanesischen Grenze. Dies war allerdings noch eine abgeschwächte Version, eine endgültige Hochenergie-Version soll Ende des Jahres in Dienst gestellt werden.

Das Iron-Beam-System ist Ergebnis jahrzehntelanger Forschung und zäher Entwicklungsarbeit. Diesen „Laserschwertern“ stehen eine Reihe von physikalischen und militärischen Schwierigkeiten im Wege:

Erst seit etwa 2022 wurden mit US-Hilfe entscheidende Durchbrüche erzielt. Hochleistungslaser, ursprünglich für die zivile Materialbearbeitung entwickelt, wurden militärisch adaptiert und in modulen Strukturen getestet. Geklärt werden musste die alles entscheidende Energiefrage. Laserwaffen sind extrem energiehungrig. Hier liefern Dieselgeneratoren die Grundlastleistung. Batteriesysteme oder Superkondensatoren gleichen kurzfristige Leistungsspitzen aus und raffinierte Kühlmodule sorgen dafür, dass der Laser nach jedem Schuss betriebsbereit bleibt.

Denn ein 100-kW-Laser erzeugt beim Dauerfeuer enorme Hitze – etwa das Zehnfache eines Haushaltsbackofens, konzentriert auf einen Metallzylinder. Diese Wärmeenergie – immerhin 60 bis 70 Prozent der elektrischen Energie – muss sofort abgeführt werden. Ohne Kühlung würde der Laser nach wenigen Sekunden überhitzen und automatisch abschalten.

Hier liegt eine der größten Hürden in der Entwicklung: Wärmemanagement und Energiepufferung mussten erst auf militärisch nutzbares Niveau gebracht werden, bevor Iron Beam eingesetzt werden konnte.

Doch das ist (noch) nicht universell einsetzbar. Die effektive Reichweite liegt derzeit bei maximal 10 Kilometern. Witterungseinflüsse wie Nebel, Staub oder Regen können den Laserstrahl zerstreuen oder abschwächen. Auch gegen Hyperschallraketen oder ballistische Mittelstreckenwaffen ist das System nicht ausgelegt. Deshalb wird Iron Beam nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung zu Iron Dome und David’s Sling konzipiert – vor allem für den Nahbereich und gegen leichte Ziele in großer Zahl.

Ab 2024 begann Israel mit der Integration in taktische Einheiten – zunächst unter strenger Geheimhaltung, dann mit ersten Feldtests an der Nordgrenze. Diese Erfolge bedeuten eine neue Ära der Kriegsführung. Die verschiebt sich: Weg von sprengstoffbasierten Interventionssystemen, hin zu energiegestützter Verteidigung.

Der israelische Rüstungskonzern Rafael Advanced Defense Systems stellt Iron Beam auf der Pariser Luftfahrtmesse vor. Die beginnt heute. Das ist die erste große öffentliche Präsentation nach dem bestätigten Kampfeinsatz von Laserabwehrsystemen durch Israel.

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