Irre Idee: Genialer Erfinder will die Augen aller Menschen scannen

vor 6 Monaten

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Es klingt nach einer Idee zwischen Genie und Irrsinn: Der US-Unternehmer, Investor und Softwareentwickler Sam Altman will die Augen aller Menschen scannen – um sie so von den Augen künstlicher Intelligenz unterscheiden zu können.

Milliardär Altman ist einer der führenden Köpfe in der Welt der künstlichen Intelligenz (KI) und der Gründer von OpenAI. Sein menschlicher IQ liegt bei etwa 170, er erreicht einen höheren Wert als 99 Prozent der Bevölkerung. Die Neue Zürcher Zeitung berichtet, was Altman auf die Idee mit den Augen gebracht hat – und warum er sie für notwendig hält.

Sam Altman ist ein US-amerikanischer Unternehmer und Software-Entwickler. Seit 2019 ist er CEO von OpenAI.

Vor ein paar Wochen hatte ein Video für Aufruhr gesorgt. Es zeigte Kamala Harris, wie sie eine Rede hält und in einem Nebensatz beiläufig auf einen Mordanschlag auf Donald Trump hinweist. Nur: Kamala Harris hat das nie gesagt. Ihre Stimme ist im Video mit künstlicher Intelligenz generiert – das Video ist ein Fake. „Und es ist kein Einzelfall“ schreibt die NZZ. „In Zeiten von KI verfließen zunehmend die Grenzen zwischen dem, was wir als menschlich zu erkennen glauben, und dem, was maschinengemacht ist. Das ist gefährlich, kann von Kriminellen oder autoritären Regierungen missbraucht werden.“

Das ist der Ansatz von Altmans Idee, alle menschlichen Augen zu scannen, damit man sie von falschen (und vielleicht gefährlichen künstlichen) unterscheiden kann. Er sagt, dass es einen „Proof of Personhood“, einen Beweis für das Menschsein geben muss. Pikant: Der Mann, der das fordert, hat mit Chat-GPT den Aufstieg der KI vorangetrieben wie wohl kein Zweiter. Und ausgerechnet er, der den Geist aus der Flasche gelassen hat, will eine Lösung für das Problem der Deep Fakes gefunden haben. Aber vielleicht ist er der Einzige, der es kann.

Gesichtserkennung durch Iris-Scan

Vor fünf Jahren hat Sam Altman mit dem Harvard-Abgänger Max Novendstern und dem deutschen Physiker Alexander Blania ein Unternehmen gegründet, das die Iris von Personen scannt. Fußball-große Geräte erstellen Bilder von Augen, wandeln sie in Codes um und speichern sie in der Blockchain. So erhalten die gescannten Personen eine digitale Identität, mit der sie sich im digitalen Rum weltweit als Menschen verifizieren können. Als „Worldcoin“ ist das Projekt 2019 gestartet und hat in den Folgejahren 250 Millionen Dollar von Investoren eingesammelt und verzeichnet über sieben Millionen gescannte Menschen. Mitte Oktober benannten die Begründer das Projekt in „World“ um. Sam Altman teilte mit, dass das Ziel sei, auf der Basis menschlicher Identität ein Netzwerk echter Menschen zu schaffen und möglichst die ganze Welt zu registrieren. Dafür müsse das Projekt wachsen. Mit jedem gescannten Auge wird das Netzwerk dichter, das Datenvolumen größer.

Das Vorhaben könnte allerdings an einer grundlegenden Frage scheitern: Ist das, was „World“ tut, überhaupt legal? Das untersucht derzeit das Bayerische Landesamt für Datenschutzaufsicht. Es ist innerhalb der EU für das „World“-Projekt zuständig, das zum Unternehmen „Tools for Humanity“ gehört. Es hat seinen Hauptsitz im bayerischen Erlangen. Ob das Amt sein „Go“ geben wird, ist noch offen. Es geht um hochsensiblen Datenschutz, natürlich. Denn die biometrischen Daten gelten als besonders heikel. Zum einen, weil man daraus sensitive Gesundheitsdaten entnehmen und etwa Vorstufen von Erkrankungen erkennen könne. Außerdem seien biometrische Daten einzigartig – wenn sie gestohlen würden, wären sie nicht zu ersetzen.

Es gibt noch einen anderen Aspekt, weshalb das Augen-Projekt umstritten ist: Wer sich scannen lässt, wird dafür entlohnt. Und zwar mit Kryptowährung. Das Scannen der Augen ist deshalb in vielen Ländern ein Geschäftsmodell. Die Entlohnung hat in Ländern mit hoher Armutsquote eine große Sogwirkung. In Kenia strömten die Menschen zu den sogenannten Orb-Stationen, stehen stundenlang an, um ihre Augen scannen zu lassen. Sie bekommen dafür in der Kryptowährung Worldcoins einen Wert von 7700 Schilling, umgerechnet etwa 50 Euro.

Iris-Scan in Kenia

Ob „World“ seine Ziele weiterverfolgen kann, hängt vom Votum der bayerischen Datenschutzbehörde ab. Sie teilt mit: „Wir gehen davon aus, dass uns ein Abschluss des Verfahrens noch vor Ende des Jahres 2024 möglich sein sollte.“

Dann wissen wir, ob Sam Altmans Projekt eine Utopie bleiben wird – oder vielleicht doch die Welt vor Deep Fakes retten kann.

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