
Die ARD-nahe Jugendredaktion News WG liefert auf Instagram ein neues Beispiel für das schleichende Abrutschen öffentlich-rechtlicher Formate in den Bereich des moralischen Relativismus – dieses Mal am Beispiel des Eurovision Song Contests 2025 in Basel. Unter dem Vorwand „politischer Neutralität“ lädt die Redaktion zur Debatte ein, ob Israel angesichts des Krieges in Gaza überhaupt am ESC teilnehmen dürfe. Dass ausgerechnet die Überlebende eines Massakers durch die Hamas Israel vertreten soll, scheint für die Redaktion kein Grund darzustellen, Zurückhaltung zu üben.
Der polemisch inszenierte Titel der Slides lautet: „Sollte Israel hier teilnehmen dürfen?“ – ergänzt durch das Logo des ESC und das Foto von Yuval Raphael, die in Siegerpose mit der israelischen Flagge auftritt. Peinlicherweise wird der Name Yuvals falsch geschrieben – aus Raphael wird Razael.
„Für Israel tritt Yuval Razael an“, heißt es also im ersten Slide. Sie sei „Überlebende des Terrorangriffs der Hamas auf ein Musikfestival in Israel am 7. Oktober 2023“. Dass dieser Angriff nicht nur ein Massaker war, sondern ein systematischer Angriff auf Zivilisten, bei dem über 1.200 Menschen ermordet und Geiseln verschleppt wurden, erwähnt das Format nur nebenbei. Stattdessen relativiert man gleich im nächsten Atemzug: „Israel bombardiert seitdem (mit Pausen) den Gazastreifen (zehntausende Tote), blockiert aktuell Hilfslieferungen für die hungernde Bevölkerung und will den Gazastreifen dauerhaft besetzen.“
In den folgenden Slides zitiert News WG israelkritische Stimmen. So sagen „über 70 ehemalige ESC-Teilnehmer:innen“ in einem Brief, dass der israelische Sender Kan „an Israels Völkermord an den Palästinensern im Gazastreifen mitschuldig“ sei. Weiter wird der Vorjahressieger Nemo zitiert: „Israels Vorgehen verstößt grundlegend gegen die Werte, die Eurovision hochzuhalten vorgibt – Frieden, Einheit und Achtung der Menschenrechte.“
Die Redaktion nennt auch Proteste gegen Israel in Basel: „Demonstrant:innen haben [...] palästinensische Flaggen geschwenkt“, es habe sogar eine „Kehle-durchschneiden“-Geste gegen die israelische Sängerin gegeben. Dass dies nichts mit legitimer Kritik, sondern mit antisemitischem Hass zu tun hat, wird nicht reflektiert.
Dass Russland 2022 ausgeschlossen wurde, führt News WG mit einem Slide auf, um den Vorwurf zu adressieren, man messe mit zweierlei Maß. Doch statt sich klar zum Unterschied zwischen einem Angriffskrieg gegen ein Nachbarland und der Selbstverteidigung gegen islamistischen Terror zu bekennen, lässt man die EBU zu Wort kommen: „Es ist nicht unsere Aufgabe, Konflikte miteinander zu vergleichen.“
Dabei ist genau das der Punkt: Israel ist kein Angreifer, sondern ein durch Terror angegriffenes Land. Die EBU hat das offenbar verstanden. Sie lehnt einen Ausschluss Israels ab, weil es sich beim ESC um ein „Kultur-Event zwischen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten und nicht zwischen Regierungen“ handelt. Der Sender Kan, der in Israel unter Druck der „rechtsextremen Regierung“ stehe, solle ausdrücklich weiter unterstützt werden.
Auch der neue deutsche Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (parteilos) stellt sich klar gegen einen Ausschluss: „Laut Weimer nimmt anti-israelische Hetze gegen israelische Künstler:innen zu.“
Dass die Redaktion tatsächlich fragt, ob ein demokratischer Staat, der sich gegen ein Massaker verteidigt, am ESC teilnehmen darf, während die Mörder zwar als „Terrororganisation“ bezeichnet werden, ihre politische Motivation aber ausführlich erklärt wird, ist bereits entlarvend. Wer das Massaker vom 7. Oktober ernst nimmt, wer die jüdische Künstlerin Yuval Raphael als Mensch achtet – der stellt sich nicht gegen Israels Teilnahme. Sondern gegen jeden Versuch, Täter und Opfer auf eine Stufe zu stellen.
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