Israelischer Luftschlag auf Doha erschüttert Golfregion

vor etwa 4 Stunden

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Bildquelle: Tichys Einblick

Gegen 15 Uhr Ortszeit waren am Dienstag in Katars Hauptstadt Doha mehrere Explosionen zu hören. Dunkle Rauchwolken stiegen auf. Kurz nach 16 Uhr bestätigte dann das israelische Militär, dass es Präzisionsraketen auf ein Gelände in Doha abgefeuert habe, auf dem sich Hamas-Führer aufhielten. Katars Außenministerium veröffentlichte daraufhin eine Erklärung, in der es den Angriff verurteilte.

US-Präsident Trump wurde vorher von Israel informiert. Das Weiße Haus habe dem Vorhaben zugestimmt. Am Sonntag hatte Trump noch ein letztes Mal die Terroristen-Führung gewarnt, die sich weigerte, die restlichen Geiseln freizulassen und die Waffen niederzulegen.

Die USA bestätigten, kurz vor dem Angriff informiert worden zu sein. Präsident Trump ließ Doha durch seinen Sondergesandten warnen, betonte aber, Israel habe „allein gehandelt“. Trump sprach nach dem Angriff sowohl mit Netanjahu als auch mit Katars Emir und versicherte, so etwas werde sich auf katarischem Boden nicht wiederholen. Gleichwohl betonte das Weiße Haus, das Bombardement diene „nicht den Zielen Israels oder Amerikas“. Katar jedoch bestreitet die Aussage des Weißen Hauses, Trump habe vor dem Angriff eine Warnung nach Katar geschickt.

Die Folgen des Angriffs liegen noch nicht ganz offen. In der Nacht gab die Hamas bekannt, dass die „Delegation der Bewegung in Doha ein israelisches Attentat überlebt hat“. In der Nacht hieß es, Spitzenführer der Hamas überlebten den Angriff, sechs weitere, darunter ein katarischer Sicherheitsbeamter, wurden jedoch getötet. Hamas in einer Erklärung:

„Wir bestätigen, dass es dem Feind nicht gelungen ist, die Brüder in der Verhandlungsdelegation zu ermorden, während eine Reihe von Märtyrerbrüdern auf den Höhepunkt des Ruhms aufstiegen, und das sind sie: der Märtyrer Jihad Labad (Abu Bilal), Direktor von Dr. Khalil Al-Hayyas Büro, der Märtyrer Hammam Al-Hayya (Abu Yahya), Sohn von Dr. Khalil Al-Hayya, der Märtyrer Abdullah Abdul Wahed (Abu Khalil), der Märtyrer Moamen Hassouna (Abu Omar), der Märtyrer Ahmed Al-Mamlouk (Abu Malik).“

Die Führung der Gruppe soll also nach Hamas-Angaben überlebt haben, unabhängig überprüft werden konnte das noch nicht.

Die milliardenschweren Hamas-Führer leben seit langem im sicheren Doha in Luxus-Anwesen und befehligen von dort aus die Terroristen in Gaza. Das Schicksal der Bewohner von Gaza ist dabei egal. Zu sehen sind sie in Videoaufnahmen, wie sie das Massaker am 7. Oktober in Israel feierten.

Katar, das seit Jahren Hamas-Funktionäre beherbergt und als zentraler Vermittler zwischen Israel und der Islamistenorganisation galt, sprach von einer „eklatanten Verletzung internationalen Rechts“.

Der katarische Premierminister und Außenminister in Personalunion, Scheich Mohammed bin Abdulrahman al-Thani, fügte aber noch am Abend hinzu, Doha werde nach dem Angriff weiterhin als Vermittler fungieren. Offensichtlich haben die USA Druck auf Katar ausgeübt, die Vermittlungsbemühungen nicht einzustellen. Am Dienstag noch hatte Katar gegenüber Trump erklärt, diese Bemühungen zumindest vorübergehend einzustellen. Al-Thani nannte den Angriff einen „Schlüsselmoment“ für die Region.

Seit 2012 ist Katar Sitz des politischen Büros der Hamas. Der sehr kleine Golfstaat mit knapp drei Millionen Einwohnern, davon nur zwischen 300.000 bis 700.000 (je nach Quelle) katarischen Einheimischen, sitzt zwischen allen Stühlen und versucht, gute Beziehungen sowohl zum Iran als auch Israel und den Vereinigten Staaten sowie zu Saudi-Arabien und den umliegenden Emiraten zu halten. Das ist nicht immer so gewesen. Katar bemüht sich um Distanzierung und legt Wert darauf, dass die Präsenz der Hamas-Büros nicht mit Billigung verwechselt werden solle. Es solle ein Kanal für indirekte Kommunikation geschaffen werden, so der katarische Botschafter in den USA, Meshal bin Hamad Al Thani, in einem Beitrag für das Wall Street Journal.

Doha war bereits zu Zeiten Osama bin Ladens mehr oder weniger diskreter Treffpunkt von Vertretern sehr verschiedener Richtungen. Davon verspricht sich das kleine Katar wiederum internationale Reputation und lässt sich dies auch einiges kosten. Nicht vergessen werden darf, dass die USA mit dem Luftwaffenstützpunkt Al Udeid ihren größten Militärstützpunkt im Nahen Osten betreiben. Dort dürfte die Aktion mit Sicherheit nicht verborgen geblieben sein, wenn dicht neben dem Stützpunkt Raketen vorbeifliegen.

Katars Nachbarn reagierten empört: Die Vereinigten Arabischen Emirate warnten vor „extrem gefährlichen Folgen für die regionale Sicherheit“, Saudi-Arabien sprach von einem „kriminellen Akt“.

Der Angriff in Doha sei sicherlich peinlich für die Katarer, kommentiert der britische Telegraph, die während der Gaza-Gespräche ein gefährliches Doppelspiel gespielt haben, indem sie ihre Unterstützung für die Hamas aufrechterhielten und gleichzeitig versuchten, sich bei Trump einzuschmeicheln.

Die Führer der Hamas hätten – so der Telegraph weiter – in den letzten Wochen Mut geschöpft aus den Erklärungen mehrerer westlicher Regierungen, darunter auch die des Vereinigten Königreichs, dass sie bereit sind, einen palästinensischen Staat anzuerkennen, bevor eine solche Einheit tatsächlich existiert. Ein Hamas-Vertreter behauptete, Sir Keir Starmers Versprechen, Palästina anzuerkennen, sei ein „Sieg“ für die Terroristen.

Israel hatte bereits früher mit einem solchen Schritt gedroht, sollten sich die Hamas-Führer weiterhin weigern, die restlichen israelischen Geiseln freizulassen und die Waffen in Gaza niederzulegen.

Im vergangenen Jahr demonstrierte Israel bereits mit der Ausschaltung des damaligen Hamas-Führers Ismail Hanija in Irans Hauptstadt Teheran mit einem Sprengsatz in seinem Zimmer, zu welchen Fähigkeiten die Dienste des Landes in der Lage sind.

Am Montag attackierten Hamas-Terroristen in Jerusalem einen Bus, erschossen sechs Menschen, verletzten sechs weitere schwer und fünf weitere leicht. Wohl der letzte Auslöser für den Angriff auf die Hamas-Führer. Die Angriffe auf den Bus in dieser Woche zeigten, so der Telegraph, dass die Hamas nicht die Absicht habe, ihren Kurs zu ändern.

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