Istanbuler Konferenz: Keine Entwaffnung der Hamas – Dschihad gegen Israel in „allen Formen“

vor 9 Tagen

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Bildquelle: Tichys Einblick

In der Türkei darf man allmählich die Frage stellen, wer sie eigentlich regiert: der gewählte Präsident oder dessen unterirdische Verbindungskanäle nach Katar und in die Muslimbruderschaft bis nach Gaza. In Istanbul fand in den letzten Tagen eine achttägige Konferenz zur Lage in Gaza statt. Ausgerichtet wurde sie von der in Katar sitzenden Internationalen Union muslimischer Gelehrter (IUMS) und der türkischen Stiftung für islamische Gelehrte. Auch Präsident Erdogan empfing die IUMS.

Auch auf der Konferenz vertreten waren: der Leiter der türkischen Religionsbehörde Diyanet, Prof. Dr. Ali Erbas, sowie Marwan Abou Ras, ein Hamas-Offizieller und Mitglied im IUMS-Kuratorium. Abou Ras hat auch schon über den exquisiten „Moschusduft“ gesprochen, den „Märtyrer“ aus den Reihen der Hamas – also Terroristen gegen Israel – angeblich nach ihrem Tod verbreiten.

Sowohl Katar als auch die Türkei gehören zu den engsten Verbündeten der Hamas, alle drei sind der internationalen Muslimbruderschaft verbunden. So lebte der frühere Hamas-Chef Ismail Haniyya auf großem Fuß in Katar. Auch in der Türkei Erdogans war Haniyya stets willkommen. Die Hamas wurde auch mittels türkischer Banken finanziert. Für Erdogan und die Kataris sind die Muslimbrüder-Bezüge das, was jenseits aller Politik, aber auch in der Politik eigentlich zählt.

Auch auf der Istanbuler Konferenz dominierten die kriegerischen Töne gegen Israel. Der Hamas-Prediger Abou Ras rief zu einem nachhaltigen Dschihad aller Muslime auf: „Wenn unsere Waffen, unsere Mittel, unsere Kraft heute nichts nützen sollen – wann dann? Sofort, ja, genau jetzt muss der Dschihad in Gaza unterstützt werden.“ Der IUMS-Präsident Ali Al-Qaradaghi nahm den Völkermord-Vorwurf gegen Israel auf und war der Meinung, dass das aktuelle Geschehen „sogar die Verbrechen von Hitler übertrifft“. Weiter: „Wir sind nicht nur hier, um das zu verurteilen, sondern um eine globale Front von Gelehrten, Denkern und freien Menschen aufzubauen, die sich dem neuen Nazismus entgegenstellen.“ Das waren erkennbar keine Einzelstimmen, sondern die Grundtendenz der Konferenz.

Auch der Terror-Angriff vom 7. Oktober war also in den Augen dieser „Religionsgelehrten“ gerechtfertigt, obwohl offenkundig ist, dass er auf einen Völkermord an den jüdischen Bewohnern Israels abzielte. Hätte man den Terroristen keinen Einhalt geboten, dann wären sie durch weitere Siedlungen gezogen, um deren Einwohner auf bestialische Art zu töten, zu verschleppen und zu missbrauchen.

Der Chef der türkischen Diyanet, Ali Erbas, wird nun mit den schon unglaublichen Worten (geäußert auf der Istanbuler Konferenz) zitiert: „Heute sind die völkermörderischen Zionisten die größte Bedrohung für die Muslime. Sie sind die größte Plage für die Menschheit. Ein hartnäckiger Erreger, der universelle Werte zerstört. Wir müssen das palästinensische Land von diesem Erreger säubern.“ Das ist ziemlich eindeutig ein Aufruf zum Völkermord gegen die Israelis. Es ist die Zuspitzung und Ausbuchstabierung des bekannten Spruchs „Vom Fluss bis zum Meer“.

Kritiker heben die Romantisierung der Hamas als „Widerstandsbewegung“ hervor, wie man sie ja auch aus ultralinken Kreisen im Westen kennt. Hinzu kommt aber der offene Aufruf zum Dschihad in allen seinen Formen und der Aufruf zur Vertilgung aller Juden aus Israel. Kritisch ist aber auch: Diyanet-Chef Ali Erbas ist der oberste Leiter auch von Ditib, der zahlreiche muslimische Gemeinden in Deutschland angehören und mit der deutsche Länder Staatsverträge über Religionsunterricht an Schulen abschließen.

Damit ist der Nahost-Krieg in noch einmal neuem Gewand in Deutschland angekommen. Deutsche Ditib-Gemeinden und Ditib-Lehrer in Deutschland haben fortan jeden Grund, ihrem religiösen Führer zu folgen und sich ebenfalls in den Dienst dieses „Dschihads in allen Formen“ zugunsten der Muslimbrüder-Hamas im Gazastreifen zu stellen. Man darf gespannt sein, in welcher Form das geschehen wird.

Dass die islamischen Prediger durchaus Politik machen, zeigt eine weitere Entwicklung dieser Tag. Schon früher hatte der Diyanet-Chef Ali Erbas zum Boykott israelischer Waren aufgerufen – im Interesse „unserer unterdrückten Brüder und Schwestern in Gaza und auf der ganzen Welt“ (Nordic Monitor, 7. März 2025). Nun sagte Professor Nasrullah Haci Muftuoglu, Präsident der türkischen Islamgelehrtenstiftung, Sanktionen gegen Israel seien „eine Priorität, die auf den Gesetzen der Scharia und internationalen humanitären Grundsätzen beruht“ (Türkiye Today, 23. August 2025).

Trotzdem erklärte Fidan markig: „Wir haben den Handel mit Israel vollständig eingestellt. Wir haben unsere Häfen für israelische Schiffe geschlossen. Wir erlauben türkischen Schiffen nicht, israelische Häfen anzulaufen.“ Laut Reuters haben türkische Hafenbehörden schon letzte Woche Schiffsmakler „inoffiziell“ aufgefordert, schriftlich zu versichern, dass ihre Schiffe in keinem Zusammenhang mit Israel stehen und vor allem keine militärische oder gefährliche Fracht dorthin bringen.

Schon früher hatte die türkische Führung Einschränkungen für den Handel mit Israel angekündigt und behauptet, dass seit Mai 2024 kein Handel mehr mit dem Land stattgefunden habe. Davon wäre aber vor allem die Türkei betroffen, denn deren Exporte nach Israel überwogen zuletzt deutlich die israelischen in die Türkei. Ein Boykott träfe vor allem türkische Exporteure. Und so darf man durchaus fragen, was die neuen Ankündigungen des türkischen Außenministers eigentlich bedeuten und was sie begründet.

Mehrere Faktoren kommen in Frage: etwa ein israelischer Angriff auf türkisches Überwachungsgerät, das der Spionage gegen Israel dienen sollte, in der Nähe von Damaskus Mitte letzter Woche. Zwei Tage vor der Boykott-Ankündigung hatte Benjamin Netanjahu zudem die türkisch-osmanischen Völkermorde an den Armeniern und Pontos-Griechen anerkannt. Die Wetterzeichen zwischen Israel und der Türkei scheinen allgemein auf Sturm zu stehen. Die Muslimbrüder-Verbindungen der Türkei wirken in dieselbe Richtung, darin besteht ihre politische Bedeutung.

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