Jan Böhmermanns erbärmlicher Krieg

vor 3 Monaten

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Bildquelle: Apollo News

Jan Böhmermann genießt es. Trommelwirbel, Klamauk. Dann steht das Reporterteam vor dem Haus der Familie eines rechten YouTubers, der sich „Clownwelt“ nennt, sein Name wird in der Sendung veröffentlicht. Man setzt sein Umfeld unter Druck, fährt zu ihm, enttarnt ihn überall. Die ganze Sache hat keinerlei journalistischen Sinn, niemand hat etwas von der Information, wer dieser Mann ist – es geht nur darum, Schaden zuzufügen, zu vernichten, auszuschalten. Doxing nennt sich das, eigentlich ein Phänomen, über das sich Linke gerne beschweren, wenn es um Hass und Hetze geht. Aber es ist egal, auch vor Millionenpublikum – gegen rechts muss man eben eiskalt sein. Mitgefühl wäre Kollaboration oder so ähnlich.

Witzig, wie er ist, blendet Böhmermann gleich noch vor einem Video des YouTubers laufende Werbung von Lieferando ein – die wird automatisiert und personalisiert von YouTube vor Videos eingespielt. Dass dort Lieferando-Werbung kommt, liegt also weniger an dem Video von „Clownswelt“, sondern eher daran, dass Jan Böhmermann vermutlich vorher nach Lebensmittellieferungen gegoogelt hat. Es ist purer Zufall. Dennoch erzählt Böhmermann, man habe Lieferando angefragt – und dreht dem Konzern vollkommen absurderweise einen Vorwurf daraus, das die Werbung da läuft. Er arbeitet in dem direkten Bewusstsein, dass seine Zuschauer schon nicht merken werden, dass er gerade puren Schwachsinn erzählt. Journalistisch ist daran gar nichts mehr. Es geht nur noch darum, Blödsinn so in Satireform zu verpacken, dass er nicht abmahnfähig ist.

YouTube hat er gleich auch noch angeschrieben und versucht, dafür durch den Kakao zu ziehen, dass tatsächlich Werbung bei rechten YouTubern läuft und faselt etwas von Mitverantwortung für die Demokratie. Der gebührenfinanzierte Satire-Journalist muss es ja wissen: Rundfunktanzorchester und „Stimmanalysen“, um YouTuber zu enttarnen (ja, das hat er wirklich gemacht) – damit lässt sich das Gebührengeld recht locker verprassen.

Auf dem freien Markt hätte all das wohl keine Chance. Aber genau von dieser diffusen Rolle lebt Böhmermann ja: In journalistischen Redaktionen würde die Story „Wir recherchieren wochenlang, um einen YouTuber zu doxen“ wohl nicht gut ankommen. Aber er ist ja Satiriker. Seine permanenten Insinuierungen, Verdrehungen und ironisch angebrachten Semi-Fakten verdrehen die Realität absurd – aber es ist ja Satire. Nur leider Satire, die für sich in Anspruch nimmt, essentiell und unverzichtbar zu sein für die Demokratie an sich, weswegen wir alle dafür zahlen müssen.

Böhmermann liefert insofern das perfekte Bild für den Zustand des öffentlich-rechtlichen Rundfunks – je höher der moralische Ton, desto ruchloser schießt man für eine politische Agenda. Ist es eine radikale Position, zu fordern, den ganzen Apparat abzuschaffen? Nein – das Gegenteil ist es.

Wie soll man im Jahr 2025 argumentieren, es bräuchte ein Staatsfernsehen mit einem Budget, größer als die wichtigsten deutschen Verlage zusammen, das ungebremst politische Agitation betreibt? Warum sollte es das brauchen? Für wen braucht es das? Wer noch glaubte, staatsgestützter Journalismus wäre besonders objektiv und seriös, dem liefert Böhmermann den Gegenbeweis.

Natürlich aber ist es längst eine Affäre des ganzen Senders. Nachdem Böhmermann etwa Arne Schönbohm erst mit erfundenen Vorwürfen zu Fall brachte und der anschließend vollkommen entlastet wurde, pöbelte Böhmermann nur weiter gegen ihn – er ist zur Reue nicht bereit. Und seine Chefs geben ihm keinen Anlass dazu, sie lassen ihn einfach gewähren. Das ist dieses öffentlich-rechtliche System: Ein Ort, wo niemand für seine Taten Konsequenzen übernehmen muss, institutionalisierte Verantwortungslosigkeit. Am Ende zahlt der Gebührenzahler jede Anwaltsrechnung. Entsprechend enthemmt geht man vor.

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