
Der ZDF-Komiker Jan Böhmermann veröffentlichte wenige Tage vor der Wahl einen Kommentar in der New York Times, in dem er eine Wahlempfehlung gegen die AfD aussprach. Erst letzte Woche führte ein ähnlich gearteter Vorfall zum Ausschluss eines Redakteurs aus einer ZDF-Sendung. Für Böhmermann gelten offenbar andere Regeln.
Vergangene Woche flog der Komiker Max Uthoff aus der ZDF-Sendung „Die Anstalt“, weil er Werbung für die Partei „Die Linke“ gemacht hat. Auf NIUS-Anfrage erklärt das ZDF: „Jeder Staatsbürger hat das Recht, sich politisch zu betätigen. Wenn sich bildschirmprägende Protagonisten im Vorfeld von Wahlen politisch engagieren, dürfen sie allerdings in einem Zeitraum von sechs Wochen vor der Wahl nicht mehr im Programm auftreten. Das gilt auch für Max Uthoff.“ Die Rückkehr Uthoffs wird in der ersten Sendung nach der Wahl erwartet.
Jetzt beteiligt sich Böhmermann am Wahlkampf und macht Wahlkampf gegen die AfD. Auf Anfrage beim ZDF heißt es: „Der von Ihnen angesprochene, redaktionell gestaltete Beitrag der New York Times richtet sich formal und inhaltlich an ein internationales Publikum. Der Beitrag, der sich kritisch mit politischen Entwicklungen in Deutschland auseinandersetzt, enthält keine Wahlempfehlung für die kommende Bundestagswahl.“ Weiter erklärt die Sprecherin, dass die nächste Sendung „ZDF Magazin Royale mit Jan Böhmermann“ am heutigen Freitag stattfinden wird.
Darf dank doppelten Maßstäben stattfinden: Das ZDF Magazin Royale mit Jan Böhmermann
Böhmermann belässt es nicht bei einer Wahlempfehlung – er nutzt seinen Kommentar auch für eine historische Einordnung, die mehr über seine eigene Agenda verrät als über die Geschichte selbst. In seinem Kommentar führt er die These aus, dass Deutsche dazu neigen, historische Kontexte und Hintergründe zu verdrängen anhand eines Beispiels aus der Politik Konrad Adenauers. Er verweist auf das von Adenauer initiierte Wiedergutmachungsabkommen mit Israel und untermauert seine Argumentation mit einem Interviewausschnitt. Demnach habe der erste Bundeskanzler das Abkommen nicht aus moralischer Verantwortung, sondern mit einem Verschwörungsnarrativ begründet: Er habe argumentiert, dass jüdische Kreise in den USA über erheblichen Einfluss verfügten und es daher politisch klug sei, sich mit ihnen zu arrangieren.
Dass ausgerechnet Böhmermann sich anmaßt, jemandem Antisemitismus vorzuwerfen, erscheint angesichts seiner Vorgeschichte eher skurril als lobenswert. Schauen Sie hier:
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