Jeder wählt für sich allein

vor 2 Monaten

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Zu dieser Wahl ist alles gesagt – jetzt muss entschieden werden. Wahlaufrufe, -empfehlungen oder -bekenntnisse von Journalisten sind gleichermaßen wirkungslos wie peinlich. Nur eines möchte ich sagen: Alle sprechen gerade vom taktischen Wählen, viele Medien machen daraus regelrecht eine Kampagne. Taktisch soll man diese oder jene Partei aus dem Parlament heraus oder in das Parlament hinein wählen, jene Koalitionsoptionen möglich oder unmöglich machen.

Von solchen Gedanken sollte man sich aus zwei Gründen befreien: Erstens ist die Treffsicherheit der Umfragen weitaus geringer, als oft glauben gemacht wird. Die entscheidenden Mehrheitsfragen und Abstände liegen alle innerhalb der statistischen Fehlertoleranz. Gerade bei der erwarteten stark steigenden Wahlbeteiligung und dem großen Umschwung der Wähler, losgelöst von klassischen Milieus und statistischen Kohorten, dürfte das Ergebnis in vielen Punkten durchaus stärker von den Prognosen abweichen. Taktische Wähler bauen also auf Sand.

Zweitens führt das taktische Wählen die Wahl irgendwo ad absurdum – denn ein Großteil der Wähler dürfte schon heute seine Wahl an solchen taktischen Erwägungen festmachen. Taktisches Wählen (und taktisches Regieren) hielt Merkel an der Macht. Man schickt den Wähler in die Einbahnstraße und er ging taktisch geradeaus – zunächst jedenfalls. Den demokratischen Willen des Volkes drückt die Politik auch mit dem Argument der taktischen Wahl immer weiter in den Skat.

Erst war es Merkels Linksdrall der CDU, heute ist es die Brandmauer, die einen immer stärkeren Unterschied zwischen Volksmeinung und Regierungshandeln entstehen lässt – das ist gefährlich. Wahlen müssen keine Resultate bringen, Wahlen müssen zuallererst einmal repräsentieren, was in der Bevölkerung ist.

Man sollte sich also viele der dazu erfundenen Konzepte wegdenken und seine Stimme ganz im eigentlichen Sinne und Verständnis unseres Wahlrechts abgeben: aus Überzeugung – und übrigens an Personen, nicht an Parteien. Wählen ist mehr als der Kauf einer neuen Kaffeemaschine.

Es ist keine bloße nüchterne Abwägung seiner Partikularinteressen, seiner kurzfristigen taktischen Erwartungen oder der Einflüsse aus seinem Umfeld. Wählen muss eine reine und klare Entscheidung des Gewissens sein. Jeder muss die Entscheidung treffen – still und ganz für sich allein, feierlich und voller Stolz als Bürger dieses Landes.

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