
„Ich bin dafür da, das Linkeste der linken Sachen zu sagen und nicht Kompromisse zu machen. Das können andere in der Partei“, sagt Jette Nietzard im Video-Interview mit der Zeit am Mittwoch. Das Video wurde auf dem TikTok-Kanal der Zeit veröffentlicht. Sie kritisierte ihre Partei und machte deutlich, dass sie ihrer linken Haltung und ihrer Auftrittsweise treu bleiben werde. Der Moderator weist darauf hin, dass sie schon öfter Aussagen zurücknehmen musste. „Wie passiert dir das immer wieder?“
Nietzards Antwort zeigt ihr Selbstverständnis: „Mir ist jeder Instagram-Kommentar wichtiger als jeder Zeit-Kommentar, ehrlich gesagt“. Und weiter: „Ich kommuniziere nicht dafür, dass eine Barbara Mitte 50 mich gut oder schlecht findet, sondern ich kommuniziere für junge Menschen“. Auf die Frage, welche Fehler sie gemacht habe, antwortet sie: „Zum Beispiel mit dem ACAB-Pulli, ich hatte den für eine lustige Instagram-Story an und was dann daraus wurde, war Teil von einer rechten Hetzkampagne“.
Sie habe über Polizeigewalt sprechen wollen, doch das sei ihr nicht gelungen. Ihrer Antwort zufolge ist weniger das von ihr gewählte Mittel, der Pullover, das Problem, sondern die Reaktion anderer darauf. Als Bundessprecherin der Grünen Jugend habe sie versucht, linke Themen in der Partei zu setzen, so Nietzard. „Das ist bei der Partei nicht immer so gut angekommen, wie ich mir das gewünscht hätte“.
Jette Nietzard rechnet im 90 Sekunden ZEIT-Interview GNADENLOS mit IHRER Partei ab! Sie wollte "das Linkeste der Linken" pushen, aber die Parteiführung buhte sogar ihre Wahlanalyse aus. Sie meint, dass sie bei Brandner und Banaszak "verbrannt" sei. Die grüne Bullerbü Partei… pic.twitter.com/8Y5I13e2pj
— Anna Nina (@annaninii) July 30, 2025
„Ich würde mir wünschen, dass das Verhältnis mit einer neuen Person, die genauso radikal ist wie ich, aber vielleicht weniger verbrannt, besser wird“, meint sie über ihre noch nicht feststehende Nachfolgerin. Der Moderator fragt sie, ob sie verbrannt sei. Daraufhin attackiert Nietzard die Parteiführung: „Für die Kommunikation mit der Parteispitze gerade leider ja“. Danach gefragt, ob sie zu den Linken gehen könnte, sagt sie, dass die Partei schon genug Menschen mit linken Positionen hätte. „Da würde ich ja gar nicht mehr auffallen“.
Sie bekräftigte, bei den Grünen und in der Jugendorganisation bleiben zu wollen, auch wenn sie im Oktober nicht erneut für den Posten der Bundessprecherin kandidieren wird. Zu ihrer jüngst kritisierten Äußerung – der Frage, ob man im Widerstand gegen eine AfD-Regierung auch zu den Waffen greifen müsse – wurde sie vom Moderator der Zeit nicht befragt.
Jette Nietzard war erneut in die Kritik geraten, als sie in einem RBB-Podcast und in einem Interview mit der Wochenzeitung Der Freitag die Frage in den Raum stellte, ob ein Widerstand gegen eine AfD-Regierung 2029 auch den Griff zu den Waffen beinhalten könnte. Sie wollte sich nicht festlegen (mehr dazu hier). Einen Tag, nachdem ihre Aussagen von Medien aufgegriffen wurden, kündigte sie an, nicht erneut als Bundessprecherin antreten zu wollen (Apollo News berichtete).