Jetzt hält sogar die New York Times einen Trump-Sieg für realistisch

vor 6 Monaten

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Bildquelle: Apollo News

Nachdem die Washington Post Kamala Harris bei der US-Präsidentschaftswahl nicht unterstützen wollte, zeigt sich jetzt auch die New York Times zurückhaltend. In einem Meinungsbeitrag hält Doug Sosnik sogar einen Sieg von Donald Trump für realistisch. Sosnik war von 1994 bis 2000 einer der leitenden Berater von Präsident Bill Clinton und hat in seiner Karriere mehr als 50 Gouverneure und US-Senatoren beraten. Der Politikexperte hält fest: Bei den meisten Themen, die den Wählern wichtig sind, liegt Trump in den Umfragen vorn.

Eine Erkenntnis, die sich zuletzt in den US-Medien, die, anders als in Deutschland, traditionell eine große und einflussreiche Rolle im Präsidentschaftswahlkampf einnehmen, verbreitet hatte. Die Washington Post hat vermutlich auf Anregung des Eigentümers und Amazon-Gründers Jeff Bezos keine Empfehlung für Harris abgegeben – obwohl die Zeitung in den letzten Jahrzehnten immer den demokratischen Kandidaten unterstützt hatte. Das kostete die Zeitung offenbar 250.000 Abonnenten. In einem Beitrag bereitete die Washington Post die Leser dann sogar auf eine Niederlage von Harris vor (Apollo News berichtete).

Ähnlich, wenn auch subtiler, geht jetzt die New York Times vor. Sosnik legt in dem Beitrag dar, weshalb ein Erfolg von Trump wahrscheinlich sein könnte. Entscheiden werden letztlich die Ergebnisse in den Swing States. Neben den sogenannten „Sunbelt“-Staaten Nevada, Arizona, Georgia und North Carolina geht es hier vor allem um die „Rustbelt“-Staaten, der größten Industrieregion, bestehend aus Wisconsin, Michigan, und Pennsylvania. Während es für Trump in den „Sunbelt“-Staaten gut aussieht, würde ihm ein „Rustbelt“-Staat zum Sieg verhelfen (Apollo News berichtete). Besonders umkämpft ist Pennsylvania.

In den „Rustbelt“-Staaten sieht Sosnik auch die größten Chancen für Harris. Denn: in den „Sunbelt“-Staaten hat die Demokratin stark bei hispanischen Wählern verloren. Auch bei schwarzen Wählergruppen musste sie Verluste einstecken. Laut einer aktuellen Analyse der Brookings Institution, die auf aktuellen Volkszählungsdaten basiert, beträgt der Anteil dieser Bevölkerungsgruppen an der wahlberechtigten Bevölkerung in Arizona mehr als 40 Prozent und in Georgia und Nevada über 45 Prozent.

Hier sieht Sosnik deswegen auch die größten Chancen für Trump. Neben North Carolina und Georgia hält der Politikstratege aber auch einen wahlentscheidenden Sieg des Republikaners in Pennsylvania für möglich. Nach aktuellem Stand würde Trump somit auf mindestens 270 Wahlmänner-Stimmen im Electoral College kommen, die für die Wahl benötigt werden. Bei dem renommiertesten Wahlmodell, FiveThirtyEight, liegt Trump deshalb knapp vor Harris. Ihm wird eine 51-prozentige Gewinnchance zugeschrieben – Mitte September sah das noch ganz anders aus (Apollo News berichtete).

In den einzelnen Swing States könnten starke Unterschiede bei der Demografie der verschiedenen Wählergruppen entscheidend sein. Einerseits unterscheiden sich die Wahltendenzen stark nach dem Geschlecht. In einer NBC-Umfrage gaben 55 Prozent der Frauen an, Harris zu wählen, wohingegen 56 Prozent der Männer für Donald Trump stimmen würden. Es könnte die größte geschlechterspezifische Differenz bei US-Wahlen jemals werden, meint Sosnik.

Andererseits wirkt sich beispielsweise der Bildungsgrad stark auf die Wahlentscheidung aus. Personen mit einem College-Abschluss würden öfter für Harris als für Trump stimmen, erklärt der Politikexperte weiter. Daher könnte es entscheidend werden, wer die sogenannten „Swing Voters“ für sich gewinnen kann. Sosnik meint damit sowohl diejenigen, die nicht wissen, wen sie wählen sollen, als auch diejenigen, die wissen, wen sie wählen würden, aber unsicher sind, ob sie zur Wahl gehen sollen.

Zur ersten Gruppe gehören weiße Frauen ohne Hochschulbildung, Hispanoamerikaner ohne Hochschulbildung, unzufriedene Republikaner-Wähler und junge Schwarze – mitunter also jene, bei denen Harris stark verloren hat. Zudem schreibt Sosnik, dass Trumps Grundlage für den Sieg der Wahlen 2016 auf weißen Wählern ohne College-Abschluss beruhte. Und diese Gruppe definiert ungefähr 50 Prozent der wahlberechtigten Einwohner von Pennsylvania – aber auch von den anderen beiden „Rustbelt“-Staaten Wisconsin und Michigan, erklärt der Politikexperte.

Für Sosnik sind deshalb zwei Fragen entscheidend: Wie viele der Wähler, die zu einem Kandidaten tendieren, aber nicht sicher sind, ob sie wählen gehen sollen, können mobilisiert werden? Und: Kann sich Harris in der anderen Gruppe, in der sie bereits Verluste einstecken musste, durchsetzen und sich mithilfe der Stimmen weißer College-Absolventinnen an die Spitze setzen? Oder wird die Demografie der Swing States Trump zugutekommen – auch wenn die Wähler nicht per se für den 78-Jährigen sind.

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