
„Wir werden (…) kein Werk in Deutschland schließen“, sagte Carsten Knobel, der CEO des Düsseldorfer Unternehmens Henkel, in Bezug auf die schlechte wirtschaftliche Situation noch im Sommer. Doch nun bestätigte das Unternehmen auf Anfrage des Handelsblatts umfangreiche Abbaupläne. Man will das gesamte Werk in Heidenau, das Klebstoffe für die Möbelindustrie produziert, bis Ende dieses Jahres schließen. Alle 40 Mitarbeiter werden dann ihren Job verlieren – und Ostdeutschland seinen einzigen Henkel-Standort.
Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung hatte Carsten Knobel im August lediglich gesagt, dass die Schließung von Lagern und Produktionsstätten vorstellbar sei. Er erklärte damals, dass die erste große Umbauphase, in der Werkschließungen sehr realistisch waren und vorkamen, vorbei sei. „In der ersten Phase haben wir weltweit rund 2.000 Stellen abgebaut. Da ging es vor allem um Synergien in Marketing und Vertrieb. Jetzt ist Phase zwei gestartet, und da wollen wir Produktion, Einkauf, Logistik und Lager optimieren“, so Knobel damals. Hier könne es dann zwar Entlassungen geben, Werkschließungen schloss der Henkel-CEO aber noch aus.
Das Handelsblatt berichtet nun jedoch, dass es aus Betriebsratskreisen heißt, dass ein weiterer Stellenabbau 2025 „durchaus möglich“ sei. Das sorgt laut der Zeitung auch innerhalb des Unternehmens für Kritik: Einige Mitarbeiter werfen Knobel vor, in seinem Interview bei der SZ einen falschen Eindruck gemacht zu haben. Auch der Aufsichtsrat soll von der Entscheidung zur Werkschließung überrascht worden sein. „Das ist schade und wird in der Belegschaft nicht gut ankommen“, heißt es.
Das Werk in Heidenau ist aufgrund der Klebstoffproduktion bei hohen Temperaturen eines der energieintensiven Werke des Düsseldorfer Unternehmens. Derzeit werden an dem ostdeutschen Standort noch über 130 verschiedene Produkte hergestellt. Künftig soll die Produktion in ein größeres Klebstoffwerk in Bopfingen (Baden-Württemberg) und nach Ungarn verlagert werden. Insider aus Heidenau gaben gegenüber dem Handelsblatt jedoch an, dass sie bezweifeln, ob man bei der Verlagerung die jetzige Qualität weiter garantieren kann: „Die gesamte Produktionshalle in Heidenau ist eine einzige Sondermaschine“.
Auf Anfrage des Handelsblatts weist Henkel den Vorwurf des Wortbruchs von sich. Knobel habe sich in dem Interview bei der Süddeutschen Zeitung auf den Umbau des Konsumentengeschäfts bezogen, nicht auf die Klebstoffsparte. Knobels Versprechen habe sich des Weiteren auf die Zukunft bezogen. Die interne Kommunikation über die Werksschließung in Heidenau liege bereits weit zurück, im Frühjahr 2023 habe man über die Werksschließung in Heidenau informiert – in die Öffentlichkeit wollte man damals mit der Nachricht allerdings nicht gehen.
Henkel versucht schon seit Frühjahr 2022 sein Unternehmen umzustrukturieren und so effizienter zu machen. Dabei wurde unter anderem das starke Wasch- und Reinigungsmittelgeschäft von Henkel (unter anderem Persil und Pril) mit der schwächelnden Kosmetiksparte (Dial, Syoss) zur Einheit „Consumer Brands“ zusammengelegt, um Ausgaben zu sparen. Diesen Schritt erachtete man damals aufgrund anhaltender Wachstums- und Margenschwäche für notwendig. Im vergangenen Jahr musste außerdem ein Werk im nordrhein-westfälischen Viersen an den Konzern Katjes verkauft werden, der das Zahnpflegegeschäft von Industrieriesen übernahm.