
Anlässlich des 60. Geburtstages der britischen Schriftstellerin J.K. Rowling vor wenigen Tagen nutzten einige Medien die Gelegenheit und ergossen sich in hämischen Kommentaren über die berühmte Harry-Potter-Erfinderin. Der Grund dafür ist so banal wie bezeichnend: Sie hatte sich erdreistet, eine eigene Meinung zu äußern und sich gegen den radikalen Transaktivismus auszusprechen.
Die Berichte, die in der letzten Woche über J.K. Rowling und ihr Schaffen veröffentlicht wurden, könnten nicht gehässiger sein. Der öffentlich-rechtliche WDR fragt in einem Bericht beispielsweise: „Warum ist sie so umstritten?“ Die taz veröffentlicht in einem Kommentar sogar „Feindliche Geburtstagsgrüße an J.K. Rowling“ und wirft ihr in dem Artikel nicht nur transphobes Verhalten vor, sondern unterstellt ihr, sie würde sich mit ihrem Vermögen auch Einfluss auf die Politik erkaufen.
Der Begriff „Terf“ wird als Schmähung für Personen genutzt, die nicht akzeptieren wollen, dass Männer in Frauenkleidern wirklich Frauen sind.
In einem Bericht des SWR beschimpft ihr ARD-Literaturkritiker Denis Scheck „die Weisheit nicht mit dem Löffel gefressen zu haben“. Und auch der NDR widmet der angeblichen Transphobie Rowlings einen ausführlichen Bericht, der die Bestsellerautorin als das personifizierte Böse darstellt. Was auf den ersten Blick vielleicht einfach nur nach typisch aufmerksamkeitsheischender Berichterstattung wirken mag, ist in Wahrheit der konsequente Versuch einiger weniger Meinungsmacher, das Lebenswerk einer der erfolgreichsten Autorinnen der Gegenwart in den Dreck zu ziehen und sie durch solche Berichte möglichst schön mundtot zu machen.
Doch was hat J.K. Rowling in den Augen dieser selbst ernannten Moralapostel eigentlich verbrochen? Rowling setzt sich seit Jahren für die Rechte von Frauen ein und spricht sich gegen die Auslöschung der Weiblichkeit durch den radikalen Transaktivismus aus. Unter anderem sprach sie öffentlich davon, Frauen seien „Menschen, die menstruieren“. Dieser vergleichsweise trivialen und logischen Aussage folgte ein enormer medialer Shitstorm. Auch die Harry-Potter-Darsteller Emma Watson, Rupert Grint und Daniel Radcliffe wandten sich in den letzten Jahren infolge der großen medialen Kritik von ihr ab und kritisierten sie scharf.
Dabei liegt Rowling in ihrer Kritik völlig richtig. Dass wir heutzutage ernsthaft darüber diskutieren, ob Menschen, die menstruieren, tatsächlich Frauen sind oder wann Menschen mit Gebärmutter als Frau zu gelten haben, ist keineswegs als gesellschaftlicher Fortschritt einzustufen. Solche Debatten stellen einen massiven Rückschritt dar – vor allem in Sachen Gleichberechtigung von Frauen und Männern. Nicht ohne Grund unterstützt Rowling auch die Organisation „For Women Scotland“, die vor den Obersten Gerichtshof in Großbritannien zog und dabei erkämpfte, dass das britische Gleichstellungsgesetz sich auch zukünftig nur am biologischen Geschlecht orientiert. Zwar hatte die schottische Regionalregierung das Gleichstellungsgesetz anders ausgelegt und sprach davon, dass das Gesetz auch für Transfrauen gelte. Im Konkreten bedeutete das allerdings unter anderem, dass Transfrauen bei der Erfüllung von Frauenquoten in Vorständen gezählt werden konnten. Männer, die somit angaben, sich als Frau zu fühlen, hätten dadurch wiederum einen Vorteil gehabt – zum Leidwesen der Frauen.
Anlässlich der neuen Harry-Potter-Serie, die demnächst an den Start gehen soll, veröffentlichte der Stern einen geschmacklosen Kommentar unter dem Titel „Wer schützt die Kinder vor J. K. Rowling?“. Darin wirft der Autor Rowling vor, sie sei menschenfeindlich und wäre selbst zu Voldemort, dem Bösewicht aus Harry-Potter, verkommen. Dementsprechend müsste man die zukünftigen Kinderstars der Serie vor ihr schützen. Ansonsten bestünde die Gefahr, Rowlings angeblich „transfeindliche“ Haltung würde auf sie übergehen. Die Autorin würde darüber hinaus den Hals nicht voll bekommen und ihren Bestseller immer weiter ausschlachten wollen.
Die Autorin J.K. Rowling wurde durch die Harry-Potter-Saga zu einer der erfolgreichsten Frauen weltweit.
Man kann nur darüber spekulieren, ob der Hass gegenüber Rowlings eigenem erarbeitetem Vermögen genauso groß wäre, wenn sie in ihren politischen Aussagen etwas angepasster wäre. Das Beispiel J.K. Rowling zeigt in jedem Fall eines sehr deutlich: Andere Meinungen oder ein kritisches Hinterfragen der mittlerweile zur Ideologie verfestigten Ansicht in Sachen Transaktivismus sind absolut unerwünscht. Das, was hier vordergründig als progressiv gelten und eine angebliche „Gleichheit der Geschlechter“ zum Ziel haben soll, birgt bei näherer Betrachtung das genaue Gegenteil davon. Denn plötzlich kann jeder Mann zur Frau werden, ohne dabei jemals reale weibliche Erfahrungen gemacht zu haben, und obwohl kein Mann jemals die gleichen physischen Voraussetzungen wie eine Frau haben wird. Hier eine entsprechende Differenzierung vorzunehmen ist weder abwertend noch diskriminierend, es ist einfach nur logisch und gerecht.
Es scheint armselig, dass hier explizit wiederholen zu müssen, doch Frauen haben es sich verdient, in ihrem Sein ernst genommen zu werden und dass ihre Weiblichkeit nicht als etwas Austauschbares abgestempelt wird. Doch durch das radikale Streben nach der Auflösung der Geschlechter, wie es Rowlings Widersacher fordern, wird das Frausein plötzlich zum Kostüm. Etwas, das im Grunde mehr eine aufgesetzte Pose ist und kaum noch tatsächliche Ernsthaftigkeit beachtet. Es wäre wichtig, dass sich nicht nur J.K. Rowling dagegen ausspricht, sondern auch andere endlich erkennen, wie gefährlich diese Entwicklung ist. Wenn wir nicht mehr dafür eintreten dürfen, dass nur Frauen auch als Frauen betrachtet und dementsprechend auch geschützt werden, welchen Wert haben Frauen dann noch in unserer Gesellschaft? Damit untergraben wir letzten Endes alles, wofür frühere Feministinnen lange gekämpft haben. Somit ist es also nicht Rowling, die Menschen diskriminiert. Sondern es sind eben ihre Kritiker selbst, die andere abwerten – und zwar Frauen.
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