
Scharfe Kritik aus den Reihen etablierter Journalisten richtet sich gegen die ARD nach dem Sommerinterview mit AfD-Co-Chefin Alice Weidel: Das Gespräch, das am Sonntag live aus Berlin übertragen wurde und um 18:00 Uhr in der ARD läuft, geriet durch massive Störungen eines linksradikalen Kollektivs zu einem Fiasko und wird nun als Symbol für fehlende Professionalität und Neutralität im öffentlich-rechtlichen Rundfunk gesehen.
Prominente Stimmen wie Thomas Tuma (Chefautor beim Focus) und Béla Anda (ehemalige Bild-Chefredaktion) werfen der ARD vor, das Interview dilettantisch gehandhabt und damit ihre eigene Glaubwürdigkeit aufs Spiel gesetzt zu haben.
Tuma bezeichnet das Interview in einem LinkedIn-Beitrag als „Tiefstpunkt öffentlich-rechtlichen Informationsmanagements“. Er schildert, wie NGO-Gruppen auf der gegenüberliegenden Spree-Seite einen Anti-Weidel-Kampf entfachten und mit ohrenbetäubendem Lärm das Gespräch sabotierten: „Auf der gegenüberliegenden Spree-Seite hatten NGO-Kleinstgruppen zum Anti-Weidel-Kampf geblasen, so dass in dem ohrenbetäubenden Lärm jeder Gesprächsversuch schnell unterging.“
Statt zu reagieren, etwa durch Abbruch oder Umzug ins Studio, habe Moderator Markus Preiß den Tumult lediglich mit schmunzelnden Bemerkungen abgetan. Tuma kritisiert zudem die Nachbereitung: Ein Fünftel des 30-Minuten-Interviews sei Einspielfilmen mit AfD-Kritik gewidmet gewesen, und ARD-Kommentare hätten Weidel sinngemäß als „ganz böse“ dargestellt, während Preiß als „total super“ gelobt wurde. Er warnt, dass solches Vorgehen den Journalismus zur „Kirmes“ verkommen lasse und die ARD in die Nähe parteiischer Agitation rücke.
Béla Anda, der von 2002 bis 2005 als stellvertretender Regierungssprecher arbeitete, spricht in einem weiteren LinkedIn-Post vom „Weidel-Effekt“ und betont, dass die ARD ihre Unabhängigkeit verspielt habe. Er beschreibt die Szene vor dem Bundestag, wo Aktivisten mit Musik, Lautsprechern und Gesängen das Interview unmöglich machten. Dann versetzt er sich in die Position der Störer: „Gut so“ sekundiert der Besser-Mensch dem singenden Besser-Menschen-Chor: „Warum gibt das seriöseste aller deutschen TV-Programme den platten Polit-Parolen der AfD-Frontfrau eh eine Bühne?“
Vergesst den Streisand-Effekt. Willkommen beim Weidel-Effekt“, schreibt Anda.
Auch Anda wirft der ARD vor, das Interview nicht ins Studio verlegt zu haben, was den Eindruck erwecke, als sei der „Staatsfunk“ Komplize des Protests. Dies sei kein souveräner Journalismus, sondern „ziemlich stumpf“ und koste viel eigene Glaubwürdigkeit. Er vergleicht es mit dem Streisand-Effekt und fordert, die AfD durch bessere Argumente zu stellen, nicht durch Lärm.
Anlass der scharfen Kritik ist das blamable ARD-Sommerinterview mit AfD-Chefin Alice Weidel, bei der es dem „Zentrum für politische Schönheit“ gelang, mittels eines singenden Chores und lautstarkem Protest das Interview von Markus Preiß und Alice Weidels Ausführungen zu überlagern.
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