
Mitglieder der jüdischen Gemeinde in Norwegen verbergen immer öfter ihre religiöse Identität, um medizinische Versorgung zu erhalten. Das schildern zwei Vorsitzende jüdischer Gemeinden in einem Brandbrief an die norwegische Gesundheitsbehörde. Zuerst hatte die Tageszeitung Israel Hayom darüber berichtet.
„Dies ist eine Situation, die wir seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr erlebt haben“, mahnen die Gemeindevorsitzenden. Seit dem 7. Oktober hätten die Gemeindemitglieder vermehrt von „wachsender anti-israelischer Mobilisierung unter Teilen des Gesundheitspersonals, Gesundheitseinrichtungen und medizinischen Experten“ berichtet, schildern die Vorsitzenden in dem Brief. Immer häufiger würden Juden aus der Gemeinde angeben, sich bei der „Suche nach medizinischer Behandlung unwohl“ zu fühlen. Die Mitglieder seien zudem besorgt, „keine optimale Versorgung“ zu erhalten, „wenn sie enthüllen, dass sie jüdisch sind“, schreiben die Vorsitzenden.
Der jüdische Arzt Rolf Kirschner, der ebenfalls Mitglied der norwegischen Ärztekammer ist, bestätigte die Schilderungen der Gemeindeleiter, berichtet Israel Hayom weiter. Kirschner konkretisiert, dass Juden sich nicht trauen würden, „bei Untersuchungen jüdische Symbole wie den Davidstern zu tragen“. Zudem würden jüdische Patienten „fürchten, dass ihre Namen in Wartezimmern laut genannt werden, aus Sorge, dass Pflegekräfte oder andere Personen herausfinden könnten, dass sie Juden sind“.
Der Arzt führt aus, dass mehrere jüdische Patienten sich Sorgen machten, nachdem sie auf anti-israelische Plakate und Broschüren von medizinischem Fachpersonal gestoßen waren. Auch trauen sich nach Angaben Kirchners Juden nicht, ihre Kritik über solche Broschüren zu äußern, „aus Angst vor negativen Reaktionen des medizinischen Personals“.
Nicht nur in Norwegen haben seit dem 7. Oktober 2023 die Zahlen antisemitischer Vorfälle im Gesundheitssektor stark zugenommen. Zuletzt kursierte bereits im Januar dieses Jahres ein Video von zwei australischen Krankenpflegern, die im Bankstown-Lidcombe Hospital in einem Vorort von Sydney arbeiteten und vor der Kamera verkündeten, jüdische Patienten gezielt schlecht behandelt zu haben.
In dem Video sprachen die Krankenschwester Sarah Abu Lebdeh und der Krankenpfleger Ahmad Rashad Nadir mit dem israelischen Influencer Max Veifer. „Ich bin verärgert darüber, dass Du Israeli bist“, erklärte Nadir. Auf die Frage Veifers, was die Pfleger tun würden, wenn israelische Patienten in die Klinik kämen, antwortete Nadir: „Du hast keine Ahnung, wie viele israelische Hunde schon hergekommen sind und getötet wurden“.