Jürgen Klopp – der Fußballgott soll Red Bull Flügel verleihen

vor 7 Monaten

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Vor ein paar Tagen, am 2. Oktober 2024, als Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier dem derzeitigen Dauerurlauber Jürgen Klopp den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland im Schloss Bellevue um die starken Schultern legte, flunkerte der auf die Frage des offensichtlich ahnungslosen Staatsoberhaupts nach den Ambitionen des frisch gekürten Ordensträgers auf den Posten des Bundestrainers: „Alle hoffen, dass Julian Nagelsmann das viel länger macht als bis 2026.“

Auf seine eigene Zukunftsplanung ging der Geehrte mit den handelsüblichen Floskeln Nachfragen geschickt aus dem Weg.

Frank-Walter Steinmeier verlieht Jürgen Klopp das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland.

Am Morgen des 9. Oktober kam die Eilmeldung: „Jürgen Klopp wird Fußball-Chef bei Red Bull.“ Besonders in Leipzig wurde diese Meldung natürlich zum absoluten Topthema der Stadt. Die Feierlichkeiten zum 35-jährigen Jubiläum der friedlichen Revolution in der Stadt mit Lichterzug und Besuch des Bundeskanzlers und anderer prägender Zeitzeugen wurde zum Randthema. Was bedeutet das für den Bundesligisten RB Leipzig, dem Vorzeigeclub des Red Bull Konzerns. Wird Klopp jetzt der Obertrainer? Ist Cheftrainer Marco Rose nur noch Ausführender der Klopp’schen Taktikideen? Wofür sind die aktuell sportlich Verantwortlichen Marcel Schäfer und Rouven Schröder noch zuständig? Dürfen sie jetzt den Kaffee holen, wenn der Fußballgott Klopp zur Visite kommt? Die wildesten Gerüchte machten die Runde. Bis eine große deutsche Tageszeitung Entwarnung gab. Jürgen Klopp sei für das ganz große Ganze da. Er wird „Global Head of Soccer“ im Red Bull Konzern. Also zuständig für die bis jetzt dort angesiedelten Vereine RB Leipzig, Red Bull Salzburg, New York Red Bulls, Leeds United, Red Bull Bragantino in Brasilien und Omija Ardija in Japan. Und diese Liste soll mittelfristig noch erweitert werden.

Klopp selbst zeigt sich in für ihn typischer Begeisterung für die neue Aufgabe. Er will vor allem die in den Red Bull Vereinen schon jetzt kickenden Fußballtalente weiterentwickeln und verbessern. Und natürlich will der Energy-Drink-Hersteller die überbordende Energie des Fußballlehrers und Menschenfängers Klopp auch auf anderen Gebieten einsetzen. Die Werbewirksamkeit des Kraftwerks Klopp kann man bei verschiedensten Partnern nachprüfen. Wobei sich auch Fachleute bisweilen die Frage stellten, was sich ein Automobil-Hersteller davon verspricht, einen knapp 2-Meter Hünen in einen Kleinwagen zu zwängen, um auf Kundenfang zu gehen. Egal, auch ein Markführer auf dem Gebiet der Vermögensverwaltung setzt darauf, dass möglich Kunden dem Fußballexperten Klopp ebensolche glaubwürdige Expertise bei Geldfragen zutrauen. So ist das eben bei Testimonials: Authentizität und Glaubwürdigkeit stehen über allem. Und Jürgen Klopp bietet von beidem im Überfluss. Das wird ihm bei seinem Plan helfen, mit dem Wissen und der Erfahrung von Red Bull auch von anderen Sportarten und Branchen zu lernen. Klopp will, so steht es in der Pressemitteilung, in erster Linie als Mentor für die Trainer und das Management der Red Bull-Klubs da sein als Teil einer Organisation, die einzigartig, innovativ und zukunftsorientiert ist.

Der Dortmunder Trainer Jürgen Klopp beim DFL Supercup 2014.

Große Worte, jetzt kommt es auf die Taten an. Denn es war ja wohl kein Zufall, dass Oliver Mintzlaff, bei der Red Bull GmbH einer der drei Geschäftsführer und dabei für alle Aktivitäten des Konzerns im Sportbereich zuständig, vor wenigen Tagen in einem Interview mit dem Kicker sehr deutlich auf Defizite bei dem Club hinwies, dem er selbst als CEO von 2014 bis 2022 vorstand. Mintzlaff beklagte unter anderem, dass RB Leipzig es eben nicht geschafft habe, da zu sein, als andere in der Liga mal schwächelten. Seine Nachfolger und der Trainer durften sich angesprochen, ja sogar angezählt fühlen. Solche „Motivationshilfe“ gehört dann in Zukunft zu den Aufgaben von Klopp. Denn Mintzlaff muss mehrere Baustellen in der Red Bull Sportwelt bearbeiten. Er ist auch zuständig für den Formel 1 Rennstall, der nach jahrelanger Überlegenheit seit einigen Monaten mit weniger wettbewerbsfähigen Boliden der Konkurrenz hinterherfährt. Dazu hat Mintzlaff immer wieder mit jahrelangen Weggefährten des Konzerngründers Didi Mateschitz kommunikative Probleme. Die haben Anpassungsprobleme mit dem Tempo des neuen Chefs. Der ist aber im Umgang mit Schwierigkeiten und Hindernissen geübt.

Mintzlaff gehörte jahrelang dem Crosslauf-Team des Deutschen Leichtathletik Verbandes an. Hindernisse überwinden gehört zur DNA dieser Sportart. Organisieren hat er über mehrere Jahre in der Geschäftsführung von PUMA gelernt und als Berater und Teilhaber einer Agentur stand er an der Seite von Nationalspieler Mario Gomez, aber auch von Schlagerstar Andrea Berg. Geduld gehört nicht zu den herausragenden Eigenschaften von Mintzlaff. Das teilt er mit seinem Neuzugang Jürgen Klopp. Das teilte er aber auch mit Ralf Rangnick, der an vorderster Front und maßgeblich am Aufbau von RB Leipzig innerhalb einer Dekade vom Regionalligisten zum Champions League-Teilnehmer beteiligt war. Am Ende knirschte es zwischen den Alphatieren und Rangnick musste gehen.

Oliver Mintzlaff ist ein ehemaliger deutscher Langstreckenläufer und einer der erfolgreichsten Sportmanager.

Doch jetzt ist erstmal Klopp am Zug. Dessen erste Aufgabe bis zu seinem Amtsantritt wird vermutlich in eigener Sache wohl die Überzeugung seiner Mainzer und Dortmunder Fans sein, dass er auch als Romantiker und erklärter Hüter der Fußballtradition den verhassten Bullenclub des Brauseherstellers nur aus Liebe zum Fußball anführen wird. Alleine das ist schon eine Aufgabe, die mindestens so schwierig sein wird, wie die Leipziger Dosenkicker zur ersehnten Meisterschaft zu führen. Sein alter Freund Aki Watzke von Borussia Dortmund hat Klopp schon mal viel Glück dabei gewünscht. Er sah nicht gerade fröhlich dabei aus. Denn Klopp beim BVB wäre ja auch keine schlechte Idee gewesen.

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