Kabarettist Marco Rima: „Ein Parlament ohne Vollidioten, das kriegt der Mensch einfach nicht hin“

vor 4 Monaten

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Bildquelle: NiUS

Er gehörte zu den Stars der „Wochenshow“, wurde während der Corona-Zeit gecancelt und ist jetzt mit seinem neuen Programm „Ich weiß es nicht“ (in der Schweiz: „Don't worry, be happy“) unterwegs: Der Schweizer Comedian Marco Rima nimmt den täglichen Irrsinn leicht und schreckt bei „Schuler! Fragen, was ist“ auch vor schweren Themen nicht zurück.

Der Mensch hat viel erfunden, sagt Rima. Kaffee ohne Koffein, Cola ohne Zucker, Bier ohne Alkohol, „nur ein Parlament ohne Vollidioten, das kriegt der Mensch einfach nicht hin“. Dabei wollte er selbst mal ins Parlament und als Abgeordneter in den Ständerat der Schweiz einziehen. „Ja, ich wollte in den Ständerat, und das habe ich auch wirklich ernst gemeint“, erzählt Rima. Dann hätte er sich selbstverständlich auch hämische Sprüche über Politiker anhören müssen.

Der 63-jährige Rima hat eine deutsche Frau geheiratet, kennt sich mit der Lage hierzulande entsprechend gut aus.

„Vielleicht hätte dann über mich jemand gesagt, bei ihm kann man mit Fug und Recht behaupten, dass die Geburtsurkunde nichts anderes ist als der Entschuldigungsbrief des Kondomherstellers, und darüber hätte ich sehr gelacht.“ Für den Schweizer ist klar, dass wer austeilt auch einstecken können muss. „Wer in die Öffentlichkeit geht und seine Meinung kundtut, der muss natürlich mit Haue rechnen oder mit Widerstand oder was auch immer. Aber das Schöne ist ja an der Demokratie ist ja gerade, dass die Demokratie vom Widerspruch und von der Debattenkultur lebt. Davon geht momentan einiges flöten, wenn Politiker Bürger und Kritiker mit Klagen überziehen. Da mache ich mir Sorgen.“

Marco Rima ist selbst studierter Grundschullehrer.

Was dieser Gegenwind bedeutet, musste Rima während der Corona-Zeit erleben, als er sich kritisch über die Corona-Politik äußerte. Damals wurden seine Auftritte abgesagt, Verträge gekündigt oder nicht verlängert. Da war Schluss mit Lustig. Denn Rima ist nicht nur Spaßmacher, sondern weiß, worüber er redet. „Ich habe mich zum ersten Mal mit vielen Dingen beschäftigt, die da von der Politik behauptet wurden. Aber das kam in der Zeit, wo alle in Angst und Schrecken waren, eben nicht gut an.

NIUS-Politikchef Ralf Schuler im Gespräch mit Marco Rima

Das Kuriose ist ja, dass Politik immer denkt, wenn sie die vermeintlich falschen Meinungen nicht zulässt, dass sie dann die öffentliche Debatte bereinigen kann. Das Gegenteil ist aber in der Regel der Fall. Die Leute, die skeptisch sind, fühlen sich dadurch bestätigt, dass ihre Meinungen nicht zugelassen werden zum Diskurs und glauben, dass sie schon allein deshalb recht haben.“ Eigentlich, sagt er, würde Debattenkultur auch in die Schule gehören.

Mit seiner Tournee macht Rima auch in deutschen Städten Halt. Unter anderem in: Saarbrücken, Köln, Düsseldorf, Chemnitz, Erfurt, Dresden, Leipzig, München, Ulm und Augsburg

Sein Fazit: „Wenn man offen reden würde, wäre vieles einfacher. Es geht nicht darum, dass man recht bekommt, es geht nicht immer um richtig oder falsch, sondern es geht nur darum, dass man versucht, Ursachenforschung zu betreiben. Woran liegt es? Gibt es andere Lösungen? Können wir die Dinge vielleicht auf einen anderen Weg bringen? Und das muss eben eine Demokratie aushalten, dass es Menschen mit einer anderen Meinung, mit einer anderen Haltung gibt. Dieses Zuhören können, das habe ich von zu Hause mitbekommen. Und deshalb ist es für mich als Schweizer teilweise so merkwürdig, was hier in Deutschland momentan abgeht.“

Das ganze Interview mit Marco Rima können Sie hier anschauen.

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