
Der oberpfälzische Wursthersteller Ponnath ist seit dem Jahr 1692 familiengeführt. In einem Interview mit dem Handelsblatt sprechen Vater Michael und Sohn Ponnath (beide sind Metzgermeister) über die Krise am Fleischmarkt – und über den Verzicht aus Fleisch. NIUS dokumentiert wichtige Aussagen.
„Unsere Familie musste in 333 Jahren viele Krisen meistern. Aber an Herausforderungen in der Tragweite kann ich mich nicht erinnern. Diese stellen die Wurstbranche komplett auf den Kopf. Der Verzicht auf Fleisch ist ein Haupttreiber. Aber auch der Wettbewerb hat sich stark verändert. Früher gab es Schlacht- und Zerlegebetriebe, die Wurstproduzenten und den Lebensmittelhandel. Heute betreiben unsere Supermarkt-Kunden wie Edeka, Kaufland und Rewe eigene große Fleisch- und Wurstwerke. Auch Großschlachter sind in die Wurstherstellung eingestiegen. Tönnies ist heute nicht nur der größte Schweineschlachter, sondern außerhalb der Fleischwerke des Handels führend bei der Produktion von Wurst und Schinken.“
„Es gibt viel zu viele Wursthersteller in Deutschland. Weil die Nachfrage sinkt, sind Überkapazitäten entstanden. Wir Produzenten ringen um die Auslastung unserer Werke. Die Unternehmen unterbieten sich gegenseitig mit aggressiven Preisen, die nicht auskömmlich sind. Mindestens jeder dritte der gut 160 Wursthersteller müsste schließen.“
„Der Markt verengt sich, weil der deutsche Handel höhere Handelsstufen für mehr Tierwohl forciert. Die gibt es so im Ausland nicht. Bis vor zehn Jahren konnten wir Wursthersteller auch auf europäisches Schweinefleisch zurückgreifen, heute nicht mehr. Dazu kommt das Verbot von Leiharbeitern. Seitdem müssen wir im ganzen Jahr mehr Personal beschäftigen – ein extremer Kostennachteil. Das Verbot von Leiharbeitern ist eine unhaltbare Diskriminierung unserer Branche. Auch von unseren Mitarbeitern ist keiner happy, wenn er in der Grillsaison samstags Zusatzschichten fahren muss. Unsere ehemaligen Saison-Leiharbeiter wollen auch gar nicht das ganz Jahr dasselbe arbeiten. Sie gehen nach dem Spargelstechen in die Bratwurstproduktion und danach zum Lebkuchen-Einpacken.“
„In Umfragen sprechen sich die Deutschen stets für mehr Tierwohl aus. Wir begrüßen mehr Tierwohl. Aber am Ende entscheidet der Verbraucher am Regal meist nach dem Preis.“