
Am 27. Oktober 1964 hielt Ronald Reagan, der spätere 40. Präsident der Vereinigten Staaten, eine mitreißende Rede, in der er die Bedeutung der Freiheit pries – sowohl in der Innen-, als auch in der Außenpolitik. Seine Worte sind auch heute wieder aktuell. NIUS dokumentiert die wichtigsten Passagen der Rede „A Time for Choosing“ – und in den kommenden Tagen weitere historische Ansprachen.
Nach seiner Schauspielkarriere stieg Ronald Reagan, Jahrgang 1911, Anfang der 60er Jahre in die Politik ein. Zu jener Zeit hatte er, ursprünglich eher der Demokratischen Partei zuneigend, zum Konservativen gewandelt – oder auch nicht, denn er selbst gab als Grund an: „Nicht ich habe meine Partei verlassen, sie hat mich verlassen.“ (Mit eben diesem Satz erklärte übrigens auch Robert F. Kennedy Junior im letzten US-Präsidentschaftswahlkampf seine Abkehr von den Demokraten.)
Im Herbst 1964 wurde Reagan, der als „Der große Kommunikator“ bekannt war, gebeten, im Wahlkampf den republikanischen Kandidaten Barry Goldwater zu unterstützen, und hielt für ihn eine weit verbreitete Grundsatzrede, die erstmals am 27. Oktober 1964 im Fernsehen ausgestrahlt wurde. Sie erlangte Berühmtheit als „The Speech“, heute ist sie als „A Time for Choosing“ (Eine Zeit der Entscheidung) legendär.
Goldwater profitierte zwar nicht davon – er verlor die Wahl gegen Amtsinhaber Lyndon B. Johnson krachend –, doch Reagan, der hier sein künftiges Programm vorstellte, ebnete die Rede den Weg in die große Politik. Zwei Jahre später wurde er Gouverneur von Kalifornien und als solcher wiedergewählt, 1981 zog er für zwei Amtszeiten ins Weiße Haus ein.
1964 war Amerika kurz davor, sich in den Vietnamkrieg hineinziehen zu lassen, der Kalte Krieg war in vollem Gange. Reagan machte deutlich, dass er nicht gewillt war, der Sowjetunion das Feld zu überlassen:„Wir befinden uns im Krieg mit dem gefährlichsten Feind, dem die Menschheit auf ihrem langen Weg vom Sumpf zu den Sternen jemals gegenüberstand, und es heißt, wenn wir diesen Krieg verlieren und damit unsere Art der Freiheit, wird die Geschichte mit größtem Erstaunen feststellen, dass diejenigen, die am meisten zu verlieren hatten, am wenigsten getan haben, um dies zu verhindern. Nun, ich denke, es ist an der Zeit, dass wir uns fragen, ob wir die Freiheiten, die die Gründerväter für uns vorgesehen haben, noch kennen.“
Feine der Freiheit: Kubas Fidel Castro und Kreml-Chef Nikita Chruschtschow.
„Wir können unsere Sicherheit, unsere Freiheit von der Bedrohung durch die Bombe nicht dadurch erkaufen, dass wir eine so große Unmoral begehen, dass wir zu einer Milliarde Menschen, die derzeit hinter dem Eisernen Vorhang versklavt sind, sagen: „Gebt eure Träume von Freiheit auf, denn um unsere eigene Haut zu retten, sind wir bereit, mit euren Sklavenhaltern einen Deal zu machen.“ Alexander Hamilton sagte: „Eine Nation, die die Schande der Gefahr vorzieht, ist bereit für einen Meister und verdient einen.“ Lassen Sie uns die Dinge richtigstellen. Es gibt keinen Streit über die Wahl zwischen Krieg und Frieden, aber es gibt nur einen garantierten Weg zum Frieden – und zwar in der nächsten Sekunde: die Kapitulation.“
„Zugegeben, jeder andere Weg birgt ein Risiko, aber jede Lektion der Geschichte lehrt uns, dass das größere Risiko in der Beschwichtigung liegt, und das ist das Schreckgespenst, das unsere wohlmeinenden liberalen Freunde nicht wahrhaben wollen, dass nämlich ihre Politik des Entgegenkommens eine Beschwichtigung ist, die keine Wahl zwischen Frieden und Krieg lässt, sondern nur zwischen Kampf oder Kapitulation.“ (…)
„Er [Nikita Chruschtschow, Anm. d. Red.] hat ihnen gesagt, dass wir uns unter dem Druck des Kalten Krieges zurückziehen und dass eines Tages, wenn die Zeit kommt, das letzte Ultimatum zu stellen, unsere Kapitulation freiwillig sein wird, weil wir bis dahin geistig, moralisch und wirtschaftlich von innen geschwächt sein werden. Er glaubt dies, weil er von unserer Seite Stimmen gehört hat, die für ‚Frieden um jeden Preis‘ oder ‚besser rot als tot‘ plädieren, oder wie es ein Kommentator ausdrückte, er würde lieber ‚auf den Knien leben als auf den Füßen sterben‘. Und genau das ist der Weg zum Krieg, denn diese Stimmen sprechen nicht für den Rest von uns.“„Sie und ich wissen und glauben nicht, dass das Leben so teuer und der Friede so süß ist, als dass er um den Preis von Ketten und Sklaverei erkauft werden könnte. Wenn es nichts im Leben gibt, wofür es sich zu sterben lohnt, wann hat das angefangen – gerade im Angesicht dieses Feindes? Oder hätte Mose den Kindern Israels raten sollen, in der Sklaverei unter den Pharaonen zu leben? Hätte Christus das Kreuz ablehnen sollen? Hätten die Patrioten an der Concord-Brücke ihre Gewehre wegwerfen und sich weigern sollen, den Schuss abzugeben, der um die Welt ging? Die Märtyrer der Geschichte waren keine Narren, und unsere verehrten Toten, die ihr Leben gaben, um den Vormarsch der Nazis aufzuhalten, sind nicht vergeblich gestorben. Wo ist also der Weg zum Frieden? Nun, die Antwort ist doch ganz einfach.
Sie und ich haben den Mut, unseren Feinden zu sagen: „Es gibt einen Preis, den wir nicht zahlen werden.“ „Es gibt einen Punkt, über den sie nicht hinausgehen dürfen.“ Und das – das ist die Bedeutung des Satzes von Barry Goldwater „Frieden durch Stärke“.
Reagan und die kalifornischen Delegierten beim Parteitag zur Nominierung von Senator Barry Goldwater.
Außenpolitisch trat Reagan also vehement für die Befreiung von „Millionen von Menschen, versklavt hinter dem Eisernen Vorhang“, ein. Innenpolitisch war er für die weitestgehende Zurückdrängung staatlichen Einflusses, hier Donald Trump nicht unähnlich, der sich ja ebenfalls vorgenommen hat, den Staat zu verschlanken und auf seine Kernaufgaben zu vergattern: die Rahmenbedingungen zu schaffen, innerhalb derer der Bürger sein Leben frei und auskömmlich gestalten kann. Kaum zu glauben, dass schon vor 60 Jahren dasselbe Thema auf der Tagesordnung stand:
„Und diese Idee, dass die Regierung dem Volk verpflichtet ist, dass sie keine andere Machtquelle hat als das souveräne Volk, ist immer noch die neueste und einzigartigste Idee in der langen Geschichte der Beziehung des Menschen zum Menschen.
Das ist das Thema dieser Wahl: Ob wir an unsere Fähigkeit zur Selbstverwaltung glauben oder ob wir die amerikanische Revolution aufgeben und zugeben, dass eine kleine intellektuelle Elite in einer weit entfernten Hauptstadt unser Leben besser für uns planen kann, als wir es selbst können.“
Ronald Reagan, oft unterschätzt, war von 1981–1989 Präsident der USA.
„Keine Regierung verkleinert sich jemals freiwillig. Daher werden Regierungsprogramme, wenn sie einmal gestartet sind, niemals verschwinden. Tatsächlich ist eine Regierungsbehörde das, was dem ewigen Leben am nächsten kommt, das wir jemals auf dieser Erde erleben werden.
Bundesbedienstete – die Zahl der Bundesbediensteten beläuft sich auf zweieinhalb Millionen; und auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene ist jeder sechste Beschäftigte der Nation bei der Regierung angestellt. Diese ausufernden Behörden mit ihren Tausenden von Vorschriften haben uns viele unserer verfassungsmäßigen Garantien gekostet. Wie viele von uns wissen, dass Bundesbeamte heute ohne Durchsuchungsbefehl in das Eigentum eines Menschen eindringen können?“Schon anno 1964 gab es offenbar Bestrebungen, die Bürger zu maßregeln und an die Kette zu nehmen.
„Nun bedarf es keiner Enteignung oder Beschlagnahmung von Privateigentum oder Unternehmen, um einem Volk den Sozialismus aufzuzwingen. Was spielt es für eine Rolle, ob Sie die Urkunde oder den Titel für Ihr Geschäft oder Ihr Eigentum besitzen, wenn die Regierung die Macht über Leben und Tod über dieses Geschäft oder Eigentum hat? Und eine solche Maschinerie gibt es bereits. Die Regierung findet für jedes Unternehmen, das sie verfolgen will, eine Anklage. Jeder Geschäftsmann hat seine eigene Geschichte von Schikanen. Irgendwo hat eine Perversion stattgefunden. Unsere natürlichen, unveräußerlichen Rechte werden jetzt als eine Vorgabe der Regierung betrachtet, und die Freiheit war noch nie so zerbrechlich, so kurz davor, uns zu entgleiten, wie in diesem Augenblick.“
„Sie und ich haben ein Rendezvous mit dem Schicksal.
Wir werden unseren Kindern diese letzte große Hoffnung der Menschheit auf Erden bewahren, oder wir werden sie dazu verurteilen, den letzten Schritt in tausend Jahre Dunkelheit zu tun.
Wir werden daran denken und uns daran erinnern, dass Barry Goldwater an uns glaubt. Er glaubt daran, dass Sie und ich die Fähigkeit, die Würde und das Recht haben, unsere eigenen Entscheidungen zu treffen und unser eigenes Schicksal zu bestimmen.“