
Doch, man muss sich ernsthaft Sorgen machen: Viel zu viele junge Menschen streben, beschützend ausgestattet mit Bestnoten, nach dem Abitur an die Universitäten, statt ein Handwerk oder einen Beruf zu erlernen, in dem sie auch Geld verdienen können. Das ist aus mehreren Gründen keine Gute Nachricht – auch deshalb nicht, weil Universitäten mittlerweile – oder noch immer – ein Hotspot für linksgrünwoke Aktivisten und Antisemiten sind.
Aber macht nichts: gewiss gibt es für viele von ihnen nach vielen Semestern ohne vernünftigen Abschluss ein warmes Plätzchen beim Staat oder in einer jener staatlich finanzierten NGOs, als Beauftragter für dieses oder jenes, vor allem für den Kampf gegen rechts. Für solch blendende Zukunftsaussichten wird nicht nur an der Universität Würzburg fleißig geübt. Man kann mit entsprechenden Aktionen ja durchaus Karriere machen. Und mit geringem Einsatz, aber reichlich Bosheit, andere Karrieren verhindern.
„Studierende“ an der Würzburger Universität haben entdeckt, dass die historische Fakultät der altehrwürdigen Julius-Maximilians-Universität von einem „neurechten“ Netzwerk durchzogen sei, da gebe es gar Kontakte in offen rechtsextreme Kreise.
Es geht um den Lehrstuhl von Peter Hoeres, Professor für Neueste Geschichte. Mitte März verabschiedete das „Studierendenparlament“ der Universität einen Beschluss „gegen neurechte Diskursverschiebung in der Lehre“, verabschiedet von Leuten aus der Grünen Hochschulgruppe und der Linken Liste. Die Vertreter des Rings christlich-demokratischer Studenten und der Liberalen Hochschulgruppe waren bei der Abstimmung über die Resolution nicht anwesend, Links und Linksaußen hatten also allein abgestimmt, bei einer Wahlbeteiligung von 16 Prozent, also superrepräsentativ. Dafür aber waren bereits bei der Sitzung des Studentenparlaments Pressevertreter anwesend. Beim Kampf gegen rechts darf niemand fehlen.
Vordergründig beziehen sich die Vorwürfe auf Dr. habil. Benjamin Hasselhorn, der seit 2019 Mitarbeiter bei Peter Hoeres ist. Was man ihm vorwirft? Dass er vor elf Jahren in der rechten Zeitschrift „Sezession“ unter Pseudonym mehrere Texte veröffentlicht hat. Das war’s? Das war’s. Ein aktueller Anlass fehlt.
Aus den öffentlich einsehbaren Protokollnotizen der Sitzung scheint hervorzugehen, dass man mit dem Beschluss dafür sorgen wollte, dass Hasselhorns Vertrag nicht verlängert wird und er nach seiner soeben erfolgten Habilitierung keinen Ruf an eine auswärtige Professur erhält. https://www.cicero.de/kultur/historiker-peter-hoeres-interview „Den Aktivisten steht es frei, Hasselhorns Gedanken und Schriften abzulehnen, eine Lizenz zum Zerstören seiner Karriere oder zur Verleumdung eines Lehrstuhlinhabers haben sie nicht“, schreibt Thomas Thiel in der FAZ.
Genau: was spricht eigentlich gegen Peter Hoeres? Dass er sich der Sprachverhunzung durch Gendern oder ähnlichem widersetzt? Dass er der Meinung zu sein scheint, Geschichtswissenschaft habe keinen politischen Vorgaben zu folgen, sondern müsse alle, auch linke Mythen, auf der Suche nach Annäherung an die Wahrheit, infragestellen? Ist Hasselhorn ein „Kollateralschaden“?
Nun, die „Studierenden“ (nicht der Geschichtswissenschaft!) streben das Ruinieren der Existenz eines soliden Wissenschaftlers hin, wähnen sie sich doch auf dem richtigen Weg in einer Zeit, in der es Regierungskurs war (und ist), den Kampf gegen Rechts zu intensivieren. Antisemitismus? Kein Thema. Offenbar hatte das „Parlament“ nach dem Angriff der Hamas auf Israel einen Antrag des RCDS von der Tagesordnung genommen, sich zum Existenzrecht Israels zu bekennen.
Derartige Vernichtungstrategien sind schon erschreckend genug, schlimmer ist nur, dass die Aktivistenminderheit damit Gehör und womöglich auch Verständnis findet. Denn die Universitätsspitze dachte wochenlang nicht daran, ihrer Fürsorgepflicht gegenüber Hasselhorn (und Hoeres) nachzukommen. Wenigstens aktuelle und ehemalige studentische Hilfskräfte erklären die Vorwürfe gegen den Lehrstuhl als haltlos. „Wir weisen noch einmal alle gegen den Lehrstuhl für Neueste Geschichte erhobenen Anschuldigungen entschieden zurück“, heißt es in ihrem Schreiben.
Was die Kollegen unter den Professoren betrifft: sie äußern sich, wenn überhaupt, nur privat, sofern sie sich vom Studierendentreiben distanzieren. Viele fürchten sich womöglich vor solchen Studenten. Und das zu Recht. Ein bisschen Rückgrat braucht es halt schon, um sich dem Druck von Ideologen, Fanatikern und Rollkommandos zu widersetzen. Hoeres und Hasselhorn prüfen jetzt, welche rechtlichen Schritte sie einleiten.
Unter den aktuellen Pressemitteilungen der Universität findet sich an erster Stelle ein Bericht über neue Strategien im Kampf gegen einen bösartigen Schimmelpilz. Doch am vergangenen Freitag hat endlich ein Gespräch mit der Universitätsleitung stattgefunden, eine Pressemitteilung dazu wird es am Mittwoch geben.