
Ein bislang vertrauliches Schreiben des katarischen Energieministers Saad Sherida al‑Kaabi sorgt in Brüssel für Alarm. Darin kündigt das Emirat an, Flüssiggas-Lieferungen (LNG) umzuleiten, falls die EU ihr neues Lieferkettengesetz nicht deutlich abschwächt.
Katar, das aktuell rund elf Prozent des europäischen LNG‑Bedarfs deckt, werde „alternative Märkte außerhalb der EU“ suchen, sollte das Gesetz in seiner jetzigen Form verabschiedet werden, heißt es im Brief vom 21. Mai. Mehrere Regierungen haben das Schreiben laut Welt erhalten, ein EU‑Abgeordneter der Union bestätigte den Eingang. Die Bundesregierung verweist lediglich auf vertrauliche Gespräche und kommentierte den Inhalt nicht weiter.
Brüssel plant, große Unternehmen künftig dazu zu verpflichten, entlang ihrer gesamten Lieferkette Menschen‑ und Umweltrechtsrisiken zu identifizieren, Gegenmaßnahmen einzuleiten und einen Klimapfad vorzulegen, der mit dem 1,5‑Grad‑Ziel vereinbar ist. Bei Verstößen drohen Geldbußen von bis zu fünf Prozent des weltweiten Jahresumsatzes. Doha kritisiert besonders diesen Klimaabschnitt als „nicht praktikabel“ und wirft der EU vor, über die Vorgaben des Pariser Abkommens hinauszugehen, obwohl die Richtlinie bereits entschärft wurde.
Der LNG-Erd- und Flüssiggas-Terminal in Brunsbüttel
Für Deutschland ist die Lage besonders brisant. Ab 2026 sollen jährlich zwei Millionen Tonnen katarisches LNG im neuen Terminal Brunsbüttel anlanden, was rund drei Prozent des deutschen Gasverbrauchs decken würde. Zugleich will die EU ab 2028 vollständig auf russisches Pipelinegas verzichten. Fiele Katar als Ersatzlieferant aus, drohten Engpässe und weiter steigende Preise, während die geplanten Russland‑Sanktionen ins Wanken geraten könnten.