
Der katholische Pfarrer Franz Meurer rechtfertigt das Abnehmen von AfD-Plakaten mit „Gründen der Demokratie“, wie er im Interview mit katholisch.de am Mittwoch sagte. Er habe in Köln Plakate gesehen, die sich gegen die Großmoschee richteten, und beschlossen, diese abzuhängen. Er wollte ein Signal setzen. Wegen Diebstahls ist er zu einer Geldstrafe verurteilt worden.
Seine Tat rechtfertigt er nicht mit der Bibel, sondern mit Aristoteles: „Wenn Sie so wollen, können Sie das mit dem fünften Buch der Nikomachischen Ethik wieder glattbügeln. Manchmal muss man, um dem Gesetz und der Gerechtigkeit zu genügen, gegen das Gesetz handeln.“ Der Gedanke, wegen der Gerechtigkeit gegen geltendes Recht zu verstoßen, ist dem Neuen Testament nicht fremd. Allerdings geht es darum, staatliche Einschränkungen der Religionsausübung und des Predigens nicht zu tolerieren.
Er entfernte nicht nur Plakate, die sich gegen die Großmoschee richteten, sondern ließ 2007 sogar in seinem Gottesdienst Geld für eine Moschee sammeln: 811,57 Euro kamen zusammen, wie er dem Stern berichtete. Der Pfarrer ist seit 57 Jahren Mitglied in der CDU und ist im Sozialausschuss tätig. Die Sozialausschüsler seien „eigentlich viel linker als die meisten SPD-Leute und Grünen sowieso“, meint er. Weiter sagt er: „Wir hätten gar nichts gegen Verstaatlichung, wenn es dem Menschen nützt.“ Es gebe nichts Demokratischeres als Weihnachten, weil Gott Mensch geworden sei, meint er.
Obgleich der Pfarrer das Weihnachtsfest herausstellt, beschreibt er auch, dass seine Gemeinde sich an einer „multireligiösen Feier“ in der Schule wenige Tage vor Weihnachten beteiligen würde, bei der „natürlich vom Imam aus dem Koran gesungen“ wird. Ein Lehrerinnenchor würde „Maria durch ein Dornwald ging“ vortragen. „Da sind die Schüler völlig außer sich.“ Dass der Islam explizit die Gottessohnschaft Jesu und seine Kreuzigung – die Kerngedanken des Christentums – ablehnt, wird im Interview nicht thematisiert.
Bereits im Februar 2024 sagte er, dass er die Jungfrauengeburt in der Bibel als „Quatsch“ ansehe. Seine politischen Äußerungen setzt Franz Meurer mit dem Missionsauftrag in Beziehung: „Ja, weil Mission herausgehen heißt, das ist überhaupt keine Frage“. Dass es beim biblischen Missionsauftrag darum geht, das Evangelium zu verkünden und nicht politische Meinungen, wird im Interview nicht angesprochen.
Der Pfarrer arbeitet auch mit Obdachlosen zusammen. Seiner Meinung nach sei es wichtig, dass die Leute zuerst eine Wohnung bekommen, damit sie an Arbeit kommen. In Bezug auf die Bürgergelddebatte sagt er, dass er der Ansicht ist, dass alle arbeiten sollen, die arbeiten können. Die Arbeitsbedingungen müssen aber gut sein. Er ist seit 1992 im Kölner Stadtteil Vingst tätig. Dort leben 23.000 Menschen, von denen 4.000 Sozialleistungen beziehen. Jeder dritte Einwohner ist Ausländer.