„Kein Werk ist sicher“: Was der radikale Volkswagen-Kahlschlag konkret bedeutet

vor 11 Monaten

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Bildquelle: Apollo News

Im September schlug die Nachricht vom Ende der VW-Jobgarantie in Deutschland ein wie eine Bombe – diese Bombe ist jetzt explodiert. Wie der Gesamtbetriebsrat des Konzerns den VW-Mitarbeitern am Montagvormittag mitteilte, hat es in sich. Drei deutsche Werke sollen geschlossen und zehntausende Arbeitsstellen sollen wegfallen. Alle verbleibenden Standorte sollen schrumpfen. Die Gesamtbetriebsratschefin von Volkswagen erklärte: „Kein Werk ist sicher“.

Der Vorstand plane betriebsbedingte Kündigungen, hieß es weiter. Diese wären ab Mitte 2025 möglich. Außerdem sollen ganze Abteilungen ins Ausland abwandern – Folge der hohen Standortkosten in Deutschland. Wie viele Jobs genau wegfallen, steht noch nicht fest. Aber VW beschäftigt in Deutschland rund 120.000 Mitarbeiter – da sind zehntausende ein erheblicher Anteil. Wer von fünfzehn Prozent ausgeht, schätzt noch konservativ. Die Stellenstreichungen sind massiver, als viele nach der Kündigung der Jobgarantie im September noch befürchtet hatten.

Insgesamt betreibt die Marke VW in Deutschland zehn Werke, davon sechs in Niedersachsen, drei in Sachsen und eins in Hessen. Das Werk in Osnabrück, bereits angeschlagen, soll wohl als erstes geschlossen werden. Auch der Standort in Emden steht wahrscheinlich auf der Kippe: Dort hatte VW in der Vergangenheit noch hohe Investitionen getätigt. Doch das Werk leidet es unter der geringen Nachfrage und der damit verbundenen geringen Auslastung, bei gleichzeitig hohen Kosten. In Emden werden mehrere E-Modelle von VW produziert. Die Produktion dieser E-Autos wurde im Sommer 2023 bereits merklich gedrosselt – damals bekundete man von Konzernseite noch Zuversicht, die sich offensichtlich nicht materialisiert hat. Auch das auf E-Mobilität fokussierte Werk in Zwickau wird von Stellenstreichungen betroffen sein – wie viele genau, ist noch nicht bekannt.

Bei VW in Osnabrück arbeiten 2300 Beschäftigte, in Emden sind es 8000. Auch das Werk in Chemnitz galt zuletzt als gefährdet, dort sind 1800 Menschen tätig. Das Werk Salzgitter mit 7500 Mitarbeitern wahrscheinlich ebenfalls betroffen sein. Dort war für das kommende Jahr zuletzt noch eine Batteriezellfertigung geplant – deren Kapazität war bereits um die Hälfte reduziert worden. Für die, die ihre Jobs behalten, kommt es trotzdem dicke: Sie müssen effektiv rund 18 Prozent Gehaltseinbuße hinnehmen.

Arbeitnehmervertreter sind von den radikalen Plänen schockiert: „Diese Rabiatpläne des Vorstandes sind in keiner Weise hinnehmbar und ein Bruch mit allem, was wir in den letzten Jahrzehnten im Unternehmen erlebt haben“, sagte IG-Metall-Chef in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, Thorsten Gröger, laut Spiegel. „Das ist ein tiefer Stich in das Herz der hart arbeitenden VW-Belegschaft“. Volkswagen müsse „tragfähige Zukunftskonzepte“ anstelle von „Kahlschlagfantasien“ präsentieren. Die Chefin des Gesamtbetriebsrates, Daniela Cavallo, hatte zuvor ähnliche Kritik geübt: Der Vorstand habe kein Konzept dafür, wie man Volkswagen in die Zukunft führen wolle.

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