
Wie schon während Hitzeperioden in den vergangenen Jahren gibt es auch dieses Jahr viele Medienberichte darüber, dass Kernkraftwerke wegen der Hitze heruntergefahren worden seien. Zumindest in Überschriften von Berichten wird auch nahegelegt, dass die Abschaltung von AKW zum Anstieg von Strompreisen in Deutschland geführt habe. Immerhin erfährt man versteckt am Ende eines dieser Berichte, dass – anders als in der Hitzeperiode 2024 – das Windangebot schwach war, sodass nach Sonnenuntergang praktisch „Dunkelflaute“ herrschte und deshalb teure Gas- und Kohlekraftwerke hochgefahren werden mussten.
Der Sachverhalt ist eigentlich ziemlich simpel:
Die Grenzwerte werden jeweils abhängig von den Standortbedingungen festgelegt, zum Beispiel für große Flüsse anders als für kleine.
Um die Grenzwerte für den jeweiligen Standort einzuhalten, ist es gängige Praxis, in Hitze- und Trockenperioden die Leistung des betroffenen Kraftwerks und damit den Kühlbedarf zu verringern oder es abzuschalten. Quantitativ relevant ist das für Kraftwerke an Flüssen und ohne Kühltürme. Mit Kühltürmen ist das Problem entschärft (so bei der Mehrheit der Kernkraftwerke), bei Standorten am Meer spielt es kaum eine Rolle.
Dieser Sachverhalt gilt gleichermaßen für Kern- wie Kohlekraftwerke sowie andere „thermische“ Kraftwerke. Warum die Sache praktisch nur für Kernkraftwerke in Medien thematisiert wird, lässt sich nicht naturwissenschaftlich begründen. Anscheinend hat es etwas mit dem bei einigen Journalisten angewöhnten „AKW-Beißreflex“ zu tun.
Dass es sich außerdem um ein relativ unwichtiges Phänomen handelt, zeigt die vom französischen Energiekonzern EDF genannte Zahl: Durch Hitze und Trockenheit veranlasste Leistungsreduktionen bei Kernkraftwerken in Frankreich sollen deren Stromerzeugung im Zeitraum seit 2000 nur um 0,3 Prozent verringert haben. Und diese Verringerung findet logischerweise im Sommer statt, wenn die Stromnachfrage ohnehin geringer ist als im Winter, wirkt sich also nicht gravierend aus.
Das sieht bei Wind- und Solarenergie schon ganz anders aus: Dort liegen die witterungsbedingten Leistungsreduktionen im Bereich von mehreren zehn Prozent. Bei Windkraft wird in Deutschland im Sommerhalbjahr typischerweise nur etwa 50 Prozent der Strommenge des Winters erzeugt. Das scheint aber für die Journalisten mit „AKW-Beißreflex“ kein Thema zu sein, die 0,3 Prozent bei Kernkraft hingegen schon.
Eigentlich sollte ihnen selbst angesichts dieses drastischen Missverhältnisses die Berichterstattung ziemlich albern vorkommen.