
Demnächst beginnt der Bau einer Zentralen Unterbringungseinrichtung für „Flüchtlinge“ in Kerpen (Rhein-Erft-Kreis). Trotz Widerstandes der Anwohner sollen Räume für 700 Migranten geschaffen werden – mit viel Rücksicht auf deren religiöse Bedürfnisse.
Vor einem Jahr beschloss der Kerpener Stadtrat einstimmig den Bau einer neuen Unterkunft für bis zu 700 Migranten: die Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE). Die Stadt argumentiert damit, dass das Land Nordrhein-Westfalen alle Personal- und Sachkosten übernimmt, die im Zusammenhang mit dem Betrieb der Einrichtung entstehen. Insbesondere trägt es für die Dauer des Betriebes der ZUE alle Kosten für die bauliche Unterhaltung und die Betreuung der Bewohner. Das bedeute, dass die Kolpingstadt Kerpen Millionen Euro einspare, die sonst bei einer rein kommunalen Unterbringung aufgebracht werden müssten. Und: So sei eine Inanspruchnahme von Turn-, Mehrzweck- und Veranstaltungshallen für die Unterbringung von Flüchtlingen zu vermeiden.
Die Bauarbeiten sollen noch in diesem Jahr, spätestens im ersten Quartal 2026 beginnen, im vierten Quartal 2026 soll die Unterkunft ihren Betrieb aufnehmen. Im vergangenen Jahr hatte der geplante Bau der ZUE für Kritik und Proteste von Bürgern gesorgt. Sie fühlten sich bei der Planung übergangen und unzureichend informiert. In einer Petition wandten sich mehr als 1000 Kerpener gegen den Bau der Unterkunft.
Der Stadtrat votierte einstimmig für das Bauprojekt.
Hauptkritikpunkte: Die riesige Unterkunft an einem angrenzenden Wohngebiet und einer Schule mit ca. 2000 Schülern sei kein praktikabler Zustand für Flüchtlinge und Bevölkerung. Und Probleme der Infrastruktur (Polizei, Stadtreinigung, Kindergarten, Schule, medizinische Betreuung, Instandhaltung, Sicherheitsdienst, soziale Infrastruktur, städtische Verwaltung etc.) seien nicht geklärt. Die Petition wurde Bürgermeister Dieter Spürck (CDU) überreicht, änderte aber nichts am Festhalten der Stadt an den Plänen.
Bei einer Informationsveranstaltung zur Vorstellung des ZUE-Konzepts vor einem halben Jahr malten die Bezirksdezernenten ein rosarotes Bild. Die ZUE sei eine „sehr, sehr gute Lösung“. Sie werde vom Land betrieben und finanziert, die Zahl von 700 Flüchtlingen werde auf die städtische Aufnahmequote angerechnet, es bestehe keine Schulpflicht für Kinder und Jugendliche. Der Pachtvertrag laufe über sieben Jahre.
Bürgermeister Dieter Spürck (CDU) nahm die Petition entgegen, ging aber nicht auf die Bedenken ein.
Die Belegung erfolge voraussichtlich mit 60 Prozent Alleinstehenden („alleinreisenden Männern“) und 40 Prozent Familien. Vorgesehen sind doppelstöckige Container, ausgestattet mit Vierbettzimmern. Eine Kantine und ein Kiosk sind geplant, Gebetsräume und getrennte Teestuben für Frauen und Männer.
Zur Betreuung der Bewohner seien rund um die Uhr fünf Personen als Ansprechpartner vor Ort, zusätzlich zum Sicherheitsdienst, Sanitätsdienst und dem sogenannten Umfeldmanager (!). Angeboten werden auch integrative Maßnahmen wie eine freiwillige (!) Teilnahme am Deutschunterricht, Beratungen zum Leben in Deutschland und zum Asylverfahren sowie Spiel- und Sportangebote.
Für den Haushalt 2026 muss das Land NRW etwa 4,5 Milliarden Euro neue Schulden aufnehmen, um die geplanten Ausgaben zu decken, aber für die Betreuung der Zuwanderer werden weder Kosten noch Mühen gescheut. Da Kochmöglichkeiten in den Unterkünften aus sicherheitstechnischen und hygienischen Gründen nicht vorgesehen sind, wird ein Caterer drei Mahlzeiten täglich anbieten. Mutmaßlich werden diese halal sein.
Wie ein Blick in die Kommentare zur Petition zeigt, gibt es viele Gründe für die Kerpener, eine weitere große Unterkunft für Asylbewerber abzulehnen, allen voran Sicherheitsbedenken: Unter anderem führt ein Weg zur nahen Schule direkt an der geplanten ZUE vorbei. Doch die Polizei wiegelte Bedenken schon bei der Bürgerveranstaltung ab: Eine höhere Gewaltbereitschaft bei „Geflüchteten“ sei nicht festzustellen und außerdem sei die Kerpener Polizei im Umgang mit Kriminalität gut aufgestellt.
Um diese Fläche geht es, dort soll die ZUE bald entstehen.
Daneben gibt es viele weitere auch auf der Petitions-Website geäußerte Bedenken, die deutlich machen, dass die Politik auch in diesem Fall wieder am Bürger vorbei entscheidet. Der Rhein-Erft-Kreis habe schon genügend Flüchtlinge aufgenommen, schreiben einige.
„Es ist genug, man kann nicht die ganze Welt retten.“„Ich mache mir mittlerweile Sorgen um die Gesellschaft und glaube, dass wir dir Grenzen überschreiten, was gesellschaftsverträglich ist. Ich bin grundsätzlich für Asyl und dass unser Staat eine internationale Verantwortung erfüllt. Aber wir dürfen auch nicht unsere westlichen Werte komplett opfern, wenn zu viele Menschen da sind, die unsere westlichen Werte nicht schätzen.“„Für Bildung und Rentner ist nichts da, aber für Flüchtlinge. Ich bin kein AfD-Wähler, aber irgendwann muss Schluss sein.“
„Ich mag jetzt schon nicht mehr nach 18 Uhr in Kerpen einkaufen gehen! Ich habe immer das Gefühl, ich sei die einzige deutsche Frau im Geschäft. Es sind jetzt schon zu viele Flüchtlinge!“
„Für uns Bürger wird alles teurer. Unsere Schulen werden mit ausländischen Kindern überschwemmt. Unsere Kinder bleiben mit dem Lehrstoff zurück. Viele Asylsuchende wollen uns hier ihre Religion und Lebensweise aufdrängen. Sie passen sich nicht unserem Ordnungssystem z. B. Müllentsorgung usw. an. Sehen Frauen als Untertan. Die Arztpraxen sind jetzt schon übervoll. Beim Einkaufen hat man Angst ,bestohlen zu werden. Abends traut man sich als Frau nicht mehr alleine in den Ort.“
„An fast gleicher Stelle ist bereits ein Containerdorf für Flüchtlinge, welches nur so vor Müll überquillt. Wäsche und Lebensutensilien fliegen achtlos in der umzäunten Einrichtung umher. Wertschätzung gespendeter Gegenstände gleich null.“
Vierbettzimmer ähnlich diesem sind vorgesehen.
„Klares Nein zu solch einer Einrichtung, dem ist die Stadt Kerpen nicht gewachsen! Es kann auch nicht sein, dass immer mehr Gelder in solche Einrichtungen investiert werden und für die marode Infrastruktur nicht mehr zur Verfügung stehen, da gibt es allein in Kerpen satt und genug von!“
„Die Stadt im gesamten hat sich seit mehr als 5 Jahren sehr zu ihrem Nachteil entwickelt. Man hat das unsichere Gefühl, dass der rechtschaffene Bürger, der brav seiner Arbeit nachgeht oder auch der selbstständige Unternehmer, die ihre Steuern abführen usw., gerade noch ihren Lebensstandard aufrechterhalten können, mittlerweile weniger wert sind! Bei Einkäufen am Abend meint man nicht mehr in der eigenen Heimat zu sein, das ist mittlerweile sehr befremdlich.“
Nur vier Wochen nachdem die Polizei den Bürgern ihre Sicherheitsbedenken ausreden wollte, kam es in einer Kerpener Flüchtlingsunterkunft zu einem Gewaltverbrechen: Ein 29-jähriger Syrer wurde in einem Wohncontainer tot aufgefunden. Der Tat verdächtigt: sein drei Jahre jüngerer Bruder.
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