Kevin Kühnert hat gelogen

vor 4 Tagen

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Bildquelle: Tichys Einblick

Der Moderator Carsten Spengemann stand vor gut 20 Jahren vor Gericht. Eine Frau warf ihm vor, nach einer Liebesnacht einen Ring gestohlen zu haben. Er sagte, sie habe ihm diesen geschenkt. Aussage gegen Aussage. Eigentlich. Doch der Richter sprach Spengemann schuldig. Der hatte bei den Angaben zu seinem Verdienst nachweislich gelogen. Wer einmal lüge, sei auch weiterhin unglaubwürdig, begründete der Richter den Schuldspruch.

Kevin Kühnert hat auch gelogen. Seinen Rücktritt als Generalsekretär und sein vorläufiges Ausscheiden aus der Politik begründete er mit seiner angeschlagenen Gesundheit. Das ist medial ein scharfes Schwert. Niemand traut sich so ohne weiteres, eine Aussage zur eigenen Gesundheit in Frage zu stellen. Gleichzeitig verschafft sie dem vermeintlichen Kranken eine Art Welpenschutz. Wer will schon einen Verriss über die Karriere eines Dahinsiechenden verfassen?

Dieser Welpenschutz hat konkrete politische Folgen: Die beiden letzten rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten, Kurt Beck und Malu Dreyer (SPD), sind beide vorzeitig mit dem Hinweis auf ihre Gesundheit zurückgetreten. Beck hatte mit dem Nürburgring und dem Flughafen Hahn eine unglaubliche Serie von Pannen zu verantworten. Dreyer hatte sich während der Pandemie als Grinch erwiesen, der Ungeimpften das Weihnachtsfest verbieten wollte und dadurch an Beliebtheit eingebüßt. Sowie ihre Macht. Obwohl sie Alexander Schweitzer mit aller Macht und allen Tricks als Nachfolger verhindern wollte, setzte der sich in der SPD durch. TE gehörte zu den wenigen Medien, die den Abgang Dreyers daher als den einer Verliererin beschrieben. Die heimische Presse verteidigte sie erwartungsgemäß. Sie sei krank. Da beweise sie Größe, rechtzeitig zurückzutreten. Ihr da eine Verliererrolle zuschreiben zu wollen, sei infam. Die SPD sitzt immer noch in der Staatskanzlei und genießt das Wohwollen der rheinland-pfälzischen Hofpresse.

Kühnert trat noch vor der Bundestagswahl zurück. Er war als Generalsekretär der SPD einer der maßgeblichen Architekten der Ampel und damit an deren Baufälligkeit mitschuldig. Außerdem hatte er Olaf Scholz mehrfach öffentlich brüskiert. Den Kanzler und zu der Zeit auch noch der Kanzlerkandidat der SPD. TE attestierte Kühnert seinerzeit, deshalb müsse er zurücktreten. Ob er wirklich gesundheitliche Probleme habe, sei zweifelhaft. Dafür gab es Kritik. Auch aus dem liberal-konservativen Lager. Kühnert werde ja kaum eine Krankheit behaupten, nur um bessere Presse zum Abgang zu erhalten.

Nun ja. Jetzt hat Kühnert der Zeit ein Interview gegeben. In dem entscheidet er sich für eine andere Wahrheit als bisher: Er habe Angst vor körperlichen Übergriffen gehabt. „Meine rote Linie ist da, wo Gewalt in der Luft liegt. Ich bin nur 1,70 Meter groß.“ Es habe mehrere Vorfälle gegeben. So hätten ihm drei Männer in einer Straßenbahn in Halle mit Prügeln gedroht. Niemand sei ihm zu Hilfe gekommen. Er habe sich derart gefürchtet, dass er seinen Urlaub nur noch an einsamen Orten verbracht habe. Daher habe er sich – wie Nietzsches Denker – ins Gebirge zurückgezogen.

Die befreundeten Medien stehen weiter zu Kühnert. NTV titelt: „Kevin Kühnert äußert sich erstmals über Rücktrittsgründe.“ Nun, NTV, das ist – bestenfalls – falsch. Kevin Kühnert äußert sich zum zweiten Mal zu den Gründen seines Rücktritts. Beim ersten Mal hat er halt nur etwas komplett anderes behauptet. NTV und die SPD kämpfen Seit an Seit, wenn es um vermeintliche rechte Fehlinformationen geht. Wenn es um nachgewiesene sozialdemokratische Fehlinformationen geht, nuscheln sich NTV und SPD genauso Seit an Seit aus der Sache.

Der WDR täuscht seine Anhänger genauso über Kühnerts Lüge hinweg und behauptet, der habe sich nun „erstmals“ zu seinen Gründen geäußert. Kein Wort davon, dass er zuerst andere Gründe genannt hat. Ebenso wenig ein Zweifel, dass Kühnert auch dieses Mal wieder Unsinn erzählen könnte. Stattdessen übernimmt der WDR die Erzählung des ehemaligen SPD-Generals und zählt weitere Angriffe von Bürgern gegen Politiker auf. Immer von rechten Bürgern und immer gegen linke Politiker.

„Belastbare Zahlen zu solchen Vorwürfen sind schwer zu erheben.“ Behauptet der WDR. Nun ja. Eine Googelsuche „Wie viele Angriffe auf Politiker hat es gegeben“ führt direkt zu der Seite Statista.de. Dieses zeigt in einer anschaulichen Grafik an, dass es 2024 rund 4000 Angriffe auf Politiker gegeben habe. Die meisten auf Grüne mit 1187 Angriffen, die zweitmeisten auf die AfD mit 1031 Angriffen. Wobei zu den Angriffen auf Grünen auch gezählt wird, wenn die wie Robert Habeck oder Annelena Baerbock wieder einmal wegen vermeintlicher Beleidigungen Bürger verklagt haben.

Das haben die beiden in der abgelaufenen Wahlperiode hundertfach gemacht. Belastbare Zahlen seien schwer zu erheben. So schreiben die Hüter der Wahrheit vom WDR. Nur stimmt das halt nicht. Keine 20 Sekunden dauert es, um an das Material zu kommen. Die Zahlen niederzuschreiben, benötigt deutlich mehr Zeit. Nur braucht es dazu die journalistische Bereitschaft, auch Wahrheiten anzunehmen, die außerhalb des eigenen Weltbilds liegen. Das bedeutet in dem Fall, dass es Gewalt gegen Politiker gibt. Ja. Aber dass diese genauso oft von der extremen Linken kommt und auf alle die zielt, die aus deren Sicht rechts sind. Nur das zuzugeben, fällt den Aktivisten des WDR tatsächlich schwer.

Also verbreiten sie lieber die Geschichte von ihrem Genossen, der zwar keinen Kratzer abbekommen hat, aber von den bloßen Androhungen so schwer getroffen war, dass er sich aus der Politik zurückziehen musste. Für Linke ist das ein Narrativ in ihrem „Kampf gegen Rechts“. Für alle anderen ist es eine zweifelhafte Aussage von jemandem, der in der gleichen Sache schon mal gelogen hat, als er behauptet hat, er sei nicht gesund. Wer schon mal gelogen hat, dem glaubt kein Mensch mehr. Zumindest kein gesunder. Nur Linke. Die glauben noch an ihre eigenen Lebenslügen, wenn sie diese selbst schon aufgegeben haben.

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