„Kipppunkt“: Maschinenbau rechnet mit historischem Katastrophenjahr

vor 2 Tagen

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Eine Herbsterholung der deutschen Wirtschaft bleibt aus. Bereits vor einer Woche hatte das Statistische Bundesamt das Minus der Gesamtwirtschaft im zweiten Quartal 2025 von ursprünglich –0,1 auf –0,3 Prozent nach unten korrigiert. Nun zieht der Dachverband des deutschen Maschinenbaus VDMA mit seiner Prognose für das Gesamtjahr nach und bestätigt mit Blick auf das Produktionsgeschehen den allgemeinen Abwärtstrend: „Bisher gingen wir von einem Minus von zwei Prozent aus, nun rechnen wir mit minus fünf Prozent für 2025“, sagt VDMA-Präsident Bertram Kawlath, der für 2026 mit einem Wachstum der Produktion von einem Prozent ausgeht. War 2025 wirklich die Talsohle?

Kawlath warnt mit Blick auf die katastrophale Entwicklung der Branche vor einem kritischen Moment – ökonomisch wie gesellschaftlich. Das alles füge sich zu einem Szenario, das Kawlath selbst als „Kipppunkt“ beschreibt, an dem die Wirtschaft schwächelt und die politische Mitte weiter erodiert. Wer jetzt nicht handelt, so seine Warnung, treibt Wähler in die Arme der politischen Ränder.Ohne sie ausdrücklich zu nennen, deutete der VDMA-Präsident auf die AfD, die im jüngsten Sonntagstrend bundesweit auf 27 Prozent kletterte.

Bemerkenswert ist, dass ein Spitzenfunktionär in diesem Stadium der Krise, in dem die strukturellen Schäden einer ideologiegetriebenen Politik längst offenkundig sind, sich zwar erstmals politisch äußert, doch sich nach wie vor weigert, das Kind beim Namen zu nennen: Die grüne Transformation des Green Deal wird auch von Kawlaths Kritik am politischen Kurs ausgespart. Stattdessen hält das Schweigekartell der Wirtschaftseliten, die lieber für weitere Subventionen und kosmetische Entbürokratisierung eintreten, Stand, anstatt das Übel an der Wurzel zu packen.

Dabei liegen die Probleme offen zutage: schwache Aufträge, erdrückende Bürokratie, lange Genehmigungsverfahren, überbordende Steuern und Lohnnebenkosten sowie gravierende Standortnachteile in Deutschland. Hinzu kommen die massiven Belastungen durch US-Zölle. Rund 40 Prozent der Maschinenimporte aus der EU in die Vereinigten Staaten unterliegen derzeit einem Strafzoll von 50 Prozent auf den Metallanteil. Instabile, kaum kalkulierbare Regeln, so Kawlath, zwingen viele Unternehmen, ihre Exporte ganz auszusetzen.

Kawlath fordert deshalb niedrigere Steuern und Abgaben, weniger Bürokratie, schnellere Genehmigungen – und vor allem einen wirksameren Schutz der deutschen Industrie vor der chinesischen Konkurrenz. Denn China habe nicht nur aufgeholt, sondern arbeite auch mit massiven Staatsbeihilfen, die den Wettbewerb verzerren, so der VDMA-Chef.

Die Lage spitzt sich also weiter zu. Und es ist davon auszugehen, dass die positive Einschätzung des VDMA für das kommende Jahr schon bald wieder nach unten korrigiert werden dürfte, da sich strukturell keinerlei Verbesserungen andeuten. Die Politik ist im Gipfelmodus angelangt, von Reformen ist nichts zu sehen.

Sollte es tatsächlich zu einem Produktionsrückgang von fünf Prozent im laufenden Jahr kommen, wie es der VDMA prognostiziert, markierte dies den vorläufigen Höhepunkt einer katastrophalen Entwicklung. Seit 2018 wäre das Produktionsniveau im Maschinenbau – und, grob gesprochen, in der gesamten deutschen Industrie – um rund 20 Prozent gesunken. Das hat Folgen für die Beschäftigung: Über 200.000 Industriejobs wurden seit 2020 gestrichen, davon 68.000 allein im vergangenen Jahr. Und dies dürfte erst der Anfang einer fatalen Beschäftigungskrise gewesen sein.

Das sind Zahlen, die keine gewöhnliche Rezession mehr beschreiben, sondern den Beginn einer ökonomischen Depression. Das Herzstück der deutschen Wirtschaft, die Industrie, hat im Zuge der selbst verschuldeten Energiekrise und einer grotesken Regulierungswut im Rahmen des Green Deal schweren Schaden genommen. Dabei darf man nicht vergessen: Zahlreiche Dienstleistungsbereiche, Zuliefer- und Wertschöpfungsketten hängen unmittelbar von der Industrie ab.

Aus der Industrie leitet sich im Wesentlichen der deutsche Wohlstand ab – jene Leistung, die das Sozialwesen stützt, um in einem zunehmend schwierigen Umfeld den sozialen Frieden zu sichern.Der Anteil der Wertschöpfung des Maschinenbaus trägt rund drei Prozent zum deutschen Bruttoinlandsprodukt bei. Mit einem Weltmarktanteil von 27 Prozent zählt der Maschinenbau zu den Schwergewichten der europäischen Industrie. Rund eine Million hochqualifizierte Fachkräfte sichern hier ihren Lebensunterhalt – Jobs, die bislang als stabil galten und nun mitten im Sturm stehen.

Denn die Produktion brach auch 2024 um sieben Prozent ein, 2025 droht nun ein weiterer dramatischer Rückgang. Die Aufträge sanken im vergangenen Jahr real um acht Prozent zum Vorjahr, die Umsatzprognosen zeigen ungebremst gen Süden.

Unter den gegebenen Voraussetzungen ist Industrieproduktion am Standort Deutschland faktisch unmöglich. Der Industriestrompreis liegt etwa dreimal so hoch wie in den USA – jenem Land, das derzeit massiv für seinen Standort wirbt, auf Deregulierung setzt und Industrieproduktion gezielt fördert.Wenn Niedersachsens SPD-Wirtschaftsminister Olaf Lies inmitten der Stahlkrise an seinem Heimatstandort stellvertretend für andere Branchen nach einem subventionierten Industriestrompreis ruft und über Billigstahl aus China klagt, wirkt das nur noch wie politisches Pfeifen im Wald. Denn die Absetzbewegung vom Standort Deutschland läuft längst – und sie ist unumkehrbar: Wer einmal gegangen ist, kehrt nicht wieder zurück.

Die Stahlbranche trifft es derzeit besonders hart. Sie zählt zu den energieintensivsten Zweigen der deutschen Industrie, deren subventionierter Traum vom „grünen Stahl“ nach zahlreichen Pleiten endgültig zu Grabe getragen wurde. Ob Maschinenbau, Chemie, Bauwirtschaft oder Stahlerzeugung – überall ergibt sich das gleiche Bild eines ungebremsten Absturzes der deutschen Wirtschaft.Was wir erleben, ist ein ideologiegetriebenes, systemisches Scheitern. Auch der Verweis auf die harte Zollpolitik der USA greift ins Leere: Die Probleme haben sich über Jahre aufgeschichtet und sind hausgemacht. Doch Brüssel und Berlin halten unbeirrt an ihrem Klimafanatismus fest – und träumen sich durch die Krise.

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