Die Kirchen sollten keinen Wahlkampf machen

vor 3 Monaten

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Sechsundzwanzigmal werden wir noch wach, dann ist Bundeswahltag. Auch die Kirchen fiebern dem Ereignis entgegen. Sollten sie aber Empfehlungen abgeben und Erwartungen formulieren? Ich meine: Da wäre weniger mehr. Die Kirchen sollten sich im Wahlkampf zurückhalten. Die politisierte ist die spaltende Kirche.

Die aktuelle Folge „Kissler Kompakt“ sehen Sie hier:

Natürlich gilt die Meinungsfreiheit ebenso für Elon Musk wie für Kirchenvertreter. Ein Maulkorb ist immer das falsche Geschirr. Jeder Bischof und jeder Funktionär sollte sich aber dreimal überlegen, was er mit klaren politischen Stellungnahmen anrichtet. Die Kirche wird dann zur Partei einer Partei oder Weltanschauung. Sollte aber die einzige Partei einer Kirche nicht die Partei Gottes sein? Das Seelenheil ist ihr Geschäft, nicht der politische Lobbyismus.

Faktisch verhält es sich umgekehrt. Die römisch-katholische und die evangelische Kirche reden lieber von Klima- und Geschlechtergerechtigkeit als vom ewigen Leben. Sie predigen lieber über die tausend Wege zur Nachhaltigkeit als über den einen Weg zur Glückseligkeit.

Kürzlich wurde Prälatin Anne Gidion befragt, welche politischen Erwartungen sie an die Bundestagswahl richte. Gidion, die die Evangelische Kirche bei der Bundesregierung vertritt, sagte: „Uns ist es unglaublich wichtig, dass es weiterhin möglich ist, in einer guten Weise ein Einwanderungsland zu sein.“

Prälatin Dr. Anne Gidion

Ein Einwanderungsland ist ein Land, in das prinzipiell eingewandert wird – komme, was da wolle. Die meisten Kirchenvertreter sind sich einig: Es ist gut, dass Deutschlands Grenzen offen sind. Auf diesem Feld gibt es eine Ökumene des Kontrollverzichts.

Das sogenannte Zentralkomitee der deutschen Katholiken teilte soeben mit: Es müsse Schluss sein mit, so wörtlich, „überhasteten Rückführungsdebatten“. Das sogenannte Zentralkomitee schreibt: „Wir setzen uns für mehr sichere und legale Wege für Migrant*innen und humanitäre Korridore für Geflüchtete ein.“ Außerdem heißt es in den „Politischen Erwartungen“: „Die AfD war und ist kein Gesprächspartner für uns und keine Alternative für unser Land.“

Die katholische Zeitung „Tagespost“ verglich das Papier vom sogenannten Zentralkomitee mittels Künstlicher Intelligenz mit den Wahlprogrammen. Das Ergebnis lautet: „Die größte Übereinstimmung besteht mit den Plänen der Grünen, insbesondere in den Bereichen Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit und Bildung.“ Wer hätte das gedacht!

Die Ökumene der Ausgrenzung funktioniert. Während der Religionsgründer, ein Herr Jesus aus Nazareth, mit allen Menschen verkehrte, sind die heutigen Berufschristen wählerischer. Sie errichten Kontaktsperren und Tabus. Die evangelische Diakonie Württemberg, ein großer Arbeitgeber im Ländle, stellte eine 36-seitige Broschüre mit dem Titel: „Hintergrundinformationen zur Partei AfD“ zusammen.

Damit soll, nicht immer faktenfest, vor der Oppositionspartei gewarnt werden. Im Begleitschreiben heißt es: Die Mitglieder des Diakonischen Werkes sollten über die AfD mit den „Mitarbeitenden, Klientinnen und Klienten ins Gespräch kommen.“ Man will den politischen Meinungskampf also in die Arbeitswelt tragen. So schafft man Unfrieden.

Der katholische Erzbischof von München wiederum, Reinhard Marx, warnt tagein, tagaus vor sogenanntem Populismus. Donald Trump, so Marx, sei ein nationalistischer Populist und also böse. Gut sei hingegen die Kirche, weil sie sich für eine sogenannte lebendige Demokratie einsetze.

Kardinal Reinhard Marx bei der Gebetswoche für die Einheit der Christen.

Ach, es ist zum Weinen. Bischöfe reden wie die Bundeszentrale für politische Bildung und kirchliche Funktionäre wie grüne Kreisvorsitzende. Der theologische Apparat begreift sich als Außenposten von Fridays for Future, als Sprachrohr für Amnesty International und als Lobredner des nehmenden Staates. Der linke Blick auf Mensch und Ding hat sich in den Kirchen durchgesetzt.

Gerade so aber ist die politisierte nicht nur die spaltende, sondern auch die überflüssige Kirche: Wer braucht schon einen weiteren linken Weltanschauungsverein, der religiösen Zuckerguss auf ranzige Parolen träufelt? Die Letzten mögen die Ersten sein, aber auch hier macht der Letzte das Kirchenlicht aus.

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