
Die Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim hat vor einem deutlich schnelleren Zusammenbruch des Golfstromsystems gewarnt, als bislang weithin angenommen. In einem kürzlich veröffentlichten Instagram-Beitrag schrieb die Moderatorin, die mit „MaiThink X“ eine eigene Sendung im ZDF hat: „Bisher galt ein Kollaps der AMOC vor dem Jahr 2100 als unwahrscheinlich. Doch neue Klimamodelle zeigen: Der Zusammenbruch wird schon in den nächsten Jahrzehnten nicht mehr aufzuhalten sein.“
Die Atlantische Meridionale Umwälzzirkulation (AMOC), zu der auch der Golfstrom zählt, gilt als einer der wichtigsten Motoren für das Weltklima. Gegenwärtig würden steigende Temperaturen dafür sorgen, dass das Eis in der Arktis schmelze und den Salzgehalt des Meerwassers sukzessive reduziere. Weil das Wasser daher leichter werde, sich weniger abkühle und langsamer in die Tiefe absinke, werde die AMOC kontinuierlich abgeschwächt. Nguyen-Kim, die ihren Beitrag mit Bildern illustriert hat, die sie in verschiedenen verängstigten Posen zeigen, verweist vor diesem Hintergrund darauf, dass steigende Emissionen die Risiken erheblich erhöhen würden.
„Bei weiter steigenden CO₂-Emissionen zeigten 70 % der Modellläufe einen Zusammenbruch der AMOC. Selbst wenn wir die derzeitigen Treibhausgas-Emissionen mäßig bis stark einschränken, besteht laut der Modelle mindestens zu 25 % die Wahrscheinlichkeit eines Kollapses.“ Die Meeresströmung drohe, „in den nächsten Jahrzehnten so geschwächt“ zu werden, „dass der Prozess unumkehrbar ist – ein sogenannter Kipppunkt.“
Die Folgen wären Nguyen-Kim zufolge verheerend: „Neben stärkerer Trockenheit und drastischem Meeresspiegelanstieg würden auch zerstörerische Extremwetterereignisse massiv zunehmen.“ Als einzige Lösung komme demnach „ein schnelles Senken der globalen Emissionen“ in Frage.
Apokalyptische Warnungen dieser Art, verbunden mit der Forderung nach tiefgreifenden politischen Maßnahmen mit dem Ziel „Klimaneutralität“, sind immer wieder aus prominentem Munde zu vernehmen – und kommen häufig im Gewand von Wissenschaftlichkeit und absoluten Wahrheitsansprüchen daher. Das Problem dabei: Kipppunkte sind in der wissenschaftlichen Fachcommunity höchst umstritten.
Beim Klimarat der Vereinten Nationen (UN), der das Wissen zum Klimawandel bündelt, heißt es etwa, dass Kipppunkte zwar „nicht ausgeschlossen werden“ könnten, es aber „ungenügende Evidenz“ und einen „Mangel an Daten“ dazu gebe. Allzu häufig werden diese Einschränkungen und bestehenden großen wissenschaftlichen Unsicherheiten in der öffentlichen Auseinandersetzung über Kipppunkte unter den Tisch fallen gelassen und ausgeblendet, weil sie sich nicht für alarmistische Prophezeiungen eignen – und auch radikalen Handlungsempfehlungen an die Politik im Wege stehen würden.
Mai Thi Nguyen-Kim, die seit 2021 mit „MaiThink X“ ein eigenes Wissenschafts-Format im ZDF moderiert, wurde einem breiteren Publikum im Rahmen der Corona-Pandemie bekannt. Damals plädierte die Wissenschaftsjournalistin nicht nur für tief in die Grundrechte eingreifende Eindämmungsmaßnahmen, sondern auch für eine flächendeckende Impfpflicht und behauptete später, dass Impfungen alleine im Jahr 2021 14,4 Millionen Leben gerettet hätten. Behauptungen wie diese erscheinen bei ihr regelmäßig im Gewand der Unabhängigkeit und Objektivität, stehen damals wie heute aber auf wissenschaftlich mehr als wackeligen Beinen.