
Groß ist in diesen Tagen die politische Verzückung über das Fasten der Muslime und das abendliche Fastenbrechen. Es findet sogar in Ratshäusern und Staatskanzleien statt.
Die ganze Folge „Kissler Kompakt“ sehen Sie hier:
Das christliche Fasten nimmt sich vergleichsweise bescheiden aus. Es findet ohne Gelage statt und ohne politische Grußadressen. Kein Bundespräsident schaut vorbei. Auch die Kirchensteuerkirchen wissen mit dem christlichen Fasten wenig anzufangen – so wenig wie mit Ostern oder Pfingsten. Und wenn sie sich doch einmal aufraffen, wird es albern. Gerade rufen sie zum Klimafasten auf. Willkommen, liebe Kirchen, im Nonsens!
Die Unterstützerliste des „Klimafastens“ deckt weite Teile des Kirchensteuermilieus ab. Die katholischen Bistümer Köln, Freiburg, Paderborn sind dabei, die evangelischen Kirchen von Württemberg, Hannover, Hessen und Nassau.
Federführend sind die Beauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland für Schöpfungsverantwortung, Frau Bischöfin Kühnbaum-Schmidt, und Herr Bischof Lohmann, der Vorsitzende der Arbeitsgruppe für ökologische Fragen der Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der Deutschen Bischofskonferenz. Schon die Titel zeigen: Hier ist der Apparat ganz bei sich. Hier feiern sich Funktionäre.
Insgesamt gibt es, wie es offiziell heißt, „24 evangelische und katholische Partner*innen.“ Natürlich: Wo man klimaschützt, da gendert man auch. Und wo Kirchensteuerkirchen sind, ist grüne Politik nicht weit. Im Klimafasten feiert das Erwartbare mit dem Einfallslosen Hochzeit.
Doch was ist das eigentlich, „Klimafasten“? Im strengen Sinn ist es unmöglich. Man kann ja nicht weniger Klima zu sich nehmen. Man kann ja nicht auf Klima verzichten. Was also ist gemeint? Die Aktion stellt Videos und Materialien für die sieben Fastenwochen zur Verfügung. Einleitend erfahren wir:
Christliches Klimafasten besteht also darin, sieben Wochen lang zum Klimaschutzaktivisten zu werden. Die großen Kirchen sagen: Zur Vorbereitung auf Ostern, das höchste christliche Fest, sollen Christen so leben, dass Luisa Neubauer nichts dagegen hat. Kirchgemeinden sollen sich verhalten wie grüne Ortsverbände. Christen sollen die politische Agenda von Fridays for Future erfüllen.
Konkret empfehlen die Initiatoren: ein gemeinsames „ökofaires Abendessen“, ein Vortrag zur Lebensmittelverschwendung, ein Nachtgebet zur Klimagerechtigkeit. Man soll sieben Wochen auskommen mit „weniger Energie, anderer Ernährung, veränderter Mobilität und einer aktiven Gestaltung des eigenen Umfelds“. Ziel sei eine sogenannte „Vision 2050“ – ein Zukunftsbild aus dem grünen Musterkasten.
Die Kirchensteuerkirchen träumen von einer „Sharing Economy“, von drastisch weniger Autos, deutlich verringertem Fleischkonsum, erneuerbaren Energien und mehr Fahrradwegen. Das heißt: Mit dem Klimafasten soll Christen die Deindustrialisierung schmackhaft gemacht werden. Natürlich geschieht dies, wie es unter Grünen üblich ist, im pastoralen Tonfall der Besorgtheit und des Engagements.
Den Kirchensteuerkirchen ist das Interesse am Christentum abhandengekommen. Hier trifft ein allgemeines Bildungsproblem auf kirchliche Orientierungslosigkeit. Wenn Institutionen mehr Geld als Geist haben, machen sie geistlose Dinge. Wenn ein Apparat da ist, will er funktionieren, auch wenn er nicht weiß, weshalb.
Christliches Fasten: das war einmal ein Weg der persönlichen Umkehr zu Gott. Heute solle es der Weg der Kirchen zum Klimaaktivismus sein. Willkommen im Nonsens.