
Anders als geplant gab es vor der Wahl der CDU-Politikerin Julia Klöckner zur Bundestagspräsidentin kein Gespräch zwischen ihr und der AfD. Wie Klöckner selbst erklärte, lag dies jedoch nicht an politischen, sondern an organisatorischen Gründen. Sie habe sich bewusst dazu entschieden, allen Fraktionen die Möglichkeit zu einem persönlichen Kennenlernen zu geben. „Ich bin Präsidentin des gesamten hohen Hauses“, betonte sie im RTL Nachtjournal-Spezial. Für Klöckner sei es nicht nachvollziehbar, gewählte Abgeordnete allein aus politischer Abneigung von formalen Abläufen auszuschließen. Dabei spiele es keine Rolle, ob ihr diese Fraktion passe oder nicht.
Doch dass es politische Kritik an dem Vorhaben Klöckners gab, ist ein Fakt. In einer schriftlichen Stellungnahme kritisierten die Grünen das Vorhaben scharf: Ein solches Gespräch sende „das falsche Signal der Normalisierung gegenüber einer Fraktion, deren Abgeordnete mit rechtsextremen und verfassungsfeindlichen Aussagen Politik machen.“
Letztlich gab es kein Treffen. Die Terminüberschneidung mit dem traditionellen ökumenischen Gottesdienst zur Eröffnung der Legislaturperiode sei der ausschlaggebende Faktor gewesen. „Wenn die AfD mir einen Termin gibt, während des ökumenischen Gottesdienstes […] dann sage ich nicht den Gottesdienst ab für einen solchen Termin“, sagte Klöckner gegenüber RTL.
Die AfD hat unterdessen erneut ein Gesprächsangebot an Klöckner ausgesprochen. Fraktionsvorsitzende Alice Weidel äußerte gegenüber dem Tagesspiegel ihre Hoffnung, dass die Bundestagspräsidentin bald zu einer Sitzung ihrer Fraktion kommen könne. Sie betonte: „Das Thema des Umgangs mit der AfD als zweitstärkste Kraft im Deutschen Bundestag ist aus unserer Sicht ein dringendes.“ Zudem warf sie dem Parlament vor, der AfD-Fraktion essenzielle Rechte zu verwehren – etwa die Mitwirkung im Präsidium und eine gleichberechtigte Gestaltung der Plenarsitzungen.
Ihren Aussagen zufolge müsste Klöckner die Einladung der AfD annehmen, denn dass sie eine „Präsidentin des gesamten hohen Hauses“ sei, bekräftigte sie auch am Mittwochmorgen im Gespräch mit dem Deutschlandfunk. Sie wolle „keinem von Beginn an die kalte Schulter“ zeigen, zumindest „formal“, so Klöckner. Sie sei der Meinung, dass man sich „inhaltlich mit allen Ansichten auseinandersetzen“ müsse, auch mit allen „Positionen“.