Kämpfen für Deutschland

vor 2 Tagen

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Die größte Rede der Bundesrepublik hielt ein Sozialdemokrat. Vor dem zerbombten Reichstag fordert Berlins Bürgermeister Ernst Reuter 1948 kurz, nachdem die Sowjetunion West-Berlin abgeriegelt und blockiert hat, einen unbedingten Widerstandswillen. Der im KZ misshandelte Reuter formuliert drei Jahre nach Kriegsende einen leidenschaftlichen und bis heute gültigen Patriotismus und den Auftrag, um Deutschland zu kämpfen. Mit den Worten „Wir kommen wieder“ prophezeit er die Wiedervereinigung.

Diese werde man dann vor der stolzen Inschrift „Dem deutschen Volke“ feiern „mit dem stolzen Bewusstsein, dass wir ihn in Kümmernissen und Nöten, in Mühsal und Elend, aber mit standhafter Ausdauer herbeigeführt haben. Wenn dieser Tag zu uns kommen wird, der Tag des Sieges, der Tag der Freiheit, an dem die Welt erkennen wird, dass dieses deutsche Volk neu geworden, neu gewandelt und neu gewachsen, ein freies, mündiges, stolzes, seines Wertes und seiner Kraft bewusstes Volk geworden ist, das im Bunde gleicher und freier Völker das Recht hat, sein Wort mitzusprechen.“

Und heute sitzt in diesem wiedervereinigten Deutschland ein Herr Ramelow als Vizepräsident im Parlament und fordert, Grundgesetz, Nationalhymne und -flagge mal zu überdenken. Dann besitzt der in Niedersachsen geborene Linken-Politiker auch noch die Dreistigkeit, das mit einem vermeintlichen Hadern der Ostdeutschen mit diesen Symbolen eines freien Deutschlands zu begründen. Dabei sind es diese, die die Bedeutung und den Wert dieses Deutschlands viel besser erfassen, als Bodo Ramelow es je könnte.

Axel Springer, der zeitlebens in totaler Opposition zum Zeitgeist unbeirrbar am Ziel der Wiedervereinigung und der Befreiung von 20 Millionen Bürgern in der DDR aus einem verbrecherischen Regime festhielt, erkannte die Menschen im Osten in diesem Sinne als „die besseren Deutschen“. Dass diese ungeheuerlichen Sätze von Bodo Ramelow in Deutschland achselzuckend zur Kenntnis genommen werden, zeigt, wie es um den Patriotismus bestellt ist. Gutbürger denken, Patriotismus wäre gestrig. Sie haben gar nichts begriffen.

Doch der unter dem Mantel der postkolonialen Ideologie vorangetriebene Selbsthass des Westens ist so tief eingesickert, dass auch weite Teile der Rechten vergessen haben, worum es bei dieser Frage wirklich geht. Manche zeigen sich depressiv, meinen etwa im Zuge der Wehrpflicht-Debatte, es gäbe ja gar nichts mehr, was es zu verteidigen gäbe. Ich persönlich halte die gegenwärtige Wehrpflicht-Debatte für ein verlogenes Ausweichmanöver, um von der vollkommen vergeigten Zeitenwende abzulenken – zumal wenn sie dann gleich als „Dienstpflicht“ daherkommt, was auf nichts anderes hinauslaufen würde als Zwangsarbeit für ein ruiniertes Sozialwesen. Doch eines kann man dennoch nicht gelten lassen: Natürlich muss trotz aller Krisen und Schwächen um und für Deutschland gekämpft werden, eine Alternative gibt es nicht.

Wenn es um Patriotismus geht, hängt man sich gerne an bloßen Gefühlsfragen wie der Nationalflagge zur Weltmeisterschaft auf. Brav beschwören Verteidiger eines Nationalgefühls immer, dass damit ja keinerlei Überlegenheitsgefühl verbunden sei. Das ist zwar für sich genommen richtig, es reicht aber nicht. Die Amerikaner halten sich für das großartigste Land der Welt, die Briten für das Heimatland der Freiheit und die Franzosen für den Inbegriff von Kultur überhaupt. Und sie haben ja auch nicht Unrecht – auch Deutschland ist aber unersetzbare Säule dieser abendländischen, westlichen Zivilisation, die, ohne jede Frage, die größte Sache überhaupt ist auf dieser Welt.

Und deshalb geht es eben nicht nur um Gefühle oder Kitsch, sondern um eine politische Erkenntnis, die in Deutschland fast vollständig vergessen wurde. Deutsche sind über alle Maßen weltoffen. Unsere Romantisierung von Italien oder Frankreich, unser Schwärmen für fremde Kulturen nach der Rückkehr aus dem Urlaub ist bekannt. Was eine sympathische Eigenschaft ist, wird zum Problem, wenn es gekoppelt mit postkolonialer Naivität zum totalen Kulturrelativismus wird. Das indische Essen mag lecker, die Gastfreundschaft des Nahen Ostens bewundernswert und die Freundlichkeit von Thailand rührend sein – die westliche Gesellschaft bleibt in nahezu allen eines objektiven Vergleichs zugänglichen zentralen Kategorien um Welten überlegen.

Ohne das Abendland gäbe es weder Rechtsstaat, Menschenrechte, Demokratie noch Industrialisierung und damit kein Entkommen aus dem ewigen Hunger der Geschichte – ohne den Westen und seine kulturelle Kraft ist die Geschichte der Menschheit eine einzige Finsternis. Genau deshalb ist die alles überragende politische Frage der Erhalt dieser Kraft des Westens. Das bedeutet auch ein starkes Deutschland – insofern ist Patriotismus hochpolitisch.

Es war dieses Deutschland, das sich nach dem Krieg zurück arbeitete ins Wirtschaftswunder, das sich aussöhnte mit den Juden und zurückfand in die westliche Gemeinschaft, für die Deutschland immer unverzichtbar war. Es machte die Verheißung Ernst Reuters wahr. Es waren große deutsche Kämpfer, die die Wiedervereinigung gegen auch damals vorherrschenden Defätismus erkämpften: Konrad Adenauer, Axel Springer, Helmut Schmidt mit der Initiierung des NATO-Doppelbeschlusses, Helmut Kohl und die tausenden Ostdeutschen, die erst beim Volksaufstand, dann bei der friedlichen Revolution ihr Leben aufs Spiel setzten für die Freiheit. Sie alle waren deutsche Helden.

Die erste politische Generation in der neuen Bundesrepublik waren gebrochene, todkranke Männer, die von ihrem eigenen Land verraten worden waren – aus den Ruinen ließen sie dennoch ein besseres Deutschland blühen. Gemäß ihres Erbes lautet die Devise: Kämpfen für Deutschland. Es gibt schlichtweg keine Alternative zur westlichen Moderne.

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