
„Sie beten auf dem Platz, danken Gott oder tragen Shirts mit Jesus-Aufschrift.“ So beginnt ein TikTok-Video, in dem die Tagesschau am Mittwoch kritisierte, dass christliche Fußballer an Schulen gehen und dort von ihrem Glauben erzählen. Denn sie könnten ein „ultrakonservatives Weltbild“ verbreiten, wie Journalistin Amelie Marie Weber sagt.
Auf den ersten Blick sei es vielleicht harmlos, dass Fußballer an Schulen vom Christentum erzählen. Kritiker, die der ARD-Faktenfinder befragt hat, sagen, dass dahinter auch „gezielte Missionsarbeit stecken“ könnte, wie es weiter im Video heißt. Sie monieren außerdem, dass die Sportler mit Gruppen zusammenarbeiten würden, die Frauen als den Männern unterlegen ansehen würden oder „Angst vor der Hölle“ verbreiten und Homosexualität ablehnen würden.
Vor allem junge Menschen könnten dadurch beeinflusst werden. Der Deutsche Fußballbund sagt gegenüber dem ARD-Faktenfinder, dass man „jegliche Form von Hass, Diskriminierung und persönlichen Angriffen“ verurteile. Gleichzeitig respektiere man die persönlichen Überzeugungen der Spieler. Bereits am 21. Mai veröffentlichte die ARD einen Artikel zu dem Thema. Der Artikel beginnt damit, dass der HSV-Spieler Davie Selke den Aufstieg seiner Mannschaft mit einem Shirt mit der Aufschrift „Jesus is King“ (zu Deutsch: Jesus ist König) feierte.
Die Tagesschau warnt vor christlichen Fußballern. #OerrBlog pic.twitter.com/6EL9sG0Q9t
— ÖRR Blog. (@OERRBlog) May 29, 2025
Es werden Treffen und Verbindungen von Fußballern mit Christen aus Vereinen wie „Fußball mit Vision“ oder „Ballers in God“ oder „God’s Power Germany“ und der „Awakening Church“ nachgezeichnet, die eine bibeltreue Auffassung des Christentums vertreten. Es wird auch der Fußballer Felix Nchema erwähnt, der 2023 auf Instagram ein Bild mit der Frage „Wer ist dein Herr?“ veröffentlicht hatte. Er hatte den Teufel mit der Unterschrift „Pride“ (Stolz) und Jesus mit der Unterschrift „Grace“ (Gnade) gegenübergestellt. An der Verwendung des Wortes „Pride“ nahmen Menschen Anstoß, weil sie es als Ablehnung der LGBT-Community sehen.
In dem ARD-Artikel kam auch Julia Monro zu Wort, eine der Bundesvorsitzenden des Queer-Verbands LSVD+. „Ein Profifußballer hat auch immer eine Vorbildfunktion. Und wenn Kinder und Jugendliche sehen, dass ihre Vorbilder immer wieder ihre Weltanschauungen äußern, dann beeinflusst sie das“, sagt sie. Sie nimmt Anstoß daran, dass einige der Organisationen die Abtreibung ablehnen oder für die traditionelle Ehe sind.
Sie ist der Ansicht, dass die Fußballer, die öffentlich ihren Glauben bezeugen, nicht bloß als Aushängeschilder instrumentalisiert würden, sondern „dass sie Teil des Systems sind und das auch leben und solche Positionen auch wirklich vertreten“. Auffällig ist bei den öffentlich-rechtlichen Medien das Gefälle in der Bewertung von Überzeugungen: Als Antonio Rüdiger im Frühjahr 2024 mit dem sogenannten Tauhid-Finger, der auch von islamistischen Terrororganisationen verwendet wird, für Aufsehen sorgte (mehr dazu hier), blieb eine solche Kritik von den öffentlich-rechtlichen Sendern an vielen Stellen aus.