
Seitdem am Dienstag bei einem Angriff durch pakistanische Terroristen 27 Menschen in Pahalgam in der indischen Krisenregion Kaschmir ums Leben gekommen sind, hat sich die diplomatische Situation zwischen Indien und Pakistan deutlich verschlechtert. Kaschmir wird sowohl von Indien als auch von Pakistan beansprucht, weshalb es seit Jahren zu Terrorangriffen und Auseinandersetzungen kommt.
Die indische Regierung reagierte auf die neuerliche Terrorattacke hart – und mit Vorwürfen gegen Pakistan. Zumindest indirekt bezichtigten indische Regierungsbeamte die pakistanische Regierung, Verbindungen zu den Terroristen gehabt zu haben. Diesen indirekten Anschuldigungen wurde mit weitreichenden Aktionen Nachdruck verliehen – nun stehen die beiden Nachbarländer kurz vor einem Krieg.
So kündigte Indien den Indus-Wasservertrag auf, der zwischen den beiden Ländern seit 1960 galt. Der Wasservertrag regelt die Nutzung des Indus-Flusses und der Nebenflüsse und stellt für Pakistan die Wasserversorgung sicher. Durch den Wasservertrag konnte Pakistan frei auf mehrere Nebenflüsse des Indus zugreifen. Doch durch die Aufkündigung des Vertrags kann Indien jetzt den Zufluss des Indus auf die pakistanischen Flüsse blockieren – was von Indien am Donnerstag auch prompt in die Tat umgesetzt wurde.
Doch eben das, hatte der pakistanische Sicherheitsrat bereits im Vorfeld klargestellt, würde von Pakistan als „kriegerische Handlung“ interpretiert werden. Bislang blieb eine offizielle Reaktion vonseiten der pakistanischen Regierung jedoch aus. Jedoch kam es in der Nacht von Donnerstag auf Freitag an der gemeinsamen Grenze bereits zu Feuergefechten zwischen der pakistanischen und der indischen Armee. Ein indischer Soldat, der die Grenze zu Pakistan überschritten haben soll, soll bereits im Vorfeld der Gefechte durch die Pakistanis verhaftet worden sein. Sowohl Indien als auch Pakistan bestätigten am Freitagmorgen die Feuergefechte zwischen den beiden Parteien.
Bereits am Donnerstagabend hatte Pakistan unterdessen seinen Luftraum für indische Flugzeuge schließen lassen. Das folgte auch auf mehrere indische zivile Maßnahmen gegen Pakistan, etwa die Ausweisung aller pakistanischen Staatsbürger aus Indien. Im Gegenzug hat die indische Regierung jedoch auch alle sich in Pakistan befindlichen Inder dazu aufgefordert, das Land zu verlassen. Pakistan hat dagegen als eine seiner Maßnahmen das Simla-Abkommen, ein Vertrag, der die zwischenstaatlichen Beziehungen zwischen den beiden Ländern regelt, aufgekündigt.
Auch militärisch gab es bereits im Vorfeld der Feuergefechte an der Grenze erste Konsequenzen von beiden Seiten. Indien hat bereits zwei Flugzeugträger in Richtung pakistanischer Gewässer entsandt und ließ bereits mehrere Manöver durchführen. Pakistan reagierte im Gegenzug mit Raketentests in der Region.
Es deutet immer mehr auf einen Krieg zwischen den beiden Atommächten hin. Russland hat etwa bereits seinen Staatsbürgern empfohlen, Pakistan zu verlassen.
Der pakistanische Verteidigungsminister Khawaja Asif warnte die Welt am Donnerstag etwa öffentlich vor einem Krieg zwischen Pakistan und Indien; man solle „besorgt“ angesichts der Möglichkeit sein. Dennoch setzt seine Regierung weiterhin auf maximale Eskalation. Der pakistanische Außenminister ließ etwa noch am selben Tag verlautbaren: „Jedes [indische] Missgeschick wird mit einer weitaus brutaleren Reaktion beantwortet als beim letzten Mal.“
Unklar ist, was ein Krieg für die allgemeine internationale Situation bedeuten würde. Die USA haben in dem Konflikt bereits ihre Neutralität angekündigt: Das Außenministerium kündigte am Donnerstag an, Kaschmir weiterhin als ein umstrittenes Territorium zu behandeln.