
Laut TK-Chef Jens Baas könnten die Krankenkassenbeiträge bis 2030 auf bis zu 20 Prozent steigen, sollte es keine grundlegenden politischen Reformen in der Finanzierung der Krankenkassen geben. Die Qualität würde trotz der explodierenden Kosten weiter sinken, beteuert Baas. Abhilfe soll die Übernahme der Behandlungskosten von Bürgergeld-Empfängern durch den Bund schaffen.
Der Chef der Techniker Krankenkasse erwartet die nächste Erhöhung der Beiträge schon für Anfang nächsten Jahres. In einem Interview mit der Zeit übt Baas harte Kritik an der Verhältnismäßigkeit von Kosten zur Qualität der Gesundheitsversorgung: „Wir haben eines der teuersten Gesundheitssysteme der Welt, das in Sachen Qualität eher im Mittelfeld ist.“ Aktuell liegen die Krankenkassenbeiträge schon bei über 17 Prozent. Auch die politische Vorgehensweise, Finanzierungslücken mit weiteren Krediten zu schließen, lehnt Baas ab: „Wenn ein System staatliche Hilfen braucht, zeigt das eigentlich nur, dass es allein nicht überlebensfähig ist“.
Kredite würden die Probleme nur in die Zukunft verschieben und keine Lösungen bieten. Um die Überlebensfähigkeit der Kassen auch ohne ständige staatliche Unterstützung zu erreichen, fordert der Krankenkassen-Chef rasches politisches Handeln. Eine eingesetzte Kommission zur Krankenkassenreform wird voraussichtlich erst 2027 konkrete Ansätze liefern, bis dahin wolle die Regierung abwarten.
Um die Kassen in einem ersten Schritt zu entlasten, fordert Baas, dass die Kosten für die Behandlung von Bürgergeld-Empfängern vollständig vom Bund übernommen werden sollen. Schon jetzt würden sich die Kosten für Bürgergeld-Empfänger auf über zehn Milliarden Euro pro Jahr für die Kassen belaufen. Gesundheitsministerin Nina Warken kündigte die Übernahme dieser Kosten schon an, Baas hat trotzdem erhebliche Zweifel, ob es tatsächlich so kommen wird. Weitere Maßnahmen zur Stabilisierung der Kassen könnten laut Baas höhere verpflichtende Rabatte auf Arzneimittel für gesetzliche Krankenkassen sowie eine rasche Umsetzung der Krankenhausreform sein.