Krise bei Porsche verschärft sich – Produktion in Leipzig wird gedrosselt

vor 11 Tagen

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Angesichts der anhaltenden Unternehmenskrise reduziert Porsche nun die Produktion am Standort Leipzig. Die Beschäftigten müssen sich auf Einschränkungen einstellen. Die Maßnahme ist Teil eines umfassenderen Sparkurses, mit dem der Autobauer dem Gewinneinbruch des letzten Jahres entgegenwirken will. Auch die Beteiligungsgesellschaft des Konzerns, die Porsche Holding, steht vor finanziellen Problemen und könnte schon bald aus dem DAX ausscheiden.

Die Porsche Leipzig GmbH, eine Tochtergesellschaft der Porsche AG mit Sitz in Stuttgart, steht vor strukturellen Veränderungen. Aktuell laufen in der sächsischen Metropole die Baureihen Panamera und Macan vom Band – doch die Verkaufszahlen dieser Modelle sind stark rückläufig. Wie die Leipziger Volkszeitung (LVZ) berichtet, will Porsche daher die Fertigung zurückfahren und sich von einem Teil der Mitarbeiter trennen. Vorrangig betroffen sind davon offenbar Mitarbeiter mit befristeten Verträgen. Laut LVZ soll insbesondere der Anteil an Leiharbeitskräften „deutlich“ reduziert werden.

Die rund 4.600 festangestellten Beschäftigten am Standort sollen nach Unternehmensangaben von den Maßnahmen nicht direkt betroffen sein. Dennoch wird sich auch für sie etwas ändern: So ist vorgesehen, ab Sommer die Karosseriefertigung des Modells Macan auf eine Schicht zurückzufahren. Im Herbst sollen zudem Bereiche wie Lackiererei und Endmontage von derzeit drei auf zwei Schichten umgestellt werden. Dies könnte theoretisch mit Arbeitszeitkürzungen einhergehen. Den Mitarbeitern ist geraten, sich bei Betriebsrat oder Personalabteilung über die genauen Pläne und Auswirkungen zu informieren.

Personelle Umstrukturierungen sind bei Porsche kein neues Thema: Bereits zu Beginn des Jahres kündigte der Sportwagenhersteller an, in der Region Stuttgart rund 1.900 Stellen abzubauen. Mitte Mai folgte dann eine weitere Schocknachricht für die Belegschaft: Zusätzlich zum bereits angekündigten Stellenabbau sollen bis 2029 weitere 2.000 Arbeitsplätze in Stuttgart, Zuffenhausen und Weissach wegfallen.

Diese Maßnahmen sind Teil eines umfassenden Sparkurses, den Porsche aktuell im Zuge des Gewinneinbruchs verfolgt, der im letzten Jahr eingefahren wurde. Der operative Gewinn des Unternehmens ist 2024 um rund 23 Prozent auf 5,6 Milliarden Euro zurückgegangen.

Die Krise, die sich beim Sportwagenhersteller abzeichnet, ist kein Einzelfall, sondern spiegelt eine Entwicklung wider, die die gesamte deutsche Automobilbranche betrifft. Ob Mercedes, Volkswagen oder Zulieferer wie ZF Friedrichshafen und Continental – nahezu alle Unternehmen der Branche, ob klein oder groß, kämpfen derzeit mit sinkenden Umsätzen und rückläufigen Gewinnen.

Hauptursache ist die schwache Nachfrage im Bereich der Elektromobilität. In Deutschland wird zunehmend deutlich: Ohne staatliche Unterstützung – wie den zwischen 2016 und 2023 gewährten Umweltbonus – bleibt das Interesse der Bürger am Kauf von Elektroautos gering.

Die Zulassungszahlen bestätigen diesen Trend: 2024 wurden rund 991.900 Benzin-Pkw neu zugelassen, was einem Anteil von etwa 35,2 Prozent an den Neuzulassungen entspricht. Im Vergleich dazu wurden lediglich etwa 380.600 batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) neu registriert – ein Rückgang von 27,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ihr Marktanteil lag damit nur noch bei 13,5 Prozent.

Auch international tun sich deutsche E-Autos schwer. Sie sind schlichtweg nicht wettbewerbsfähig – insbesondere auf dem Schlüsselmarkt China, wo heimische Hersteller ihre Elektrofahrzeuge drei- bis fünfmal günstiger anbieten. Erschwerend kommt hinzu: Aufgrund der anhaltenden Deflation verschieben viele potenzielle chinesische Käufer kostspielige Anschaffungen wie Premiumfahrzeuge in der Erwartung weiter sinkender Preise. Besonders Porsche belastet diese Ausgangssituation stark.

Aufgrund der schwachen Nachfrage nach Elektromodellen hatte Porsche bereits Anfang des Jahres einen Strategiewechsel angekündigt und will künftig wieder stärker auf Verbrenner setzen. Ursprünglich war vorgesehen, dass bis 2030 80 Prozent der Neuwagen vollelektrisch sein sollten – mit Ausnahme des Porsche 911, der weiterhin als Verbrennermodell angeboten werden sollte.

Inzwischen verfolgt das Unternehmen jedoch einen flexibleren Ansatz: Auch über das Jahr 2030 hinaus sollen neben Elektroantrieben weiterhin Verbrenner- und Hybridmodelle abgesetzt werden. Dies betrifft insbesondere größere Fahrzeugreihen wie den Porsche 718, den Cayenne sowie das neue Oberklasse-SUV mit dem Projektnamen K1: Alles Modelle, die ursprünglich ausschließlich als vollelektrische Varianten vorgesehen waren.

Während die Porsche AG kriselt und zunehmend Einschnitte vornimmt, ist die Lage bei der Porsche Automobil Holding SE noch brenzlicher. Die Finanzholding der Familien Porsche und Piëch ist finanziell eng mit der wirtschaftlichen Entwicklung ihrer Hauptbeteiligungen verflochten. Sie hält unter anderem 53,3 Prozent der Stammaktien von Volkswagen sowie 25 Prozent plus eine Aktie der Stammanteile der Porsche AG – und ist damit direkt vom Abschwung betroffen.

Im DAX-Ranking rangiert die Holding inzwischen nur noch auf Platz 36 von 40. Sollte sich der Negativtrend in der Automobilindustrie fortsetzen, droht ihr der Ausschluss aus dem wichtigsten deutschen Börsenindex. Der DAX umfasst die 40 größten börsennotierten Unternehmen Deutschlands. Die Deutsche Börse überprüft quartalsweise, ob die gelisteten Konzerne die Voraussetzungen für eine Aufnahme oder einen Verbleib erfüllen.

Ausschlaggebend sind dabei unter anderem zentrale Faktoren wie das Handelsvolumen der Aktie oder die sogenannte Streubesitz-Marktkapitalisierung, also der Wert der frei verfügbaren Aktien am Markt. Beim letzten Stichtag im März reichte es für die Porsche SE noch knapp. Doch bei der anstehenden Überprüfung im Juni könnte es eng werden.

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