Kritik zur zweiten Staffel von „Squid Game“: Das Spiel ohne (moralische) Grenzen

vor 9 Monaten

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Bildquelle: NiUS

Als die Serie „Squid Game“ 2021 auf Netflix reüssierte, stellte sie eine kleine Sensation dar – zumindest unter denjenigen, sie es sich trauten, sie anzusehen. In ihr kämpfen verarmte Menschen um viel Geld – und um ihr Leben, denn wer eines der „Spiele“ verliert, bezahlt damit den ultimativen Preis. Mit dem Tod eines jeden Mitspielers steigt der Jackpot, so dass Allianzen unter den Spielern nur kurzlebig sein können. Zu allem Überfluss findet dies vor einer kunterbunten Kulisse statt, mit kindergerechter Musik und die Spiele selbst sind dem entlehnt, was Kinder (zumindest südkoreanische) in den Pausen auf dem Schulhof zelebrieren.

Zum Ende von Staffel 1 – und hier ein kleiner, aber erwartbarer Spoiler – überlebt nur einer: Gi-hun (Lee Jung-jae) ist nun nicht mehr bettelarm, sondern steinreich und auf dem besten Weg, ein neues Leben zu beginnen. Aber sein Gewissen holt ihn ein: er möchte diesem entmenschlichenden Spiel ein für alle Mal den Gar ausmachen – und damit ihm das gelingen kann, muss er wieder mitspielen.

Um gleich zu einem nicht unwichtigen Punkt zu kommen: während in der ersten Staffel alle Mitspieler die einmalige Möglichkeit hatten, das Spiel durch ein Mehrheitsvotum abzubrechen, wird jetzt nach jeder Runde abgestimmt. Und hier wird es politisch, weil beide Fraktionen – wie im US-Wahlkampf säuberlich in Rot und Blau eingeteilt – jeweils andere Motivationen haben. Die größte ist, wie sollte es anders sein, die Gier. Manche von ihnen haben so hohe Schulden, dass ein frühzeitiges Aussteigen ihnen gerade einmal den Status Quo zurückbringen würde.

Und mit dem waren sie sowieso nicht zufrieden; warum sonst hätten sie sich so verschuldet? Andere von ihnen – und diesmal ist auch der Charakter aus dem Bereich der bewaffneten Aufpasser dabei – haben größere Ziele, schwer erreichbare Träume. Und sie alle sind – so oder so – geblendet vom Geld.

Ja, wir kommen nun genaugenommen zu dem Wahlprogramm von Sahra Wagenknecht in stark übertriebener, brutaler aber immerhin kunterbunter Form. So dass es kaum wundert, zu erfahren, dass Showrunner Hwang Dong-hyuk nach dem Tod seines Vaters in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs und in seiner Studentenzeit Mitglied linkspolitischer Bewegungen war. In dieser Serie werden Menschen wortwörtlich gegeneinander ausgespielt, weil sie entweder Fehler gemacht haben oder das Leben ihnen Unheil in den Weg warf.

Und das macht „Squid Game 2“, wie auch schon die erste Staffel, zu einer zutiefst sozialistisch geprägten Serie. Hier regiert die absolute Verzweiflung – auch in der Außenwelt, da die Spiele auf einer mysteriösen Insel stattfinden und kaum jemand in der Öffentlichkeit von ihnen weiß. Und diejenigen, die Kenntnis haben, als Verschwörungstheoretiker oder „Schwurbler“ abgetan werden.

Aber mal abseits von der Message, die zwar links, aber nicht notwendigerweise falsch ist, haben wir es hier mit einem Serienerlebnis der besonderen Art zu tun. Dystopisch hoch drei, wahnsinnig spannend, ikonisch und ironisch.

Man kann in diese Serie eintauchen und möchte danach gern drei Stunden lang warmduschen – so hart ist sie, wenn man das menschliche Elend an sich ranlässt. Aber man kann sie auch genießen – schließlich sitzen wir auf dem Sofa und müssen nicht tödliche Kinderspiele spielen. In einem gewissen Maße erinnert „Squid Game 2“ an eine fiktionalisierte Reality-Show, bei der wir die Charaktere kennenlernen, mit ihnen mitfiebern, einige von ihnen hassen, andere lieben. Sie ist spannend, originell, einfallsreich in Momenten, in denen man dies nicht erwartet.

Dass sie ausgerechnet am zweiten Weihnachtstag von Netflix auf uns losgelassen wird, passt vielleicht nicht ganz so in die zu erhoffende Feiertagslaune, aber für die Tage bis zum Jahresende ist sie definitiv eine gute Wahl.

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