
FDP-Urgestein Wolfgang Kubicki äußerte sich in einem Interview mit der Welt über die Situation der FDP nach der Wahlklatsche bei der Bundestagswahl. Als Ursache für das schlechte Abschneiden, in dessen Folge die FDP das zweite Mal seit Bestehen der Bundesrepublik nicht im Deutschen Bundestag vertreten ist, sieht Kubicki die Ampel-Politik, durch die die FDP auf Distanz zur Partei gegangen ist.
Gefragt nach den konkreten Gründen gibt Kubicki an, dass Themen, für die die FDP steht – Meinungsfreiheit, Technologieoffenheit und Bürokratieabbau – sich unter der Ampel verschlechtert statt verbessert haben. Außerdem merkte Kubicki an, dass die FDP in den beiden Kompetenzfeldern Außenpolitik und Wirtschaft kaum präsent war.
Unverständnis hat Kubicki derweil für Merz und die Grünen aufgrund der neuen Megaschulden. Der Union prophezeit Kubicki „einen enormen Vertrauensverlust“ aufgrund der 180-Grad-Wende. Über die Zustimmung der Grünen zu dem Vorhaben ist Kubicki ebenfalls überrascht, da die Partei bei der ersten Lesung im Parlament noch dagegen war und dann ihre Meinung dazu radikal änderte und dem Paket jetzt zustimmt.
Obwohl das Bundesverfassungsgericht die Eilanträge gegen die Nutzung des alten Bundestags zum Ändern des Grundgesetzes abgelehnt hat, ist sich Kubicki nicht sicher, ob dies so korrekt sei. Er verweist dabei auf das Zurückhaltungsgebot in der Zeit nach der Wahl eines Bundestags, wenn der alte Bundestag noch im Amt ist. Neben dem rechtlichen Aspekt sieht er das Vorhaben aus politisch-moralischer Sicht als „ein Desaster“, weil „der Eindruck entsteht, die künftige Regierung sucht sich ihr Parlament für entscheidende Abstimmungen aus.“
Für Kubicki ist klar, dass die Freien Demokraten bei der nächsten Bundestagswahl wieder in den Bundestag einziehen werden. Und auch er möchte selbst noch einmal in den Bundestag einziehen. Bei der nächsten Bundestagswahl wäre Kubicki bereits 76 Jahre alt und würde damit wohl zu den ältesten Abgeordneten zählen.
Dass er Alterspräsident wird, ist aber nahezu ausgeschlossen. Denn um diese Ehre zu bekommen, gelten nicht mehr die Lebensjahre, sondern nur noch die Jahre, die man im Parlament verbracht hat. Kubicki ist zwar seit 1990 durchgehend Abgeordneter, davon jedoch nur rund 10 Jahre im Deutschen Bundestag. Zwischen 1992 und 2017 war er Abgeordneter im Landtag von Schleswig-Holstein.