
Und wieder steht der Deutsche vor der Frage, wie eine weltpolitische Situation zu beurteilen sei. Hat Israel die „Notbremse“ beim iranischen Atomprogramm gezogen? Geht es um einen Regime-Change? Die fünf Millionen Muslime in Deutschland (Zahl vom Innenministerium geschätzt, weil verlässliche Daten nicht vorliegen) werden die Situation sicherlich noch kontroverser diskutieren, denn auch die sind sich nicht alle grün, obwohl das die Farbe des Propheten ist.
♦ Unsere politische Elite ist schon von Amts wegen zu einer leicht kontroversen Einschätzung verpflichtet. Die außenpolitischen Koryphäen der CDU danken Israels Netanjahu für den Angriff auf den Iran, mit dem er „der Weltgemeinschaft und dem iranischen Volk einen großen Dienst erwiesen“ habe (Kiesewetter). Und unser Außenminister „verurteilt den unterschiedslosen iranischen Angriff auf israelisches Staatsgebiet aufs Schärfste“. Von unserem Genossen Präsident, der den Mullahs stets nahestand, ist noch keine offizielle Verlautbarung bekannt.
♦ Es wird niemals so viel gelogen wie vor der Wahl, während des Krieges und nach der Jagd, soll der olle Bismarck (Emilia Fester, bitte gugeln!) gesagt haben. Nichts Genaues weiß man nicht. Der Militärschlag habe Ähnlichkeiten mit der ukrainischen „Operation Spinnennetz“, wollen Geheimdienstfachkräfte erkannt haben, die gezielte Liquidation von militärischen und politischen Führern dürfte Historikern eher als britische Spezialität bekannt sein. Das größte Rätsel aber wird wohl das iranische Atomprogramm bleiben, das das Land seit 1959 betreibt. Ausgerechnet die Mullahs stoppten die Pläne des Schahs, und seitdem stehen Anschuldigungen gegen Anschuldigungen im Raum. Der Spiegel fasst schon mal zusammen: Zwar wurden hochrangige iranische Militärs und Atomwissenschaftler getötet, doch das iranische Atomprogramm soll bisher offenbar nicht entscheidend beschädigt worden sein.
♦ War Donald Trump in den Militärschlag eingebunden? Die hohe Zahl von Pizzabestellungen fürs Pentagon deuten darauf hin (Spiegel). Friedrich Merz fühlt sich endlich auch ganz in der politischen Weltgemeinschaft angekommen, denn, so der Kanzler stolz, Netanjahu habe ihn „persönlich vor dem Start der Operation telefonisch informiert“.
♦ Wussten Sie, dass wir einen „mit Wissenschaftlern besetzten unabhängigen Beirat für den Stabilitätsrat von Bund und Ländern“ haben? Ist aber auch egal, denn dem Rat wie dem Beirat fehlen Daten und Zahlen, um die heikle Schuldenlage in Schland auch nur annähernd verlässlich zu beurteilen, was wohl beabsichtigt ist. Gefahren der Überschuldung kontert SPD-Finanzminister Lars Klingbeil mit „Wir werden die öffentlichen Finanzen weiter konsolidieren.“ Witzisch. Er hat „weiter“ gesagt.
♦ Apropos der Lars. Unser Finanzminister befindet sich derzeit in Stockholm bei der 71. Bilderberg-Konferenz, mit Julia Klöckner und Katharina Reiche. Na, wenn es dem Wohl des Landes dient. Nur der Tagungspunkt „Entvölkerung und Migration“ beunruhigt uns etwas. Weil dabei auch alles so geheim ist.
♦ Paul Ronzheimer ist einfach der Beste bei Bild. Ein Exklusiv-Interview jagt das nächste (meist mit Wolodymyr Selenskyj), und immer hat er neue, noch brandheißere Fragen in petto. Wie jetzt wieder: „Würden Sie Ihren Sohn an die Front schicken, Herr Selenskyj?“ Nun ist der kleine Kyrylo erst 12 Jahre alt und wäre selbst in der dunklen Zeit zu jung für den Volkssturm gewesen. Vielleicht sollte Paul mal den Vitali Klitschko fragen …
♦ In vielen Grundschulen in Hessen können Lehrer ihren Job grundsätzlich nicht mehr gut ausüben, weil die Klassen „zu groß und heterogen“ seien, schreibt die Welt. Wir haben in der Grundschule (Homeland NRW) nicht richtig aufgepasst: Was heißt noch mal „zu heterogen“? Und wie wird man das?
♦ Löblich, dass sich der evangelische Bischof Christian Stäblein noch persönlich ums Geschäft kümmert. Der fromme hohe Herr hat sich mit den drei von NGOs eingeschmuggelten Somaliern getroffen und Kirchenasyl angeboten. Allerdings ist von anderer Seite längst alles bestens organisiert.
♦ Auf X – Elon Musk sei Dank – sieht, wer will, die Plünderer, Antifa-Gewalttäter, Linksextremisten und Migrantenbanden in Los Angeles. In Wokistan ist hingegen von „Demonstrationen“ und „Protesten“ die Rede. Wenn die Deutsche Presseagentur (dpa) die internationale Presse zusammenfasst, liest man nur von Kritik an Donald Trump. Wie schön, dass sich die Kommentatoren nicht von der Linkspresse verwirren lassen. Unter einem von der Welt fahrlässig übernommenen dpa-Artikel rücken die Leser einiges gerade: „An anderer Stelle war doch bereits zu lesen, dass der dringende Verdacht besteht, dass – wie in Deutschland und der EU auch – NGO‘s die Aufstände befeuern.“ „Knapp 60% der Amerikaner unterstützen seine Politik.“ „Auf der einen Seite ‚Proteste‘ und auf der anderen Seite ein ‚Sturm auf das Kapitol‘. Es ist diese vollkommene Verdrehung der Tatsachen …“
♦ Jemand aus Kassel hier? In dieser Großstadt sind die Menschen am glücklichsten, behauptet die Süddeutsche Klassenlotterie, die sich quasi aufs Glücklichmachen ihrer Kundschaft spezialisiert hat. Nur eines wundert uns: München auf Platz 27 (von 40) und Duisburg in der Top Ten? Mannheim schafft immerhin Platz 17. Obwohl der „Hitzebetroffenheitsindex“, den eine berüchtigte Klima-NGO erstellt hat, nahelegt, dass der Mannheimer langsam in der Sonne verkochen wird, wenn nicht die Deutsche Umwelthilfe schleunigst hilft.
♦ Leider hat SED-Chef Jan van Aken als Wessi keine DDR-Erfahrung, die ihm gelegentlich bei seinen politischen Vorstößen von Nutzen sein könnte. So fordert er freihändig und unbelastet von sozialistischen Realitäten, ab 26 Grad Celsius sei eine Art hitzefrei von den Behörden zu erlassen. Dem Staatsrat der DDR war „hitzefrei“ seinerzeit unbekannt. Ob van Aken je in Italien, Spanien oder der Türkei Urlaub gemacht hat, und sich dabei die Frage stellte, ob dort irgendjemand im Sommer arbeitet? Als „Referent der Rosa Luxemburg Stiftung“ lebte er eine Zeit lang in Tel Aviv. Ließ man dort im Sommer die Arbeit ruhen? Oder plappert er einfach so drauf los, auf dass die linke Basis auf Tiktok ihn feiert?
♦ Bild will tatsächlich Geld für das Anklicken von „AfD-Absturz, schlechtester Wert seit …“ trallala. Die letzte Umfrage von INSA gibt der CDU 27,5 Prozent, der AfD 22,5. Bei einer Unsicherheit von bis zu drei Punkten könnte sogar Forsa genauso richtig liegen mit CDU 27, AfD 24. Oder wir mit CDU 25, AfD 26,5. Jedem, wie es gefällt.
♦ Neuester Schnack von BND-Chef Bruno Kahl: Er ist „sehr sicher“, dass schon bald russische Truppen auf Nato-Gebiet stehen. Komisch, dass er ausgerechnet jetzt den Geheimdienst verlassen will und angeblich als Botschafter in den Vatikan geht. Aber da soll es ja auch ganz schön geheimnistuerisch zugehen. Und Rom steht ja wohl nicht auf Putins Zielliste.
♦ Jetzt die guten Nachrichten. Greta von Schölefrö ist wohlbehalten von einem Segeltörn nach Gaza zurückgekehrt, und unsere Rotgrünen und ihre Helfershelfer freuen sich über „fast 300.000 neue Deutsche“ , Syrer vorn, Afghanen holen auf. Wie? Nein. Dass die SPD die Krankenkassenbeiträge erhöhen will, hat damit nichts zu tun.
♦ Unsere grünen Ausnahmetalente Habeck und Baerbock wirken noch lange nach. Die Tagesschau begleitet Annalena bei jedem Auftritt in New York, und Robert wird heimlicher Star des Bangalore Shorts Film Festivals (Filmbeitrag: „Schwachkopf-Affäre“). Toi, toi, toi.
Schönen Sonntag!
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