Blackbox KW 36 – Deutschland im Herbst

vor etwa 20 Stunden

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Bildquelle: Tichys Einblick

Kaum jemand war noch persönlich dabei, als anno 33 der ersten deutschen Demokratie das Lebenslicht ausgeblasen wurde, und auch die Geschehnisse in der zweiten deutschen angeblich demokratischen Republik hinter Stacheldraht, Schießanlagen und Wachtürmen kennt die Mehrheit nur aus dem Fernsehen. Dafür dürfen diesmal alle dabei sein und miterleben, wie rote Sturmabteilungen etwa in Tübingen Diskussionsrunden sprengen, mit freundlicher Unterstützung von „Demokratie leben“. Alle sind Zeuge, wie die Gewaltenteilung zur reinen Gestaltenteilung verkommt, wie die Sozialisten erneut versuchen, jede Opposition zu verbieten, wie Spitzel und Geheimdienste in enger Abstimmung mit Polizei und Justiz jede freie Meinungsäußerung im Keim ersticken. Wie? Es gibt ja noch die CDU, sagen Sie? Na und?

♦ Jeder Lebensbereich wird von unseren Staatsorganen ausgeleuchtet, und wer sich dem diesmal echten Sozialismus in den Weg stellt, soll die „volle Härte des Rechtsstaats“ spüren. Ja, sicher, das 0:2 der deutschen Nationalmannschaft gegen die Slowakei war kein Ruhmesblatt, aber das muss man ja nicht auch noch in den Sozialen Medien hämisch kommentieren! Deshalb übernimmt nun die Staatsanwaltschaft die Aufarbeitung des Spiels.

♦ Damit es nicht Ende nächsten Jahres zu einem AfD-Ministerpräsidenten kommt – in Sachsen-Anhalt führen die Blauen mit 39% und 12 Punkten vor der CDU – rufen die Grünen hysterisch die Bundestags-Fraktionschefs von Union, SPD und Linkspartei für ein AfD-Verbotsverfahren zusammen. Wäre doch gelacht, wenn der Wähler in einer Demokratie wählen kann, was er will!

♦ Natürlich will Kanzler Fritz „Deutschland voranbringen“, so heißt ja schließlich sein neuestes Reformpapier. Um den Aufschwung so richtig in Gang zu bringen, war zuvor allerdings eine „offene Aussprache“ nötig, und hier drohte höchste Gefahr! Denn, so will Bild erfahren haben, Putin und Xi könnten heimlich mithören, was sich Fritz und Lars zu sagen haben und die geheimen Aufschwung-Pläne unserer Regierung blitzschnell kopieren. Nicht auszudenken!

♦ Die „massiven Lausch- und Hacker-Angriffe“ der letzten Zeit, „vermutlich aus China und Russland“ (Bild) bringen uns direktemang zu Ursel von der Leine, selbst ernannte Kriegsherrin EUropas. Deren Flugzeug war bei einem ihrer Rüstungsfirmenbesuche „vor der Landung in Bulgarien von einer GPS-Störung betroffen“, so die stets bestens informierte Tagesschau. Der Pilot musste „mithilfe analoger Karten“ – Gottseidank an Bord! – landen. Eine weitere üble „Attacke Russlands“? Wohl eher ein weiteres Kapitel aus Ursel von der Leyens dickem Märchenbuch. Denn sogenannte Flugtrackingdienste wiesen schnell nach, dass alle offiziellen Angaben (Verspätung, Kartenflug, etc.) reiner Kokolores waren.

♦ Wer hat zuerst „Bingo!“ gerufen beim Koalitionstreffen (Bild: Bei Braten und Salat) in Fritzens Nobelherberge und alle Bullshit-Bingo-Phrasen „Fahrplan“, „Eckpunkte“, „auf den Weg bringen“, „Signale setzen“ und „Weichen stellen“ abgehakt? Lars? Bärbel? Jedenfalls sind „wir auf dem gleichen Kurs“, so Bärbel Bas nach dem Treffen: Einsparungen beim Bürgergeld vom Tisch, Verbrennerverbot-Aufhebung vertagt, sonst läuft eh alles wie geschmiert. Beste Nachricht des Tages: Endlich sind auch alle SPD-Vorsitzenden mit Fritz per Du.

♦ Wer will Friedrich Merz widersprechen, wenn er sagt: „Wir leben seit Jahren über unsere Verhältnisse“ – nur über das „wir“ könnte man streiten. Millionen fremde Kostgänger üppig auf Lebenszeit versorgen?! Einen heimlichen Krieg auf Kredit gegen eine Großmacht führen!? Die Arbeit einstellen, um „das Klima“ zu retten!? Zigtausende Denunzianten (via „Demokratie leben“ et al.) durchfüttern!? Wenn das nicht „über die Verhältnisse leben“ ist, was dann?

♦ Wadephul regiert, Wadephul fliegt ein. Der neue Außenminister hat den Immigrations-Shuttle für Afghanen wieder aktiviert, weil er „möchte auch in Zukunft Ortskräfte für Deutschland gewinnen können“. Hm. Wo denn? In der Ukraine? Sind die „Ortskräfte“ nicht längst hier?

♦ Dafür sollen zukünftig Migranten, die bereits in einem anderen Staat registriert wurden, in Asylzentren untergebracht werden. Frisch vom Kabinett abgesegnet und auf dem Weg in den Bundestag, aber schade, dass daraus nichts wird. Nehmen wir nur einmal Sachsen-Anhalt (mehr als 4000 Ausreisepflichtige), wo (noch) der Haseloff haselhofft, gibt es keinen Abschiebeknast, und der, der gerade gebaut wird, ist vielleicht Ende 2026 fertig und frühestens ab dem zweiten Halbjahr 2027 betriebsbereit. Knapp 38 Millionen Euro werden bis dann verbaut sein für gerade mal 30 Abschiebekandidaten. Mit Pool und Kaminzimmer? Hätte man sich gleich sparen können, den Unsinn.

♦ Ach könnten sich nur alle in Berlin so gut verstehen wie der Miersch und der Spahn! Jens und Michael sind jetzt gemeinsam nach Kiew gereist, um sich ein wenig umzusehen. Und vielleicht ein bisschen zu shoppen… Nein, warten Sie, nicht dass wir das jetzt falsch subsumieren. Shoppen war angeblich das afghanische Pärchen, das deshalb den Gratisflieger nach Schland verpasste… (wird jetzt extra abgeholt).

♦ „Bild“ verspricht gegen Bezahlung „die Wahrheit“ über auffällig viele AfD-Kandidaten im Homeland NRW (insgesamt sieben!), die pünktlich zu den Kommunalwahlen „plötzlich und unerwartet“ starben. Dabei haben die stets wachsamen Kollegen der Altmedien längst klargemacht, dass „auch Kandidaten anderer Parteien und Wählervereinigungen nach ihrer Aufstellung zu den Wahlen gestorben“ seien, also eigentlich keine besonderen Vorkommnisse. Außerdem, „liegen in keinem Fall Hinweise auf ein Fremdverschulden“ vor, nicht mal auf dem Linksextremisten-Portal indymedia.

♦ Leider sind die Altmedien-Redakteure selten wachsam, wenn es um bestimmte Themen geht. So berichtete das Göttinger Tagblatt (SPD-nahes RND-Medium) von einem 16-jährigen Mädchen, das „vom Zug erfasst“ wurde. Wer zu dem „Unfall“ „Falschmeldungen“ verbreite, warnte die Polizei berichtsbegleitend, werde strafrechtlich belangt. Die Mutter der ermordete Liana wandte sich wegen der offensichtlichen Arbeitsverweigerung von Journos und Polizei schließlich an das Büro von AfD-Höcke. Inzwischen konnte den Journos auf die Sprünge geholfen werden. Der nun Iraker, der das Mädchen vor den Zug gestoßen hatte, war bestens polizei- und psychiatriebekannt und lange ausreisepflichtig. Deshalb müssten „die verantwortlichen Behördenmitarbeiter wegen Beihilfe vor Gericht“, so der Freiheitskämpfer Elon Musk. (Hinweis an übereifrige Staatsanwälte: Der Mann ist weit über eurer Gehaltsklasse.)

♦ Emmanuel Macron will wie einst Napoleon 26 Länder zusammengetrommelt haben, die unter seinem Banner in die Ukraine marschieren. Welche 26 will er nicht verraten. Bleibt allerdings noch die Hakenkreuz-Frage. Das Symbol ist den Finnen nämlich so ans Herz gewachsen, dass sie nicht wirklich darauf verzichten wollen. Selenskyj ist das einerlei. Die Ukraine braucht Geld, deshalb ist für ihn „eine Mitgliedschaft in der Europäischen Union eine zwingende ökonomische, politische und geopolitische Sicherheitsgarantie“. Für Putin geht das in Ordnung. Je eher die Ukraine in die EU kommt, umso eher ist die EU auch finanziell endgültig weg vom Fenster.

♦ Die Bundeswehr auf ihren neuen Werbeplakaten: „Wie weit gehst du für unsere Demokratie?“ Gegenfrage der deutschen Jugend: Zu Fuß?

♦ Schon weihnachtet es mit Stollen, Spekulatius und Dominosteinen im Supermarkt. Wir haben zum Fest nur einen Wunsch. Dass Plagiatsjäger Stefan Weber rechtzeitig mit der Analyse von Marcel Fratzschers Doktorarbeit fertig wird: „Marcel Fratzscher hat in Florenz im Jahr 2002 auf 109 Seiten zum sehr allgemein gehaltenen Thema „On the growing economic interdependence in a global economy“ promoviert. Ich bin gespannt auf die Lektüre!“

Schönen Sonntag!

Nicht genug? Lesen Sie Stephan Paetow täglich auf https://www.spaet-nachrichten.de/

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