Bei Lanz sitzt Nancy Faeser grinsend in ihrem Scherbenhaufen

vor etwa 3 Stunden

Blog Image
Bildquelle: Tichys Einblick

Früher ein Ministerium mit 86.000 nachgeordneten Beschäftigten, heute, als einfache Abgeordnete nur noch fünf Mitarbeiter. „Wie nennt man das: Bedeutungsverlust?“, fragt Markus Lanz spöttisch. Doch eine Nancy Faeser (SPD) hält sich nach wie vor für wichtig – so wichtig, dass sie sich in ihrem Redefluss kaum bremsen lässt. Sie redet und redet und redet, sie wiederholt sich, wiederholt sich nochmal und wiederholt sich ein drittes, viertes, fünftes Mal, sie unterbricht die anderen und vor allem: Sie wirkt so ungemein selbstsicher, nachgerade selbstverliebt, dass einem angst und bange werden kann. Es dauert nur wenige Minuten bis zur wichtigsten Erkenntnis des Abends: Gut, dass diese Frau nicht mehr Innenministerin ist.

Armbinde, AfD-Gutachten, Afghanenflieger, Hessenwahl, Migrationswahnsinn, Attentate und Messergewalt – als Lanz beginnt, die vielen Faeser-Fehltritte aufzuzählen, beschleicht uns die Angst, die nachfolgenden Sendungen könnten sich bis in den Morgen verschieben.

Lanz steigert sich über die Sendung hinweg nur unwesentlich. Er erinnert Faeser an die alberne One-Love-Binde, mit der sie bei der Fußball-WM in Katar das Blut in ihrem Oberarm staute. Fast zeitgleich dann ein Robert Habeck, der in Katar den Bückling macht, um nach Erdgas zu betteln – „Wie viel Porzellan haben wir zerdeppert?“, fragt Lanz. Doch an einer Faeser prallt so ein Versuch ab.

Selbstzufrieden sitzt sie da und grinst alles weg. Behauptet, sie habe sich mit der Binde für die „Sicherheit der Fans“ eingesetzt, die eine Regenbogenfahne tragen. Sie prahlt: „Ich habe sehr positive Rückmeldungen bekommen.“ So ein streng riechendes Eigenlob nimmt Robin Alexander volley: „Jo, aber auch ’n paar andere“, kontert der Vize-Chef der darbenden Tageszeitung „Welt“. Den Realitätsverlust deutscher Politiker bringt er auf den Punkt: „Ich glaube ehrlich gesagt, dass die Kataris darüber lachen.“

Glaubte man Faeser, dann ist Deutschland auch zehn Jahre nach Beginn der Migrationsflut noch immer ein unverändert sicheres Land. Lanz zählt einige der Anschlagsorte auf: Aschaffenburg, Brokstedt, Magdeburg …, aber Faeser hat es sich in ihrer Selbstgerechtigkeit bereits gemütlich gemacht. Attentate gäbe es ja schließlich überall, sagt sie, sogar in Diktaturen ohne freiheitliches Rechtssystem. Ihr Credo: So etwas kann man gar nicht verhindern. Niemand kann etwas für gar nichts, niemand ist schuld, niemand kann etwas ändern. Und sie schon gar nicht. Selbstreflexion? Fehlanzeige.

Alexander stellt der Ex-Ministerin ein vernichtendes Urteil aus. Sie wirke „einfach selbstzufrieden, als ob sie während ihrer Amtszeit alles richtig gemacht hätte, obwohl die Zahlen und die Realität etwas ganz anderes zeigen“. Er kritisiert die SPD insgesamt. Die Partei habe sich kulturell von ihren Wählern entfremdet. Alexander diagnostiziert einen „Realitätsverlust“, der die SPD in die Krise führe. Sie feiere „Erfolge, wo es katastrophale Misserfolge gab“.

Zugleich warnt er vor neuen Flüchtlingsströmen im kommenden Winter. Die Zahlen seien nur deshalb zurückgegangen, weil aus der Türkei zurzeit generell weniger Flüchtlinge nach Europa kämen. Wann immer Alexander die Runde mit etwas Realität konfrontiert, versuchen Faeser und Knaus, ihn irgendwie zu stoppen. Wie ein diabolisches Duo belegen Sie ihn mit einem Kommentar-Staccato, unterbrechen, zerhacken, zerstören seinen Redefluss. Und Lanz? Sitzt bisweilen wie ein Zuschauer daneben. Nicht sein bester Tag.

Knaus selbst übt sich derweil in Faeser’schem Dauerausfluss. Bisweilen redet er geschlagene fünf Minuten lang. Ununterbrochen. Am Stück. Bis es selbst dem tiefentspannten Alexander zu viel wird: „Wir müssen ihn irgendwie stoppen. Der hört nicht mehr auf.“ Und was macht Lanz? Stellt Knaus gar noch eine Anschlussfrage …

Etwas Gutes immerhin hat diese „kleine, aber sehr feine Runde“ (Lanz zur Begrüßung): Sie wirkt wahnsinnig ermüdend, was um Mitternacht nicht das Schlechteste ist. Ewig und drei Tage lang geht es darum, wer eigentlich wann mit wem um die rechte Migrationspolitik gestritten hat. Waren es Merkel und Seehofer? Schäuble? Scholz? Darum, ob Europarecht gebrochen wird, werden könnte, gebrochen werden darf oder muss? Ob die Argumente der AfD nicht eigentlich Argumente der CDU seien. Ob die AfD 2015 bereits eine Rolle gespielt habe oder nicht. Nur um dann vor dem eigenen Geschwafel zu kapitulieren. Lanz formuliert es so: „Warum reden wir eigentlich ständig über die AfD und kommen nie zur zweiten, entscheidenden Frage: Was haben wir eigentlich falsch gemacht, dass die heute da sind, wo sie sind?“

Gute Frage! Klingt wie ein Vorsatz für die nächste Sendung …

Publisher Logo

Dieser Artikel ist von Tichys Einblick

Klicke den folgenden Button, um den Artikel auf der Website von Tichys Einblick zu lesen.

Weitere Artikel