Bei Lanz: „Mensch ärgere Dich nicht“ mit Linnemann

vor etwa 15 Stunden

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Bildquelle: Tichys Einblick

Mit Carsten Linnemann würde jeder gern mal „Mensch ärgere Dich nicht“ spielen. Denn der CDU-Generalsekretär ist einfach der mit Abstand beste und sympathischste Verlierer. Immer lächeln, immer durchhalten, immer positiv – auch wenn der Gegner längst alle Figuren ins Ziel gebracht hat.

Bei Lanz am Dienstag läuft Linnemann wieder zur Höchstform auf. Dass Friedrich Merz zunächst so kläglich an der Kanzlerwahl scheiterte, ist für ihn nicht mehr als eine „Schrecksekunde“. Es sei „vielleicht das Warnsignal, das es brauchte, damit wir jetzt wirklich vorankommen“, sagt er, denn „wenn wir in den nächsten hundert Tagen liefern, nicht mehr streiten, wirklich mal machen und nicht nur reden, dann bin ich mir sicher, kriegen wir über die Strecke wieder Vertrauen hin.“ „Zuversicht“ ist der zweite Vorname des Carsten Linnemann, „trotz allem“ könnten weitere sein.

Aber es kommt noch besser: „Der macht es mit Demut, nicht von oben herab und wird jetzt Deutschland führen und wieder in eine gute Zukunft bringen.“

Journalistin Kristina Dunz vom Redaktions-Netzwerk Deutschland (RND, gehört zur Verlagsgesellschaft Madsack, die sich zu 23,1 Prozent im Besitz der SPD befindet), sieht die Sache etwas dröger: „Er ist der Bundeskanzler, der mit einer Schlappe gestartet ist, der jetzt schon beschädigt ist.“ Merz werde sich jetzt „mit Kalibern auseinandersetzen müssen wie mit Trump und mit Putin“, und „da muss man natürlich total gewappnet sein, mit allen Dingen rechnen. Und ich glaube, dass er da heute nicht Vertrauen, sondern eher Zweifel gesät hat.“

Bröcker hat auch was: „Was ich glaube und auch höre, ist: Friedrich Merz arbeitet auf vier Jahre, nicht auf acht, nicht auf sechzehn.“ Er sei ja nicht mehr der Jüngste. „Der weiß, dass er diese vier Jahre hat und liefern muss.“ Und ein Jens Spahn „weiß, dass er der Mann nach Merz sein kann – Klammer auf: wenn ihn der mächtige nordrhein-westfälische Ministerpräsident überhaupt lässt – die haben einen Deal geschlossen.“

Dunz weiß: „Genauso wie Herr Merz immer Kanzler werden wollte, will es auch Herr Spahn. Jetzt kommt es darauf an: Wann kommt Herr Merz vielleicht ins Straucheln? Herr Spahn hat mit der Fraktion eine große Machtbasis gewonnen, und er sitzt Friedrich Merz im Nacken.“

Und dann sitzt da noch ein Justus Bender von der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, der allen Ernstes schon wieder von der „Remigrationskonferenz in Potsdam“ fabuliert, jener von der „Correctiv“-NGO und der Mainstream-Presse zusammengedeuteten, zusammengelogenen und bis zum Theaterstück hochgejazzten Ente, deren Verbreitung doch eigentlich längst gerichtlich untersagt worden ist.

Er habe, weil er „nichts zu tun“ hatte, mal gezählt, wie oft im Bundestag gelacht wird. Ergebnis: „Die AfD lacht viermal häufiger als die anderen.“ Bender wertet das als „aggressive Geste“. Toll.

Während sich Bender mit wenig Redeaufwand komplett disqualifiziert, treten Bröcker und Dunz immerhin erfolgreich gleich zwei Beweise an: Zum einen, wie verknöchert und durchtrieben das deutsche Parteiensystem ist und zum anderen, wie öde es ist, jede Woche in irgendeiner Talkshow den immer selben Journalisten dabei zuhören zu müssen, wie sie diese Misere beschreiben.

„Es ist müßig, darüber zu diskutieren“, sagt Katarina Barley, und dies ist einer der wenigen sinnvollen Sätze, die von der ins EU-Präsidium weggelobten SPD-Frau kommen. Sie ergeht sich in den üblichen Warnungen vor „Extremisten“, namentlich der AfD. Die Partei habe sich „immer weiter radikalisiert, gehäutet wie eine Schlange“. Sie werde immer „demokratiefeindlicher“, je größer sie werde. Der Satz „Wir müssen die Demokratie schützen“ darf selbstverständlich nicht fehlen. Check.

Ein Abend voll weltbewegender Informationen mal wieder.

Dann doch lieber nochmal Linnemann. Der streut in seinen putzigen Positivismus wenigstens ein paar ehrlich wirkende Sätze. „Die 500 Milliarden Schulden, die wir gemacht haben oder machen werden, die gingen bei mir mitten ins Mark“, gibt er zu. Er führt die Themen Aktivrente, Arbeitsrecht und Bürgergeld an und erklärt, warum er einen Ministerposten ausschlug. Eigentlich sei sein Plan gewesen, „selbst Verantwortung zu übernehmen und dafür zuständig zu sein, das zu reformieren“. Doch „das Ressort hat die SPD. Das ist ihr gutes Recht. Wir müssen jetzt liefern. An den Taten müssen wir uns messen lassen.“

Ein Linnemann ist eben immer voller Zuversicht. Auch wenn die anderen ihre Figuren längst durchgebracht haben.

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